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Die Nerven starteten ihre Tour in Wien: Energiegeladener Punkrock

Die Nerven begeisterten im Wiener Fluc.
Die Nerven begeisterten im Wiener Fluc. ©dienerven.tumblr.com
Kräftiger Punkrock mit düsteren Texten und einer gehörigen Portion Kaltschnäuzigkeit serviert derzeit niemand so überzeugend wie Die Nerven. Das Stuttgarter Trio wird in Deutschland von Feuilleton und Fachpresse gleichermaßen gefeiert. Im Wiener Fluc präsentierten sie am Dienstag ihr drittes Album "Out".

Grund ist das neue, mittlerweile dritte Album “Out”, das Die Nerven am Dienstagabend im Wiener Fluc live vorgestellt haben.

“Ich empfinde es als Befreiung, dass wir endlich auf Tour sind”, hielt Bassist Julian Knoth nach dem druckvollen Auftritt fest. “Endlich Leute treffen und nicht nur Likes ankucken”, schob Gitarrist Max Rieger schmunzelnd nach. “Es macht Spaß. Alles andere ist so passiv, so indirekt. Es ist gut, dass man jetzt wieder auf Augenhöhe mit den Leuten ist.” Wobei das Trio die Live-Konfrontation als ein Geben und Nehmen betrachtet. “Diese Energie, die sich überträgt, ist wichtig”, meinte Knoth. “Wir spielen und die Leute sind dabei, das ist etwas Magisches.”

Die Nerven feierten Tourstart in Wien

Bestes Beispiel beim Wien-Konzert, das auch den Tourstart für Die Nerven markierte, war “Barfuß durch die Scherben”: In diesem Song zeigt sich die neu gefundene Selbstverständlichkeit dieser Band, die nach den gelungenen Platten “Fluidum” und “Fun” ihre Rezeptur aus Lärm, Rotzigkeit und eingestreuter Melodie eine Spur verträglicher und tanzbarer gestaltet hat.

Der Bass übernimmt hier die Führung, während Riegers nonchalanter Sprechgesang sich parallel zum Sound zusehends steigert und sogar ein kleiner Mitsingpart eingestreut wird. Das Endergebnis ist ein veritabler Hit, dem Stücke wie “Dreck” oder das textlich anklagende “Gerade deswegen” aber um nichts nachstehen.

“Ambivalenter” Hype

Den Hype um ihre Musik betrachtet die Band jedenfalls mit gemischten Gefühlen. “Es ist schon sehr ambivalent”, betonte Rieger. “Natürlich geht es vordergründig immer um die Musik, aber es wäre auch gelogen würden wir sagen, dass wir uns nicht damit auseinandersetzen.”

Für “Out” habe man “einen Prozess durchwandern müssen”, formulierte es Knoth. “Um da hinzukommen, um alles wieder auszublenden. Das funktioniert natürlich nicht zu 100 Prozent. Aber uns ist es so weit gelungen, dass wir ein Album gemacht haben, mit dem wir zufrieden sind.” Durchaus verständlich, zeichnet sich “Out” doch durch Weiterentwicklung und Abwechslungsreichtum aus, ohne Ecken und Kanten eingebüßt zu haben.

Album am Bauernhof ausgefeilt

Die Songs wurden teils auf der letzten Tour ausgearbeitet, teils auf einem Bauernhof skizziert. “Da waren wir schon auch im stillen Kämmerlein”, bemerkte Kuhn. “Das war am Anfang aber eher zehn Mal der gleiche Song, einfach nur Matsch”, lachte Knoth. Sukzessive habe man dann die einzelnen Teile extrahiert und zusammengefügt, quasi ein großes Puzzlespiel, wie es das Trio beschrieb. “Jeder Song hat so seinen eigenen Charakter bekommen”, unterstrich Rieger. Wobei das Songwriting durchaus einfach gestrickt sei. “Wir fangen an zu spielen, bis jemand Stopp sagt. Dann nehmen wir das auf und überlegen uns, was als nächstes kommt. Und dazwischen hole ich mir eine Cola.”

Mit der Lupe suchen muss man hingegen den Humor – glaubt man zunächst. Denn textlich können Die Nerven damit gar nichts anfangen. “Das ist oft so plump”, erteilte Rieger humoristischen Ergüssen folglich eine Absage. Die Musik selbst könne aber schon witzig sein, ergänzte Knoth. “Das ist aber oft nur für uns so. Wir erwarten nicht, dass es jemand anderem dann ähnlich geht. Wie bei unserem Tourhumor – den findet auch niemand lustig außer uns selbst. Einfach weil er totale Grütze ist.” Wie sich der weiterentwickelt, kann man noch bis Freitag bei Auftritten in Dornbirn, Graz und Wels erleben.

(APA)

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