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„Die Digitalisierung wird verklärt“

Digitalisierung verändert auch die Strukturen in Unternehmen.

Egg „Digitalisierung? Der Begriff wird verklärt.“ Davon ist Andreas Dorner überzeugt. Niemand traue sich auch nur einen Vortrag zu halten, ohne die Digitalisierung zu thematisieren. Für den Geschäftsführer der Dorner Electronic GmbH in Egg handelt es sich dabei um nichts anderes als um Automatisierung von Prozessen. Eben nur mit anderen Mitteln. „Etwa dem Internet, der Verfügbarkeit von Daten unabhängig von Zeit und Ort und der Sensorik“, zählt der diplomierte Elektrotechniker auf.

Nischenplayer
Auch in seinem Unternehmen spielen Hard- und Softwarelösungen die Hauptrolle. Anders ausgedrückt: Die Digitalisierung hat längst begonnen. Dorner liefert Systeme für die Betonherstellung, sowie für die Auftrags- und Fuhrparksdisposition und ist damit ein weltweit agierender Nischenplayer. Das Bregenzerwälder Unternehmen zählt mit knapp 100 Mitarbeitern zu den größten in der Branche. Und die Produkte beinhalten auch heute schon Elemente von „künstlicher Intelligenz“.

„Damit gelingen uns auch international taugliche Lösungen mit konfigurierbaren Standards“, erklärt der 56-Jährige. Die große Herausforderung dabei: Eine genial-einfache Anwendung ((TOP-Usability) zu schaffen. „Die Benutzbarkeit muss so gut sein, dass unmittelbar Vertrauen in das System entsteht.“ Damit baut man auf eine weitere sehr erfolgreiche Strategie auf. Statt am Endverbraucher wird im Rahmen von Lizenzierungen das Produkt an Anlagenbauer verkauft. Einige erfolgreiche Kooperationen konnten bereits umgesetzt werden. „Jetzt passiert der Multiplikationseffekt“, freut sich der Unternehmer.

Engpässe bestimmten Tempo
Am Standort in Egg hingegen wird an der Weiterentwicklung gearbeitet. „In unseren Anwendungen entstehen eine Unmenge von Daten“ sagt Dorner und setzt fort: „Die daraus gewonnen verwertbaren Einsichten dienen wiederum der Verbesserung unserer Produkte.“ So wird schon längst auch an der Zukunft gearbeitet. „Wir denken in Plattformen, die bereit sind, zu kommunizieren, um so zu besseren Gesamtlösungen zu kommen“, ist man bei Dorner Electronic bereits vorausschauend unterwegs. Doch das Tempo der Digitalisierung werde davon beeinflusst, wie viel kreative Köpfe über die Automatisierung nachdenken und wie viele Programmierer zur Verfügung stehen. Engpässe gibt es bereits, denn die IT-Branche kriegt längst nicht so viele Leute, wie sie brauchen würde.

Herausforderung stellen
Dorner macht keinen Hehl daraus, dass die Digitalisierung auch gesellschaftliche Veränderungen mit sich bringt. Immerhin sind Wohlstand und Wirtschaft eng mit einander verknüpft. Fragen, wie die große Umgestaltung gelingen könnte, beschäftigen den Unternehmer.

Wie gestalten sich Firmen zukünftig innerbetrieblich? Welche neuen, zusätzlichen Herausforderungen wird es für Mitarbeiter geben? Was werden Ideen wie das bedingungslose Grundeinkommen für eine Rolle spielen? Oder machen auch andere Gesellschaftsmodelle, wie beispielsweise dezentrales Arbeiten und weltweite Vernetzung, vieles möglich. „Die Digitalisierung wird verklärt“, mahnt der Bregenzerwälder nochmals. Schnelle Antworten gibt es keine, aber wir müssen uns den Herausforderungen jetzt stellen. Neben Bedrohungsszenarien führt Digitalisierung auch zu neuen Freiheiten, die es verantwortungsvoll zum Wohle möglichst vieler zu gestalten gilt.

Dorner Electronic
Geschäftsführung Andreas Dorner, Michael Jäger
Märkte weltweit
Mitarbeiter 97
Umsatz 11 Millionen Euro

Für und wider Onlinebewertungen

Internetbewertungen können helfen. Sind aber leider oft manipuliert.
Mittlerweile ist es ganz normal, zum Beispiel vor dem Kauf eines Produkts im Internet oder vor einer Hotelbuchung die Onlinerezessionen dazu zu lesen. Bei den 14- bis 29-Jährigen lesen immerhin rund 75 Prozent aller Onlinekäufer vor einem Kauf die Kundenbewertungen. Und auch bei der Altersgruppe 65+ ist es schon rund die Hälfte. Da klingt es nach einer guten Idee, das auch für das eigene Unternehmen zu nutzen. Die einfachste Möglichkeit dafür ist es, Kunden einfach um ihre Onlinebewertung zu bitten. Allerdings nur, wenn man selbst davon überzeugt ist, die beste Leistung erbracht zu haben. Dadurch erhält man ehrliches Feedback und zusätzlich mehr Präsenz im Netz.

Nicht mit rechten Dingen
Allerdings bemerken inzwischen immer mehr Nutzer, dass es bei Onlinebewertungen manchmal nicht mit rechten Dingen zugeht. Nach Forschungen der University of Illinois sollen bis zu 30 Prozent der Internetbewertungen gefälscht sein. Falsches Lob, aber auch Kritik fallen auf und rücken Internetrezessionen allgemein in ein schlechtes Licht. Laut einer Umfrage bayerischer Konsumentenschützer vertrauen inzwischen nur rund ein Viertel der Befragten Onlinebewertungen, der Rest ist skeptisch.

Dabei bewegt man sich mit gefälschten Rezessionen auch rein rechtlich gesehen auf dünnem Eis. Insbesondere Amazon hat falschen Bewertungen den Kampf angesagt. Erst im vergangenen Jahr hat das Unternehmen fünf Agenturen, die gegen Bezahlung Rezessionen verfassen, vor Gericht gebracht. Abgesehen vom Vertrauensverlust der Kunden rechnet sich so eine Praktik also nicht.

„Mit Kreativität, Qualifikation und Technologie punkten“
Dornbirn „In dieser globalisierten Welt muss unsere Region mit Kreativität, Qualifikation und Technologie punkten.“ Davon ist Guntram Bechtold überzeugt. Der geschäftsführende Gesellschafter der StarsMedia IT Management KG ist Mitbegründer des „Umma hüsla Hackathon“. Eine Veranstaltung, die die Digitalkultur in Vorarlberg vorantreiben soll. Das Projekt „Stromify“ etwa ist daraus bereits entstanden. Anfangs des Jahres wurde außerdem die Agenda „digital.vorarlberg“ ins Leben gerufen. Was dahintersteckt, weiß Bechtold.

Die digitalen Initiativen wollen Vorarlberg nachhaltig verändern, wie soll das gelingen?

Bechtold Unsere Mission ist es, Innovation greifbar zu machen. Die „digitalen Initiativen“ sind eine Grass-Roots Bewegung, die vor drei Jahren gegründet wurden und heute mehr als 300 Personen zu technischen und unternehmerischen Themen versammelt. Das Organisationsteam umfasst gut 30 Personen, die sich teilweise mehrmals pro Woche im Vereinslokal Mutterschiff in Dornbirn treffen. Die digitale Initiative ist ein weltoffener, inklusiver, starker Clan engagierter Menschen und innovativer Unternehmen. Es ist unser Ziel, frisches Denken für mehr Inspiration, Interaktion und Inkubation in unsere Region zu bringen. Die beiden Makerlabs, Hackathons und Konferenzen bieten Raum, um Erfahrungen sowie Wissen zu Technologie und Management auszutauschen. Das Ergebnis sind Prototypen, nutzbare Apps und praktische Impulse für unternehmerisches Handeln.

Warum das Ganze?
Bechtold Gerade heute ist es immer wichtiger, den Hunger nach Wissen und Bildung zu befeuern. Die Plattform für digitale Initiativen setzt genau hier an: Wir bieten interessante, anspruchsvolle und praktische Aktionen und Angebote für Groß und Klein in ganz Vorarlberg an. Globale Wirtschaftstrends verändern unsere Region. Bis 2030 werden in Mitteleuropa zahlreiche Arbeitsfelder massiv zurückgehen, weil über eine Milliarde Arbeitskräfte mit Löhnen von einem Dollar pro Stunde Zugang zum Weltmarkt erlangen. Parallel dazu werden Arbeitsabläufe automatisiert und optimiert. Gleichzeitig sehen wir eine 40-Prozent-Steigerung bei der Nachfrage von komplexen, technischen Berufen und Hochschulabsolventen. Vorarlberg ist ein Hochlohnland mit Lebensqualität, Wertekultur und sozialen Standards. In dieser globalisierten Welt muss unsere Region mit Kreativität, Qualifikation und Technologie punkten.

Welche Rolle spielen Start-ups und warum bringen Sie sich beim Projekt „urban-village“ ein?
Bechtold Start-ups haben den Anspruch, die weltweite Marktführerschaft innerhalb kurzer Zeit zu erreichen. Die globale Vernetzung des Internets und einfach nutzbare Logistik ermöglichen, was vor Kurzem noch undenkbar war: Bestellungen in Echtzeit, die Verkettung von Warenflüssen und das Ausschalten von Mittelmännern. Diese neue Welt ist für uns als Region Chance und Herausforderung zugleich: Ich finde es wichtig, dass „urban village“ hier eine Brückenfunktion übernimmt und so Anknüpfungspunkte zwischen Experten, Unternehmern und der Politik schafft, die wiederum einen Wettbewerbsvorteil für unsere Region ergeben.

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