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Die Wunderläufer - Meister in der Savanne

Früh morgens klingelt mein Wecker und ich verwurstle aufs Neue meine Hand in den trocknenden Handtüchern am Bettgeländer, bevor ich an den Wecker heran komme. Einmal durchatmen, Augen reiben, duschen, Zähne putzen und los, damit wir noch vor Sonnenaufgang beim Startpunkt angelangen.
Impressionen

Wir kommen näher, hoffentlich still und heimlich. Zebras sind scheue Tiere, an unserer Gesellschaft nicht interessiert. Also müssen wir vorsichtig sein bei unserem Gänsemarsch durchs hohe Savannengras, auf die friedlich grasende Herde zu. Wir, das sind unser Guide Paul Njogu, unser Fahrer Julius Makau und drei Europäer. Wir laufen in weichem Sand und sehen Spuren. Die kleinsten stammen von Warzenschweinen, die größten von Nilpferden. Wir sind auf einem Nilpferdpfad gelandet und hören plötzlich ein heftiges Schnaufen, bleiben stehen, blicken mit einer Mischung aus Furcht und Abenteuerlust umher.
Nilpferde etwa? Die entspannten Gesichter der Begleiter enttäuschten meine ehrgeizigen Hoffnungen. Das Schnaufen klingt zwar aggressiv, bedeutet aber Furcht. Die Zebras sind nun doch auf uns aufmerksam geworden und treten hysterisch die Flucht an. Wir entscheiden uns dafür zurück zum Auto zu gehen und fahren auf den langen, trockenen Savannenstraßen weiter. Das Dach unseres Wagens ist geöffnet und wir stehen, um über das Gesträuch weit bis zum Horizont blicken zu können. Die Vegetation erinnert an einen Urwald, der langsam in eine offene Grasfläche übergeht und ich schließe meine Augen, um den warmen Fahrtwind auf meiner Haut besser spüren zu können. Der Untergrund ist uneben und man fühlt die Vibrationen im ganzen Körper. Plötzlich kreuzt ein Warzenschwein über die Straße und verschwindet auf der anderen Seite im Wald. Paul sagt, das es uns wahrscheinlich schon wieder vergessen hat – denn sie gehören zu den Tieren mit dem kürzesten Gedächtnis überhaupt. Hier im Nationalpark am Lake Nakuru hat es derzeit etwa 35°C. Plötzlich sehe ich einen Schatten auf uns zukommen. Ein Maribou Storch fliegt knappe 10m über unsere Köpfe und ich habe kurz das Gefühl ausweichen zu müssen. Vielleicht hat er einen Büffelkadaver gewittert und Hunger bekommen.

Die Vielfalt der Tierwelt

Julius fährt immer langsamer, bis wir stoppen. Ein Affe (Olive-Baboon) sitzt neben unserem Auto auf dem Randstein seines Territoriums. Er schaut umher, als ob es ihn langweilen würde heute Wache schieben zu müssen und er wirft uns einen Blick zu, der wahrscheinlich etwas wie „Du kommst hier nicht rein!” bedeuten soll. Paul erklärt, dass er für seine Familie das Territorium gegen Eindringlinge absichert. Wir fahren weiter und bleiben am Lake Nakuru stehen. Es ist ein See, der als Heimat für eine Vielzahl verschiedenster Tier- und Pflanzenarten gilt und etwa drei Millionen Flamingos beherbergt. Derzeit sind es nur etwa eine Million dieser farbigen Vögel, da die geringen Wasserbewegungen in der Trockenzeit zu wenig Plankton für die Vögel bietet. Es entsteht eine Völkerwanderung von etwa zwei Millionen Vögeln, die in atemberaubenden, riesengroßen, pinken Schwärmen in andere Regionen ziehen. Ich beginne immer mehr zu erkennen, wie sich die ganze Natur hier in Bewegung befindet. Der Wasserstand, der zu Tierwanderungen führt. Sich ändernde Vegetationen, die den Schutz für die Schlusslichter der Nahrungskette aufbauen oder wegnehmen. Manchmal trainieren sogar die kenianischen Marathon-Läufer hier in der Savanne und machen ihre Trainingsläufe zwischen Zebras und Büffel – natürlich immer mit genug Abstand.
Für die Mittagspause habe ich gestern viele Karotten eingepackt, damit wir gute Augen für die Safari haben und es zahlt sich aus: Der Tag geht weiter mit Giraffen, Nashörnern und Löwen. Farbige Vögel, Salamander und verschiedenste Affenarten zeigen die Tiervielfalt dieses Landes. Mit einem eng besetzten Kleinbus (Matatu) kehren wir wieder zurück in die Berge, nach Hause in das Marathoncamp. Nach dem Abendessen springen die für heute ersten Sportler auf meine Behandlungsbank und ich falle um Mitternacht todmüde ins Bett.

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