Eine Briefkastenfirma ist an sich noch nichts Illegales. So können sie auch dazu dienen, um Investitionen in gewissen Ländern zu ermöglichen oder der Vermeidung von Doppelbesteuerung bei internationalen Geschäftsbeziehungen. Auch bei feindlichen Übernahmen von Firmen wird gern auf Briefkastenfirmen zurückgegriffen, um den Übernahmeversuch möglichst lange geheim zu halten. Schlussendlich will auch so mancher nicht, dass jeder über seine wahren Vermögenswerte weiß.
Von außen lässt sich dies jedoch nicht bestimmen, ob die Firma einem legalen Zweck oder der Steuerhinterziehung dient. In den Panama Papers und dem sogenannten Offshore-Leak, online gestellt vom Internationalem Konsortium der Investigativjournalisten ICIJ, finden sich mehrere Vorarlberger Namen und Adressen, die in Verbindung mit Briefkastenfirmen gebracht werden.
Das Firmengeflecht Keckeis
Bereits in den 2013 bekannt gewordenen Offshore-Leak findet sich eine Bregenzer Adresse: Blumenstraße 7a. Diese Adresse wurde vom Anwalt und Treuhänder Roman Keckeis verwendet, der sowohl in Bregenz als auch Liechtenstein tätig ist. In der Blumenstraße war er in seiner Funktion als Direktor der “Clover Partners Limited” in London gemeldet.
Dies war jedoch in den vergangenen Jahren nicht der einzige Direktorsposten von Keckeis. “Asian Pole Investment”, “BIVS Holdings Incorporated”, “Maryland Company Group Limited”, “Maxwell Group Limited” oder “Ridgemount Holdings Limited”, alle auf den Britischen Jungferninseln oder den Bahamas, wurden von ihm geführt. Auch ein gewisser Karl Heinz Hämmerle findet sich in diesen Firmen öfters als Vorstand. Keckeis wollte sich zu diesem Firmengeflecht gegenüber VOL.AT nicht äußern.
Eine Wiese als Adresse
In Liechtenstein ist die Firma Sequoia Treuhand Trust tätig. Mit dieser Firma lassen sich auch mehrere Vorarlberger Adressen der Panama Papers in Verbindung bringen. So war ein Geschäftsführer des Treuhandunternehmens als Nutznießer einer Sequoia-Firma mit dem Namen “Lancrey Business S.A.” geführt. Dessen Adresse: Bruderhofstraße 6a in Feldkirch.
Eine Adresse, die es scheinbar nicht einmal gibt. Bruderhofstraße 6 präsentiert sich als Wiese mit Garage, deren Eigentümer auf VOL.AT-Anfrage noch nie von der Firma oder dem Sequoia-Geschäftsführer gehört haben.
Firmendirektor im Wohnblock
In Dornbirn gibt es gleich zwei Adressen, die mit Sequoia in Verbindung gebracht werden. Sowohl die Dr.-Anton-Schneider-Straße 27c als auch der Torfweg 24c dientem einen gewissen Reinhard O. als Meldeadresse. Dieser wurde – laut der Datenbank – scheinbar als Nutznießer verschiedenster Firmen auf den Britischen Jungferninseln geführt: “Jacinta Pacific Limited”, “Lerond Enterprises Limited”, “Paramoor International Limited” – und die “Southport Management Services Limited”.
Die Letztere unterliegt US-Sanktionen aufgrund vermuteter Verbindungen zum russischen Oligarchen Gennadi Timtschenko, dem eine Nähe zum russischen Präsidenten nachgesagt wird. Auch die Hypo Vorarlberg hatte zu einem früheren Zeitpunkt Geschäftsbeziehungen mit diesem Unternehmen. Gegenüber dem Guardian betont der Vorarlberger im April, nie Nutznießer der “Southport” gewesen zu sein. Für VOL.AT war er bislang nicht erreichbar.
Fehlerhafte Daten: Aus Direktoren wurden Nutznießer
Tatsächlich seien die genannten Personen der Sequoia Treuhand niemals Nutznießer sondern Direktoren dieser Firmen gewesen. Warum dies in den Datenbank, beziehungsweise durch Mossack Fonseca, anders aufgeführt sei, ist für die Sequoia-Geschäftsführung nicht nachvollziehbar. Die tatsächlichen wirtschaftlich berechtigten oder begünstigten Personen seien den zuständigen Behörden natürlich bekannt, betont die Sequoia Treuhand.
Keine Verfehlungen durch Sequoia
“Die Sequoia Treuhand ist ein international tätiges konzessioniertes Treuhandunternehmen, dass im Jahr 2007 gegründet wurde und der Aufsicht der liechtensteinischen Finanzmarktaufsicht untersteht”, erklärt man gegenüber VOL.AT. Die Behörden würden die Einhaltung der Sorgfaltspflicht alle drei Jahre kontrollieren. “Der letzte Bericht ist vom Oktober 2015 und bestätigt die Einhaltung der Sorgfaltspflichten.”
Auch habe es bereits aufgrund der Panama Papers Kontrollen gegeben, sowohl intern als auch durch die Finanzkontrollbehörden. Dabei habe man kein Fehlverhalten feststellen können. Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben könne man als Berufsgeheimnisträger jedoch keine allgemeine Aussagen zu möglichen Geschäftsbeziehungen und Tätigkeiten machen.
Wirtschaftsfaktor Treuhand
Außerdem seien Vorarlberger Direktoren für Liechtensteiner Treuhänder nicht ungewöhnlich. Es gebe viele Angestellte mit Vorarlberger Wohnsitz, die für verschiedene Treuhandfirmen arbeiten und für diese als Direktoren internationale Gesellschaften betreuen. Dies stelle auch einen nicht zu unterschätzenden Wirtschaftsfaktor für das Rheintal dar.
Vorarlberg und Montfort
Doch auch abseits der Vorarlberger Adressen in den Panama Papers gibt es noch Bezugspunkte ins Ländle. So gab es von 1998 bis 1999 eine “Vorarlberg Ventures Limited” in der Schweiz. Auch mehrere Firmen erinnern mit den Namensbestandteil “Montfort” an das bekannte Vorarlberger Grafengeschlecht. Die Namen könnten sich jedoch auch auf Orte und Familien mit ähnlichen Namen beziehen. Vor allem in Frankreich finden sich mehrere Familien, Orte und Bezirke mit dem Namen Montfort.
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Es hat einen Fehler gegeben! Bitte versuche es noch einmal.Herzlichen Dank für deine Zusendung.