Zur falschen Zeit am falschen Ort: Viele Actionfilme aus Hollywood lassen sich auf dieses Rezept reduzieren. Auch in dieser österreichischen “Hölle” muss die toughe und Kampfsport-begeisterte Taxlerin Özge Dogruol (Schurawlow) unfreiwillig mitansehen, wie in der Wohnung gegenüber eine junge Frau brutalst ermordet wird. Schnell wird klar: Der Killer hat sie bemerkt und kann das natürlich gar nicht brauchen. Während die Ermittler – darunter Moretti als grantelnder und anfangs ziemlich unsympathischer Polizist Christian Steiner – Özge zunächst wenig Beachtung schenken, beginnt eine spannungsgeladene Jagd.
Denn eines schafft Ruzowitzky, der hier ein Drehbuch von Martin Ambrosch (“Das finstere Tal”) verfilmt hat, glänzend: In knapp 90 Minuten wird kaum eine klassische Zutat ausgelassen, werden allerlei Suspense-Klischees bedient und dürfen sich allen voran Schurawlow und Moretti als Schablonen gebärden, die mit stoischem Blick und körperlicher Dringlichkeit ihren Aufgaben nachgehen. Natürlich führt der Weg, wenngleich es zuerst nicht danach scheinen mag, die beiden Protagonisten näher zusammen, während der gesichtslose Killer schon sein nächstes Opfer fordert.
Steht in der ersten Hälfte die angespannte Stimmung sowie die Darstellung von Wien als Stadt des Untergrunds und der finsteren Ecken im Vordergrund, nimmt der Film zusehends Fahrt auf: Ein spektakulärer Autostunt, der vom Stadtpark quer durch den Ersten Bezirk bis zum Schwedenplatz für allerlei Verwüstung sorgt, markiert gewissermaßen die Grenze für Özge. Nach der versuchten Attacke des Killers schwer verletzt im Spital, entscheidet sich die junge Frau, den Spieß einfach umzudrehen. Und ja, Steiner kommt ihr dabei natürlich zu Hilfe – wobei er sukzessive die versteinerte Fassade der skeptischen Taxlerin durchbrechen kann.
Die Hölle – Handlung und Kritik
Die Nebenrollen – darunter Robert Palfrader als Taxiunternehmer überzeugend zwischen Karikatur und ernster Miene changierend, Friedrich von Thun als dementer Vater Steiners oder Murathan Muslu als Kampfsporttrainer und Ex von Özge – sind hochkarätig besetzt und amüsant gezeichnet, dienen aber eher der humoristischen Auflockerung zwischen Faustschlag und Messerangriff, denn um eine Handlung voranzutreiben. Immerhin lernt man das Umfeld von Özge besser kennen, was Schurawlows Figur eine gewisse Schärfe und Tiefe verleiht. Am Ende zählt aber ihre ausgeprägte Schlagkraft mehr als eine emotionale Zerrüttung, die durchaus gegeben scheint und Potenzial bieten würde, andere Abzweigungen einzuschlagen.
Wenn dann noch Sätze wie “I bin vü zu miad für den Scheißdreck” fallen und Steiner missmutig seinem kriminalistischen Handwerk nachgeht, fühlt man sich wieder an “Stirb langsam” oder “Lethal Weapon” erinnert. Glücklicherweise lässt Ruzowitzky seinen Film nur an wenigen Stellen in das übliche Mann-Frau-Verhältnis kippen, sondern stellt vielmehr Özge in die Tradition von John McClane und Co. Prinzipiell gilt die Maxime: Wenn Action, dann richtig – und wenn schmalzig, dann dick aufgetragen. Die österreichisch-deutsche Koproduktion weiß jedenfalls zu unterhalten, intellektuelle Ansprüche sollte man aber tunlichst an der Kinotür abgeben.
(APA)
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