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Die Blase mag keine feuchten Socken

Wolfurt - Schick haben sie auf dem Bild ausgesehen, die jungen Damen in den wollenen Unterhosen. Ob sich der Oma-Look durchsetzt, scheint jedoch fraglich. Sicher hingegen ist, dass adäquate Kleidung durchaus vor schmerzhaften Entzündungen der Harnblase schützen kann.
Mini Med: Blasenentzündungen vorbeugen

Das war eine Botschaft, die OA Dr. Michael Neyer den Besuchern des ersten Mini Med-Vortrages im Rahmen des Herbstsemesters mitgab. Eine andere lautete: Immer genügend trinken und die Blase nicht allzu sehr strapazieren, indem Toilettenbesuche endlos hinausgezögert werden. Auch feuchte Socken bekommen der Blase nicht, wie der im Landeskrankenhaus Bregenz tätige Urologe betonte.

Harnröhre und Prostata

Von Infekten der Harnblase bzw. des Harntraktes sind besonders häufig Frauen zwischen 20 und 50 Jahren betroffen. Ursache ist laut Michael Neyer die extrem kurze Harnröhre, die zudem noch sehr nahe beim Enddarm liegt. „Von dort wandern Keime häufig in den Harntrakt“, erklärte der Experte. Bei Männern wird das Problem erst im höheren Alter akut. Das Übel in ihrem Fall stellt die vergrößerte Prostata dar. Rund die Hälfte der über 60-Jährigen ist davon betroffen.

Neyer: „Die dadurch verursachte Restharnbildung in der Blase fördert das Wachstum der Keime und kann Entzündungen verursachen.“ Meist ist lediglich die Schleimhaut betroffen. Allerdings können sich die Keime ausbreiten und auch die Nieren in Mitleidenschaft ziehen. Mitunter „verirren“ sie sich sogar in die Blutbahn. Ein wenig erfreulicher, weil lebensbedrohlicher Zustand, der intensivmedizinische Maßnahmen erfordert. Davon abgesehen sind Blasenentzündungen relativ harmlos und außerdem einfach zu therapieren.

Funktionsstörungen

Neben der kurzen Harnröhre bei Frauen und der vergrößerten Vorsteherdrüse bei Männern gibt es weitere Faktoren, die Blaseninfekte begünstigen. Dazu zählen beispielsweise Störungen der Speicher- und Entleerungsfunktion. „Faule Pinkler“, wie es Dr. Michael Neyer salopp formulierte, sind besonders für Störungen der Speicherfunktion anfällig. Erkrankungen wie Parkinson, Multiple Sklerose, aber auch Demenz begünstigen Entleerungsstörungen. Hauptmerkmal ist ein zu häufiger Harndrang.

Ebenso können eine verengte Harnröhre und ein Blasenvorfall zu Entzündungen führen. Bemerkbar machen sie sich in erster Linie durch Schmerzen im Unterbauch und einen buchstäblich brennenden Harndrang. Ist die Niere mitbeteiligt, treten auch Fieber, Schüttelfrost und Übelkeit auf. Bei der Prostata kommen noch Schmerzen am Damm dazu. Für einen Großteil der Erkrankungen zeichnen Darmbakterien verantwortlich. Vielseitiger sind da die Diagnosemöglichkeiten. „Harnbefund, Ultraschall, Harnblasenspiegelung, Harnflussmessung und bildgebende Verfahren“, listete der Referent auf.

Den Harn ansäuern

Die Therapie richtet sich nach dem Ausmaß der Entzündung. Mitunter reichen einfache Maßnahmen wie genügend Flüssigkeit, Wärme und Schonung. Dauert die Entzündung länger und tritt Fieber auf, wird zusätzlich Antibiotika verabreicht. Neyer empfahl außerdem das Ansäuern des Harns mittels Preiselbeersaft. Denn: „Keime mögen kein saures Milieu.“ Bei der Verabreichung von Antibiotika gelte es zudem, auf Resistenzen zu achten. Sind Niere oder Prostata mitbetroffen, braucht es eine stationäre Infusionsbehandlung. Doch nicht nur Keime, auch „offensichtliche Ursachen“ machen Blasenentzündungen, so etwa Blasensteine. Sie werden nach dem Abklingen der Infektion mittels Laser zertrümmert.

Rauchen begünstigt Harnblasenkrebs

Einen weiteren Schwerpunkt des ersten Mini Med-Abends im Herbstsemester widmete OA Dr. Michael Neyer dem Harnblasenkrebs, von dem Männer häufiger betroffen sind als Frauen. Das Verhältnis gab der Urologe mit 4:1 an. Die Auslöser sind immer noch weitgehend unbekannt.  Risikofaktoren gibt es aber einige, allen voran das Rauchen. „Der Großteil der von uns operierten Patienten sind Raucher“, verdeutlichte Neyer. Auch Chemikalien, eine familiäre Häufung sowie eine chronische Blasenentzündung steigert die Gefahr, an Harnblasenkrebs zu erkranken.

Die gute Nachricht: Bei frühzeitiger Behandlung bestehen gute Überlebenschancen. Entscheidend für die Diagnose ist die Eindringtiefe des Tumors in die Blasenwand. Ebenfalls von Vorteil: Im Frühstadium kommt es kaum zu Absiedelungen. Da die Entdeckung solcher Tumoren jedoch häufig auf einem Zufallsbefund beruht, riet Neyer eindringlich zu regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen ab dem 50. Lebensjahr. Außerdem sollte das Vorhandensein von Blut im Harn medizinisch abgeklärt werden. „Besonders dann, wenn keine Schmerzen spürbar sind“, betont der Urologe.

Die Entfernung des Tumors erfolgt operativ. Eine auf die Harnblase beschränkte Chemotherapie verringert die Gefahr des Wiederauftretens. VN

Mini Med: Schutz vor Entzündungen der Blase

 

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