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Die Wolken von Sils Maria - Trailer und Kritik zum Film

Die Schauspielerin Maria Enders bekommt das Angebot, in jener Produktion mitzuspielen, mit der sie einst ihren Durchbruch schaffte.

Damals mimte sie eine junge Frau, die ihre ältere Chefin verführte und in den Selbstmord trieb. Heute, mehr als 20 Jahre später, soll Maria diese enttäuschte Chefin spielen. In “Die Wolken von Sils Maria” kämpft Juliette Binoche als Maria nun mit der Vergänglichkeit.

Die Wolken von Sils Maria – Geschichte

Schon die erste Szene macht den Unterschied deutlich: Hier eine Schauspielerin mittleren Alters mit großer Sonnenbrille, die gerade versucht, ihre Scheidung per Telefon zu organisieren. Ihr gegenüber eine junge Frau mit großer, schwarzer Hipsterbrille, Tätowierungen und stets zwei Handys in Betrieb. Die beiden sitzen im Zug quer durch Europa auf dem Weg nach Zürich; die eine erfolgreiche Schauspielerin, die andere ihre junge Assistentin, Freundin, Probenpartnerin, Therapeutin.

Sie beide gehören zwei völlig unterschiedlichen Generationen, und manchmal auch zwei ganz unterschiedlichen Welten an, die doch zusammen gehören. Regisseur Olivier Assayas widmet diesen beiden Frauen einen vielschichtigen, dialoglastigen Film – und hat mit Juliette Binoche und Kristen Stewart ein perfektes Leinwandpaar gefunden, das immer wieder Für und Wider des Angebots abwägt – schließlich soll die Rolle des jungen Mädchens vom skandalträchtigen Shootingstar Jo-Ann Ellis (Chloe Grace Moretz) gespielt werden.

Assistentin Valentine (Stewart), jene junge Frau aus dem Zug, die das Leben Marias managt, überzeugt sie. Die beiden ziehen sich in die Schweizer Alpen, in das Haus von Marias gerade gestorbenem, einstigen Mentor Wilhelm Melchior zurück, damit sich Maria dort auf die Rolle vorbereiten kann – ständig von Zweifeln getrieben. Es ist eine seltsame Beziehung, die diese beiden Frauen führen, mal freundschaftlich, doch auch immer einander beäugend: Hier Valentine, in der heutigen Welt verhaftet und moderne PR perfekt beherrschend, dort Maria, ein bisschen Diva und doch ein sinkender Stern im gnadenlosen Geschäft der Schauspielerei.

Die Wolken von Sils Maria – Kritik

Regisseur Olivier Assayas bedient sich derart vieler Metaebenen, dass dem Zuschauer schwindelig werden könnte, würde der französische Filmemacher sich nicht so viel Zeit nehmen. Manchmal scheint sich die Geschichte kaum weiterzuentwickeln, Handlungsstränge führen ins Nichts. Vieles bleibt nebulös, wie das Wetterphänomen der “Maloja-Schlange”, bei dem sich der Dunst durch das Tal wie eine Schlange bewegt.

So lautet auch der Titel des Stückes von Wilhelm Melchior und darauf bezieht sich ein realer Stummfilm von Arnold Franck aus dem Jahr 1924, dessen majestätische Bilder Assayas in seinen Film einbaut. Das Verhältnis Melchiors zu Maria, ebenso wie die Thematik des Stückes weisen zudem klare Reminiszenzen an Rainer Werner Fassbinders “Die bitteren Tränen der Petra von Kant” auf.

Und das sind nur zwei der vielen Ebenen in diesem psychologischen Sittengeflecht. Denn natürlich geht es um die Frauen, um Maria und Valentine, um die beiden Frauenfiguren aus dem Stück Sigrid und Helena und auch um Binoche und Stewart. Binoche, die 50-jährige Französin, die internationale Erfolge feiert und doch immer mit Europa verbunden wird, und die 24-jährige Stewart aus den USA, die mit den “Twilight”-Verfilmungen berühmt wurde und damit mit einem Teenie-Phänomen des 21. Jahrhunderts. Alte gegen neue Welt. Alt gegen Jung.

Assayas verlangt seinem Publikum viel Geduld, Kombinationsvermögen und auch einiges Filmwissen inklusive Klatsch und Tratsch ab, um den Film in all seinen Facetten zu begreifen. Lässt man sich darauf ein, nimmt einen dieses psychologische Sittengemälde völlig ein – dank der beiden sehr präsenten Darstellerinnen und der noch präsenteren Schweizer Alpenlandschaft.

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(APA)

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