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Die Wunderläufer aus Kenia - Ein Blick auf die Erfolgsfaktoren

Was ist das Geheimnis des Erfolges der Kenianer?
Was ist das Geheimnis des Erfolges der Kenianer?
Von den bisher schnellsten zehn Läufen über die Marathondistanz sind acht Rekorde von Kenianern. Darunter der derzeitige Weltrekord von Wilson Kipsang der in Berlin die 42,195km in 2:03:23 h gelaufen ist. Wie ist das möglich?
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Mögliche Erfolgsfaktoren

In diese Reihe von Rekordläufern eingebettet ist dieser Verbund der Kalenjin – drei Millionen Menschen – der daran einen überwältigenden Anteil von 80-90% hält. Vielleicht ist also die Genetik entscheidend? Dieser Frage ist auch schon die Forschergruppe um Bengt Saltin vom „Muscle Research Center“ in Kopenhagen nachgegangen. Sie haben beispielsweise herausgefunden, dass Kenianer mit der gleichen Sauerstoffmenge 10% weiter laufen können wie Europäer. Mehr Ergebnisse der Saltin-Gruppe gibt es hier und weiter möchte ich darauf gar nicht eingehen, denn auch Douglas Adams ist in seinem Buch „Das Leben, das Universum und der ganze Rest“ einer ähnlich schwierigen Frage nachgegangen und kam zu der Antwort: 42. Die Antwort über die Frage der Genetik ist also noch nicht abschließend geklärt und ich habe den starken Eindruck, das andere Dinge viel entscheidender sind. Hier im Camp ist sich jedenfalls jeder Läufer sicher, den ich frage: „Man muss hart arbeiten und schlau an die Sache heran gehen”. Wir haben auch schon über die mentalen Fähigkeiten der Läufer nach gedacht und wissen nun, dass der Erfolg ganz klar mit knall harter Arbeit zu tun hat. Vorteile aus dem Höhentraining, den guten anthropometrischen Längenverhältnissen, den langen Schulwegen und Bergstrecken sind sicher auch Ursachen für diese tollen Leistungen. Doch gibt es noch mehr Antworten auf dieses: Warum? Vielleicht auch Tricks, die wir für unser eigenes Training nutzen könnten?

“Es ist die Milch”

Das sagen die Mütter der Läufer in einer kleinen Anekdote. Die Rinder standen Jahrhunderte lang in der Mitte ihrer Lebensentwürfe. Vielleicht ist diese Antwort garnicht mal so falsch und es hat wirklich mit der Ernährung zu tun. In einem Ernährungsprotokoll über drei Tage habe ich genau mitgeschrieben wer wieviel, wann und was isst. Der typische Tagesablauf startet mit einem Morgenlauf um 6:30 Uhr. Es wird also vor dem Frühstück immer schon trainiert. Beim Frühstück gibt es geschälte Süßkartoffeln, die man einfach mit den Händen isst, braunes Sandwichbrot mit allen möglichen Aufstrichen wie Butter, Erdnussbutter, Marmelade. Zu jeder Mahlzeit gibt es einen Fruchtteller mit Mango, Ananas, Wassermelone oder Bananen. Um 9:30 Uhr ist der zweite Lauf – hier werden meist sehr unterschiedliche Sachen trainiert – je nach Aufgabenstellung des Trainers. Um 12:00 Uhr gibt es Mittagessen mit einer starken Kohlenhydratquelle, die mit viel Gemüse gemischt wird. Die genauen Lebensmittel werden weiter unten beschrieben. Um 16:30 Uhr ist das dritte Training, auch hier wird je nach Trainingsaufgabe unterschiedlich trainiert. Da ich zuerst in vielen Gesprächen mit dem Trainer und den Sportlern mehr Wissen über das Training der Kenianer sammeln möchte, gibt es den Blogeintrag zu diesem Thema erst in ein paar Tagen. Um 18:00 Uhr gibt es Abendessen – selbes Prinzip wie mittags. Zwischen den Mahlzeiten ist immer Teezeit in der massenweise Schwarztee mit Milch getrunken wird. Die Läufer geben da noch eine ordentliche Menge Zucker dazu. Zusammen mit dem Wasser kommen sie in etwa auf 3l Flüssigkeitszufuhr pro Tag.

Die Nährstoffe

  • Kohlenhydrate: Das Hauptnahrungsmittel Ugali ist als eine Art weißes Maismehl mit Wasser sicher eine starke Kohlenhydratquelle. Ich würde es mit Riebel vergleichen, der jedoch nicht angebraten wird. Alternativen sind Nudeln, Reis, Kartoffeln und Weizenmehlpfannkuchen (Chapati). Es gibt bei fast jeder Mahlzeit eine andere Kohlenhydratquelle, meistens aber Ugali.
  • Proteine: täglich gibt es Bohnen oder Kichererbsen. Alle paar Tage gibt es Hühnchen, selten Schaf oder Rind als zusätzliche Proteinquellen, jedoch ist an diesem Fleisch nicht viel Fleisch dran und man kaut eher auf zähen Sehnenbrocken herum. Vielleicht kann man hier noch den Erdnussbutter vom Frühstück und die Milch von den Teezeiten mitrechnen, jedoch ist die benötigte Proteinmenge aus meiner Sicht sicher der schwierigste Punkt in ihrer Ernährung.
  • Fette: wenig
  • Vitamine, Mineralstoffe: täglich zwei große Gemüserationen vorallem mit Spinat, Kohlsorten, Blattgemüse, Karotten. Dann eben noch die Obstteller mit Ananas, Mango, Wassermelone und Bananen. Vom Verhältnis her: viel Gemüse – wenig Obst.

Aus meiner Sicht ein ebenfalls wichtiger Punkt ist die Lebensmittelherkunft. Das Essen kommt natürlich direkt von den Nachbarn und wurde spätestens am Vortag geerntet. Also immer frisch und nicht gespritzt. Die Nährstoffdichte ist bei diesen Lebensmitteln sicher sehr gut – die benötigte Kalorienmenge wird sicher auch erreicht – Aus meiner Sicht könnte lediglich die Proteinzufuhr noch verbessert werden. Der Proteinbedarf steigt bei solchen Ausdauerbelastungen sehr an und ich spreche auch mit dem Coach darüber. Er sagt das Selbe – und sie arbeiten beispielsweise gerade hart daran öfters Eier auf den Speiseplan zu bekommen, doch die sind nunmal teuer und fallen nicht vom Himmel…

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