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Die dunkelste Stunde - Trailer und Kritik zum Film

Unter einer Menge von Make-up versteckt, gibt der Brite Gary Oldman eine feine Leistung als Winston Churchill in einem optisch tadellosen Politkammerstück von Joe Wright, das unter ein bisschen zu viel Heldenanbetung leidet: Für seine Rolle in "Die dunkelste Stunde" hat der 59-jährige Oldman einen Golden Globe als bester Hauptdarsteller gewonnen - und das auch verdient.

Im vergangenen Jahr schenkte uns Christopher Nolan ein großartiges Kriegsdrama über die sagenhafte Evakuierung der Briten, die im Frühjahr 1940 von den Nazis am Strand von Dünkirchen in die Falle gelockt worden waren. Im Gegensatz zu “Dunkirk”, das ein fast wortloses Spektakel verzweifelter Soldaten war, konzentriert sich Joe Wrights (“Stolz und Vorurteil”) neuer Film auf Männer in dunklen Zimmern und politische Kampfreden. Beide Werke ergänzen sich mithin perfekt.

Die dunkelste Stunde – Die Handlung

“Die dunkelste Stunde” findet im Mai 1940 vor den Ereignissen von “Dunkirk” statt und widmet sich jener Zeit, in der sich Großbritannien entscheiden muss, ob es kapitulieren oder kämpfen will. In Churchill hat es einen stählernen Champion, aber sein Kabinett ist gespalten. Viele Politikerkollegen, darunter Neville Chamberlain (Ronald Pickup) und Lord Halifax (Stephen Dillane), wollen ihn scheitern sehen, zum einen als Vergeltung für seinen fatalen Gallipoli-Feldzug im Ersten Weltkrieg und zum anderen deshalb, weil sie mit Hitler und Mussolini Friedensgespräche führen wollen. König George VI. (Ben Mendelsohn) traut ihm auch nicht. “Es ist kein Geschenk”, sagt Churchill mürrisch zu seiner Ehefrau (Kristin Scott Thomas), bevor er sein Amt als Premierminister antritt: “Es ist Rache!” Aber es ist natürlich ein Job, nach dem er sich sein Leben lang gesehnt hat, also wird er nicht klein beigeben.

Wright, dessen fünfminütige Szene von Dünkirchen in “Abbitte” (2007) eigentlich bis heute unübertroffen ist, findet hier, in Zusammenarbeit mit Kameramann Bruno Delbonnel, Momente in denen er optisches Flair in einen verkopften Film einfließen lässt, in dem es hauptsächlich um einen Mann geht, der von einem dunklen Raum zum anderen schreitet. Es gibt fabelhafte Bilder von Oldman isoliert in einem Aufzug oder einem Badezimmer, wenn der Bildschirm zu einem tintenschwarzen Diorama wird, das einen einsamen Mann einhüllt. Wenn das rote Licht eines Radiosenders aufleuchtet, taucht es den ganzen Raum in einen blutroten Farbton.

Die dunkelste Stunde – Die Kritik

Das Drehbuch stammt von Anthony McCarten (“Die Entdeckung der Unendlichkeit”), der Churchill herrlich als Mensch porträtiert. Er trinkt Whiskey zum Frühstück, macht vier Nickerchen am Tag, diktiert Reden aus der Badewanne, bringt seine neue Sekretärin (Lily James) zum Heulen, aber wenn er auf der Toilette sitzt und Präsident Roosevelt am Telefon um seine Unterstützung anfleht, dann wird er ganz klein.

Oldman ist großartig und alle anderen sind nicht viel mehr als Planeten, die um ihn wie die Sonne kreisen, aber Wright ist mehr an einer hurrapatriotischen Version als an einer Neuinterpretation der Geschichte interessiert. Es ist schade, weil es die ganze Angelegenheit ein wenig kitschig macht. Am deutlichsten wird dies in einer erfundenen Szene, in der sich der Premier dafür entscheidet, die U-Bahn zum Parlament zu nehmen. Als die Menschen ihn anstarren, fragt Churchill sie, was sie von den Nazis halten. Zum Teufel mit ihnen, natürlich. Es ist diese absurde Begegnung, die den Politiker davon überzeugt, den Deutschen “um jeden Preis” zu trotzen, aber das ist so nie passiert.

Im Laufe der Jahre haben den Staatsmann viele erstklassige Schauspieler interpretiert, u.a. Richard Burton, Brendan Gleeson, Michael Gambon und zuletzt John Lithgow in der Netflix-Serie “The Crown” und Brian Cox in “Churchill”, aber Oldman wird der einprägsamste bleiben. Einen Golden Globe hat der 59-jährige Brite bereits mit nach Hause genommen. Er hat noch nie einen Oscar gewonnen und war einmal nominiert für “Dame, König, As, Spion”, aber das könnte sich im März ändern.

>> Alle Filmstartzeiten zu “Die dunkelste Stunde”

(APA)

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