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"Die Zeit mit meiner Familie ist die beste Therapie"

Markus verbringt jede freie Minute mit seiner Partnerin Karo und ihrer gemeinsamen Tochter, der kleinen Mathilda.
Markus verbringt jede freie Minute mit seiner Partnerin Karo und ihrer gemeinsamen Tochter, der kleinen Mathilda. ©Wann & Wo/Mik
Nach dem Horrorsturz bei Olympia stattete WANN & WO Markus Schairer und seiner Familie einen Krankenbesuch in Schruns ab.
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Inzwischen kann der Snowboarder wieder gut lachen, zumal das mit der kleinen, sieben Monate alten Tochter Mathilda, die das Leben der jungen Familie auf den Kopf stellt, auch wirklich nicht schwer fällt. „Die beste Therapie ist die gemeinsame Zeit mit Karo und meiner Kleinen. Auch sonst verläuft der Genesungsprozess hervorragend. Meine Ärzte und Therapeuten sind höchst zufrieden“, erzählt der Montafoner, der gemeinsam mit Physiotherapeut Alexander Fröis, der schon für die Fitness von Marcel Hirscher verantwortlich zeichnete, an einem möglichen Comeback arbeitet. „Ich habe mir schon allein aus mentalen Gründen das Ziel gesetzt, im Herbst wieder auf dem Snowboard zu stehen. Trotzdem bleibt angesichts der Verletzung aber alles offen“, führt der Wintersportler fort.

Bange Stunden für die Familie

Der Sturz beim olympischen Boardercross in Korea sorgte weltweit für Schlagzeilen. Schairer brach sich nach einem spektakulären Abflug über knapp 30 Meter bei der äußerst unsanften Landung den fünften Halswirbel. „Als ich mir den Sturz im Nachhinein betrachtet habe, wurde ich mir der enormen Kräfte bewusst. Ein Freund von mir, der in München Mathematik studiert, sprach von einer Belastung von knapp 5 G. Der Aufprall war so hart, dass ich beim Rebound quasi wieder komplett gerade stand und dann nochmal zu Boden geschleudert wurde. Ich habe gehört, dass etwas brach, dachte aber zuerst nicht lange darüber nach“, spricht Schairer über seine Erinnerung an den Bewerb. Für seine Partnerin Karo und seine Familie war besonders die Zeit nach dem Rennen, in der kein Kontakt zu Markus möglich war, dramatisch. „Anneliese, die Mutter von Markus, kam zu mir in die Wohnung und wir haben bange Stunden verbracht. Wir wussten zwar, dass er selbst ins Ziel gefahren ist, hatten aber lange Zeit keine Möglichkeit, direkt mit ihm zu sprechen. Diese Zeitspanne war schrecklich, einzige Ablenkung bot die kleine Mathilda, die unsere ganze Aufmerksamkeit bekam. Im Hinterkopf war aber immer die Ungewissheit, bis dann endlich der erlösende Anruf kam und wir wussten, dass es Markus gut ging“, berichtet Karo.

Gedanken an die Zukunft

„Nach dem katastrophalen mehrstündigen Transport auf einer behelfsmäßigen Plastiktrage, festgeschnallt im Auto, folgte die Erstversorgung. Die ersten zwei Tage im koreanischen Krankenhaus waren die Hölle. Ich habe noch nie so viel mit meinem Schicksal gehadert. Einerseits wusste ich zwar, dass ich angesichts der Verletzung ein Riesenglück gehabt habe. Andererseits liegt man bei knapp 30 Grad in einem fensterlosen und unbelüfteten Zimmer. Schwestern und Ärzte verstanden kaum ein Wort und die Betreuung war eine einzige Katastrophe. Am schlimmsten war aber die Zeit, die man mit sich selbst und seinen Gedanken verbringt. Man starrt nahezu unbeweglich an die Decke und denkt an seine Familie und die Zukunft. Und mir wurde bewusst, dass es nie soweit kommen durfte, dass Karo unsere Tochter Mathilda im Kinderwagen und mich im Rollstuhl schieben soll“, führt der dreifache Olympiateilnehmer fort.

Kritik am Bewerb

In der Zwischenzeit hat sich das Leben des 30-Jährigen wieder weitestgehend normalisiert. Was bleibt ist leiser Groll gegen die Veranstalter. „Bis auf zwei Nationen haben damals sämtliche Teilnehmer den Kurs und die überdimensionierten und teilweise einfach nicht funktionierenden Sprünge kritisiert. Auch beim Skicross hat man gesehen, wie viele Verletzungen der Olympia-Bewerb gekostet hat. Was mir heute immer noch aufstößt, war die Aussage vom deutschen FIS-Renndirektor Uwe Beier. Wenige Stunden nach dem Sturz schrieb er mir eine sarkastische E-Mail mit dem Inhalt, dass man die Sprünge wohl doch adaptieren hätte müssen. Glücklicherweise formiert sich nun auch im Fahrerlager Widerstand, es geht einfach um unserer aller Sicherheit“, appelliert der Winterportler abschließend an die Verantwortlichen.

Markus Schairer auf dem Weg zurück

Natürlich heilt es sich nicht mehr so gut, wie mit 20 Jahren, trotzdem zeigt sich der ehemalige Weltmeister angesichts der Fortschritte im Heilungsprozess positiv gestimmt: „In Feldkirch erhielt ich die optimale Betreuung und gemeinsam mit Alex Fröis geht es nun wieder aufwärts.“

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