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„Die Zusammenarbeit sollte in Zukunft noch enger werden!“

Comploj steigt bald bei den Bergbahnen Brandnertal aus und wechselt in den Familienbetrieb Getzner Holding.
Comploj steigt bald bei den Bergbahnen Brandnertal aus und wechselt in den Familienbetrieb Getzner Holding. ©W&W
Markus Comploj, GF Bergbahnen Brandnertal, im Sonntags-Talk über Tourismus, die Region und seinen Wechsel zur Getzner Holding.

WANN & WO: Die Saison hat begonnen, waren Sie schon auf der Piste?

Markus Comploj: Ich habe schon auf Skiern gestanden, aber an unserem Eröffnungswochenende im Brandnertal war ich leider krank. Sonst bin ich schon eher einer von den Ersten. Ich bin viel in der Höhe unterwegs. Mal mit Kind und Kegel, mal im Kollegenkreis. Mindestens einmal jährlich machen wir eine mehrtägige Wanderung von Hütte zu Hütte. Im Sommer bin ich viel mit dem Mountainbike unterwegs.

WANN & WO: Wie war Ihre Kindheit in Vorarlberg?

Markus Comploj: Wir haben in Nüziders gewohnt. Meine Mutter ist aus Schruns, darum bin ich zu einem guten Teil auch dort aufgewachsen, bei meiner Großmutter. Drei Häuser neben der Hochjochbahn, also ist man sobald es möglich war, auch Skifahren gegangen. Ab 15 Jahren war ich in den Ferien Skilehrer.

WANN & WO: Apropos Hochjoch, nächste Woche geht es ja mit dem Weltcup im Montafon los.

Markus Comploj: Das ist eine super Sache! Ein internationales Event zum Saisonstart ist nicht nur fürs Hochjoch oder das Montafon wichtig, sondern für die ganze Branche. Man kann zeigen, dass es Schnee hat und losgeht – eine gute Botschaft, die allen Skigebieten in Vorarlberg nützt.

WANN & WO: Gab es auch brenzlige Situationen am Berg?

Markus Comploj: Nicht wirklich, aber als wir mal im Frühjahr einen Firnhang ein zweites Mal fahren wollten, war die Sonne halt schon länger auf dem Berg. Auf einmal ist alles miteinander Richtung Tal gegangen – da steigt der Adrenalinpegel, aber passiert ist uns nichts. Seither bin ich schon lieber auf der sicheren Seite und einen weiteren Wechsel gab es dann, als ich Vater wurde. Ich fahre heute nur noch mit Airbagrucksack und allem drum und dran.

WANN & WO: Skilehrer haben ja auch einen gewissen Ruf.

Markus Comploj: Den „Typischen Skilehrer“ gibt es schon viele Jahre nicht mehr. Im Brandnertal sind die Erwachsenen nicht einmal mehr zehn Prozent vom gesamten Skikurs-Volumen, schätze ich. Man ist eher mit Kindern oder Jugendlichen unterwegs. Mit den Skilehrer-Kollegen ist man dann am Abend schon um die Häuser gezogen, Aprés-Ski und das volle Programm (schmunzelt).

WANN & WO: Wie sind Sie im Tourismusbereich gelandet?

Markus Comploj: Trotz Maschinenbauingenieur und Betriebswirtschaft hat es mich schon immer in diese Wintersport- und Tourismusecke gezogen. Ich war insgesamt acht Jahre in der Schweiz. Zuerst die Ausbildung, dann eine Sportgeschäft-Einrichtungsgeschichte für eine Montafoner Firma. Eine Zeit lang habe ich sogar selbst ein Sportgeschäft betrieben, in Kombination mit einem Hotel. Schließlich habe ich mich dort als Tourismusdirektor beworben und tatsächlich – als Österreicher – den Job auch bekommen.

WANN & WO: Wie wichtig ist die enge Zusammenarbeit von Seilbahnen, Tourismus und Gemeinden?

Markus Comploj: Der Gast unterscheidet nicht, von wem ein Angebot finanziert wird. Darum ist eine enge Zusammenarbeit von allen wichtig und sollte zukünftig noch zunehmen. Es ist aufwändig, aber die Rädchen müssen gut in einander greifen. Das ist für mich auch ein Ansatz, den ich als Fachgruppenobmann verfolge. Die Zusammenarbeit zwischen Tourismus und Bergbahnen muss noch enger stattfinden. Öffnungszeiten, Angebote, Produkte sind oft nicht hundertprozentig aufeinander abgestimmt. Das merkt der Gast.

Wechsel zur Getzner Holding

WANN & WO: Im Sommer werden Sie zur Getzner Holding in die Geschäftsleitung wechseln. Wie bereiten Sie sich darauf vor?

Markus Comploj: Bis Mitte 2018 bin ich noch bei den Bergbahnen und auch voll motiviert. Der Wechsel ist nicht einfach, weil ich schon sehr am Brandnertal und an dem Beruf hänge. Erst werde ich zwei Monate Pause mit der Familie machen und dann im Herbst im neuen Job einsteigen. Ich werde bei Getzner auch nicht gleich Geschäftsführer, sondern zuerst als Mitglied der Geschäftsleitung das Geschäft kennenlernen. Ich denke, das ist unerlässlich. Das sind so spezielle Produkte, dass egal, wer da kommt, eine gewisse Zeit braucht.

WANN & WO: Ist es wichtig, über Spezialisierung Nischen zu finden?

Markus Comploj: In den 90er-Jahren ist es Getzner wie allen Textilunternehmen schlecht gegangen. Man hat sich umstrukturiert, neu orientiert und heute sind die einen Weltmarktführer bei schwingungsdämmenden Produkten, die anderen Qualitätsführer im Afrika-Damast und bei gewissen technischen Textilien. Man muss in die Nischen gehen. Das sieht man auch bei den anderen erfolgreichen großen Unternehmen in Vorarlberg.

WANN & WO: Kann man das auch auf den Tourismus umlegen?

Markus Comploj: Auf jeden Fall. Zum Beispiel sollte der Tourismus auch enger mit der Landwirtschaft zusammenarbeiten und so regionale Produkte direkt zu den Gästen bringen. Ich glaube, dann könnte man mit der Zeit auch höhere Preise verlangen. Davon sind wir noch weit entfernt, aber das ist der zukünftige Weg. Wir sind kein Massenprodukt, auch wenn es vielen so vorkommt.

“Ersten Bikepark ins Leben gerufen”

WANN & WO: Was war rückblickend am einprägsamsten im Brandnertal?

Markus Comploj: Das war auf jeden Fall, dass wir den Sommer so massiv ausbauen konnten und den ersten Bikepark von Vorarlberg ins Leben gerufen haben. Das engere Zusammenrücken mit dem Montafon war für mich auch sehr wichtig. Vor ein paar Jahren wäre es noch undenkbar gewesen, dass man von einer gemeinsamen Gästekarte redet.

WANN & WO: Wie bringt man die Downhill-Szene auf den Berg?

Markus Comploj: Dafür braucht man das Know-how. Bis hin zu der Frage, was in der Gastronomie angeboten werden soll. Das war ganz spannend. Wir wollen das Bike-Thema mit Freeride- und Enduro-Strecken noch weiter ausbauen. Hier war es wichtig, von vornherein alle mit ins Boot zu holen. Grundeigentümer, Landwirte, Förster und Jäger. Vor dem Bikepark haben wir unsere Bauern mit denen beim Bikepark in Lenzerheide zusammengebracht. Die haben miteinander geredet und so wurden viele Sorgen ausgeräumt.

WANN & WO: Wie entspannen Sie?

Markus Comploj: Ich mache sehr gerne Musik, bin auch im Musikverein Nüziders. Das andere ist natürlich die Familie, mit der ich am liebsten Ausflüge mache.

WANN & WO: Welche Gipfel würden Sie gerne noch besteigen?

Markus Comploj: Mein Ziel ist es, alle Gipfel in meinem unmittelbaren Sichtfenster einmal zu schaffen. Ich habe gemerkt, dass das überhaupt nicht so wenige sind. Wenn man sich im Großraum Bludenz im Kreis dreht, kommen schon einige Gipfel zusammen, das ist nicht ohne.

WANN & WO: Wie werden Sie Weihnachten verbringen?

Markus Comploj: Ich hoffe heuer etwas ruhiger als die letzten Jahre. Die vergangenen drei Winter waren die Gäste da, aber wir hatten keinen Schnee. Da war man schon nervös, aber heuer sieht es gut aus. Wenn man die Großwetterlage betrachtet, werde ich heuer an Weihnachten besser schlafen.

WORDRAP
Zur Person Name: Markus Comploj Geboren: 10. September 1977 Beruf: Geschäftsführer Bergbahnen Brandnertal Herkunft/Wohnort: Nüziders Familie: verheiratet, zwei Söhne
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