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"Die Werkstatt des Dichters": Tagung im Literaturhaus Graz

Friedrich Schiller soll faulende Äpfel in seiner Schreibtischlade zur Inspiration gebraucht haben, Hanif Kureishi empfahl bereits vor Jahren jedem Autor, ein Foto von Kate Moss an seinem Arbeitsplatz zu haben. Aspekte rund um "Die Werkstatt des Dichters" und die Textentstehung stehen im Zentrum einer internationalen Tagung, die vom 21. bis 23. April im Grazer Literaturhaus stattfindet.


“Die Werkstatt des Dichters” sei ein “zentraler Imaginationsraum des 19. Jahrhunderts” und noch heute sei Goethes Arbeitszimmer “eines der beliebtesten Postkartenmotive aus Weimar”, hob Klaus Kastberger, Professor für Neuere deutschsprachige Literatur/ Gegenwartsliteratur am Franz-Nabl-Institut der Universität Graz im Vorfeld der Tagung hervor. Er hat gemeinsam mit seinem Assistenten Stefan Maurer das internationale Expertentreffen ins Leben gerufen, bei dem sich Literaturwissenschafter, Germanisten und Archivare gemeinsam Gedanken machen wollen, woher das Interesse an den Arbeitsräumen der Dichterinnen und Dichter kommt.

Die Papierberge in der Wohnung der Wiener Autorin Friederike Mayröcker sind beispielsweise legendär: “Aus der Überfülle des vorhandenen Materials nährt sich der Schaffensprozess der Schreibenden. Gleichzeitig sinken die Überbleibsel des Schreibens stetig in den Raum zurück”, schildert Kastberger. Hier erkläre sich aus der spezifischen Form der Werkstatt die spezifische Form der Literatur.

Handschriften, Skizzen, Notizen, Text-Baupläne sind Zeugen eines Arbeitsprozesses, in dem an Anfang eine Idee und am Ende ein literarischer Text steht. “Die Materialien des Arbeitsprozesses, mit denen man es zu tun hat, beamen einen, um es mit einer Wendung aus der technischen Zukunft zu sagen, an die Stelle des Autors und so direkt in den Produktionsprozess des Werkes hinein”, so Kastberger.

In welchem Verhältnis stehen die real erfahrbaren Produktionsweisen aber tatsächlich zu den imaginären Räumen der Produktion, wie und auf der Basis welchen Inventars wurden die Vorstellungsräume konstruiert und inwieweit reflektieren Autorinnen und Autoren selbst auf diesen Hintergrund und machen ihn zu einem Teil ihres Werkes? Diesen Fragen wollen die Experten auf der Tagung nachgehen.

Den Auftakt bildet der Vortrag des Mayröcker-Experten Kastberger unter dem Titel “Chaos des Schreibens” zu Mayröckers “Werkstatt”. Weitere Referenten beschäftigen sich u.a. mit Goethes Arbeitszimmer und Aspekten des “Dichterhauses um 1800” , den Arbeits- und Vorstellungsräumen bei Rosegger, Torberg und Gerhard Roth bis hin zu u.a. den Problemen bei der Rekonstruktion unvollendeter Schreibprozesse anhand von Georg Büchners Werk.

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