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Die unglaubliche Tragödie von Richard III. mit Michael Niavarani in Wien

das Shakespeare-Stück mit Michael Niavarani kommt gut an.
das Shakespeare-Stück mit Michael Niavarani kommt gut an. ©APA
Über 34.000 Menschen haben "Die unglaubliche Tragödie von Richard III." im Wiener Globe im 3. Bezirk bereits gesehen. Dialoge wie "Scheiße, Scheiße, Scheiße!" - "Speibe, Speibe, Speibe!" kommen beim Publikum gut an.
Shakespeare im "Globe Wien"
25.000 Karten verkauft
Bilder von der Inszenierung

Erfolg macht wenn schon nicht neidisch, dann zumindest neugierig. Also waren am Dienstag Theater-Leiter von Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann über Josefstadt-Finanzchef Alexander Götz bis zu Rabenhof-Chef Thomas Gratzer in dem von der extra gegründeten “Niavarani & Hoanzl GmbH” in die Marx Halle gebauten “Globe Wien“, um zu sehen, wie das “Crowdfunding über Ö-Ticket” (Niavarani) funktioniert, mit dem das 1,3 Mio. Euro-Investment bereits wieder eingespielt werden konnte. Sie sahen eine Produktion, deren Erfolgsrezept ganz einfach zu sein scheint: dem Affen hemmungslos Zucker geben, ohne Angst vor Magenverstimmung, Karies und Übergewicht. “Zucker ist so gefährlich wie Tabak und unter dem Gesichtspunkt der Weltgesundheit weitaus einflussreicher”, warnt das “British Medical Journal”. Bei Shakespeare-Bearbeiter Michael Niavarani ist man damit nicht durchgedrungen.

Niavarani fand Shakespeare langweilig

Niavarani, dessen ungeheure Popularität der eigentliche Erfolgsgarant ist, erzählt gerne, er habe Shakespeare stets zum Sterben langweilig gefunden, bis er vor ein, zwei Jahren die Stücke des berühmten Elisabethaners in einer Neufassung in modernem Englisch gelesen habe. “Und plötzlich merkte ich: Nicht Shakespeare ist blöd, ich bin blöd, dass ich ihn nicht verstanden habe”, schreibt er im Programmheft. Warum daraus dennoch eine Komödie werden musste, bei denen die Pradler Ritterspiele fröhliche Urständ feiern, bei der hemmungslos gestochern und gestochert und mit Reimen wie “Der Herzog von Gloucester / Euch erstechen losst er” oder “Hat sie auch stinkende Winde / ich liebe Rosalinde” gepunktet wird, wissen wohl nur Niavarani und seine Regisseurin Vicki Schubert.

Globe in Wien nachgebaut

Dabei ist die Idee, das alte Shakespeare-Globe wenigstens ansatzweise nachzubauen, schön, und auch die Umarbeitung, die den Schuster William Forrest (Niavarani persönlich) und den Koch Frederick Dighton (Bernhard Murg) als Tölpel-Duo unschuldig durch die von Richard (jeder Zoll ein Schurke: Michael Pink) angerichteten Intrigenküchen und Blutbäder stolpern lässt, nicht ohne Reiz. Doch dialogisch wie szenisch wird nichts ausgelassen, was in den unteren Schubladen des Humors aufzustöbern war – von fülligen Männern in Frauenkleidern über die Auswirkungen zunehmenden Alkoholkonsums bis zur königlichen Stuhl-Beschau.

Tragödie dauert drei Stunden

“Die unglaubliche Tragödie von Richard III.” ist auch ein Niavarani-Soloprogramm in einer extended Version mit einem Dutzend Nebenrollen und drei Stunden Spielzeit. Betritt “Nia” nach der ersten Viertelstunde, in der ermüdend Genealogie betrieben wird, erstmals die Bühne, geht’s erst richtig los. Da reicht ein simpler Blick, ein einfaches “Geht’s?”, und schon biegen sich die Zuschauer vor Lachen. Der Star ist gnadenlos. Knochentrocken spielt er seine Pointen heim. Sein Forrest ist kein feinfühliger Forrest Gump, sondern ein liebenswürdiger Volltrottel mit unaufhaltsamen Zug zum Tor. Rund um ihn herrscht die große Geste, der hohle Ton und der dicke Auftrag. Das live aufspielende Ensemble Unicorn hat dagegen nicht viel zu tun, und auch das kleine Stunt-Team darf erst beim Schlussapplaus so richtig zeigen, was es draufhat.

Am Ende der Premiere gab es Jubel und Standing Ovations. Nach der ohnedies bereits verlängerten ersten Spielserie geht man im März in einen zweiten Durchgang. Der tote Richard hat übrigens nicht im Grab rotiert. Der lag zuletzt nämlich auf dem Labortisch eines Forscherteams mit österreichischer Beteiligung. Durch DNA-Analyse fand man heraus, dass er blaue Augen und blondes Haar hatte. Ob und welchen Humor er besaß, ist vorläufig noch unerforscht.

Tickets für das Theaterstück

Es sind noch Karten für folgende Vorstellungen von “Die unglaubliche Tragödie von Richard III.” erhältlich: 19.-21. Dezember, sowie zwischen 11. März und 24. April 2015. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. (APA)

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