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„Die Franzosen lassen sich nicht einschüchtern“

Trauer und Bestürzung in Frankreich.
Trauer und Bestürzung in Frankreich. ©EPA
WANN & WO sprach nach dem Terrorakt in Paris mit Philipp Hofer, der in Nantes lebt.

Verunsicherung und Angst dominieren fünf Tage nach den Anschlägen in Paris den Alltag vieler Franzosen. Philipp Hofer aus Höchst studiert Internationale Wirtschaftswissenschaften in Innsbruck. Für ein Jahr ist der 23-Jährige an der Audencia Business School in Nantes, einer der größten Nachbarstädte von Paris. „Zum Glück ist bei uns bisher noch nichts geschehen. Viele meiner Uni-Kollegen kommen aus Paris und waren deshalb am Wochenende dort. Es war wie ausgestorben in der Stadt, die sonst immer besonders hell leuchtet“, erzählt Philipp. Polizei, Militär und Hubschrauber dominierten das Stadtbild von Paris. „Zum Zeitpunkt des Attentats war ich mit Kumpels unterwegs. Wir haben von nichts gewusst bis uns die Nachrichten von Freunden und Familie erreichten: Dort war der Anschlag im Stadion hauptsächlich Thema. Am Tag danach habe ich in den Medien vom Ausmaß erfahren. Entsetzt und auch betroffen von den schrecklichen Taten habe ich das Geschehen dann weiter verfolgt“, erzählt Philipp von seinen persönlichen Eindrücken und erklärt weiter: „Unser Professor kam am Montag in der Früh zu spät in den Unterricht, weil er von Paris mit dem Zug kam. Am Bahnhof in Nantes fand man einen verdächtigen Koffer – sofort wurde der Bahnhof evakuiert – nur ein Fehl­alarm. Man kann sehen, wie ernst es die Regierung mit den Kontrollen nimmt.“

„Zusammenhalt spürbar“

Die Message der Pariser Attentäter scheint klar zu sein und richtet sich an alle: Fühlt euch nirgendwo sicher. „In Frankreich ist ein großer Zusammenhalt spürbar, Solidarität spielt eine große Rolle – die Franzosen lassen sich durch solche Aktionen nicht einschüchtern“, führt Philipp aus. „Trotzdem meide ich momentan große Menschen­ansammlungen.“

Schweigeminute an der Universität

Ein ehemaliger Student der Audencia Business School ist beim Anschlag ums Leben gekommen. „Er war Präsident einer Studentenorganisation, alle haben ihn gekannt. An der Uni wird psychologische Betreuung angeboten“, erzählt der 23-Jährige. Ein Zeichen der Solidarität gab es auch an seiner Uni: „Am Montag fand eine Schweige-Minute statt. Außerdem wurden fast alle Aktivitäten eingestellt. Der Schock sitzt bei allen tief.“

Ein Weckruf für Europa

Der Terror, der im nahen Osten schon fast zum Alltag gehört, hat nun auch die westliche Welt erreicht. „Hoffentlich war das Attentat in Paris ein Weckruf für Europa!“ Flüchtlinge werden oft in einem Atemzug mit den Gewalttaten in Frankreich genannt. Philipp vertritt einen klaren Standpunkt: „Der Terror ist der Grund, warum die Flüchtlinge zu uns kommen – nicht die Flüchtlinge bringen den Terror zu uns.“ Im Moment verbindet die Welt eines: Die Fassungslosigkeit über die furchtbare Tat in Paris. Flüchtlinge oder Muslime unter Pauschalverdacht zu stellen, ist fehl am Platz.

Zur Person

Name, Alter: Philipp Hofer, 23
Wohnort: Höchst;
Studiert Internationale Wirtschaftswissenschaften in Innsbruck, macht ein Auslandjahr in Nantes, Frankreich

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