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Die Begeisterung für Kultur entfachen

Für Kulturstadtrat Johannes Drexel sind alle Bereiche der Kunst wichtig.
Für Kulturstadtrat Johannes Drexel sind alle Bereiche der Kunst wichtig. ©Johannes Drexel
Seit einem Jahr ist Johannes Drexel mit dem Kulturressort der Stadt betraut. VN-Heimat-Interview: mit Kulturstadtrat Johannes Drexel (52) 

Hohenems. Für Kulturstadtrat Johannes Drexel sind alle Bereiche der Kultur wichtig, wie er im VN-Heimat Interview betont.


Als Bürger und Bürgerinnen interessiert uns natürlich besonders, was Ihre kulturellen Schwerpunkte in ihrer ersten Amtszeit als Kulturstadtrat sind.

Johannes Drexel: Das Fördern und der Ausbau der Kleinkunst wie Homunculus und Kultur im Löwen. Das Fördern der Musik in allen Sparten, wie etwa vermehrt Livemusik in der Gastronomie. Es gibt neben dem Jüdischen und dem Adligen Erbe auch ein Bürgerliches Erbe in Hohenems. Dies gilt es besser zu präsentieren. Hier bietet sich das Viertel bei der Säge an. Eine Revitalisierung des alten Rathauses in Zusammenarbeit mit dem Alte-Zeiten-Museum wäre eine Möglichkeit. Derzeit ist das Stadtarchiv zu klein und örtlich auch nicht optimal situiert. Damit hier professionell gearbeitet und das Archiv der Bevölkerung besser zugänglich gemacht werden kann, ist eine neue Bleibe für das Stadtarchiv nötig. Eine weitere nicht zu Unterschätzende Aufgabe wird es sein, die Förderrichtlinien zu adaptieren und neu zu definieren.


Was steht bei Ihnen ganz oben auf der Prioritätenliste?

Johannes Drexel: Stadtarchiv neu. Starten des Projektes „Bürgerliches Hohenems“.


Gibt es besondere Aufgaben oder Probleme, die Sie gleich zu Beginn besonders intensiv angehen wollen?

Johannes Drexel: Von Günther Linder habe ich ein gut verwaltetes Ressort übernommen. Natürlich hat jeder Stadtrat seine Vorstellungen und Prioritäten. Wichtig ist eine Verbreiterung der Wahrnehmung von Kultur. Neben der Hochkultur und dem Jüdischen Museum, welches sicher ein Markenzeichen von Hohenems ist, sind die anderen kulturellen Aktivitäten nicht zu vergessen. Besonders wichtig ist mir die direkte Kommunikation mit den örtlichen Vereinen, die für die Bevölkerung und die Stadt wichtig sind. Z. Beisp. Faschingsvereine, Gesangs- und Musikvereine. Organisatorisch wird das Stadtarchiv sicher eine große Herausforderung. In Zeiten von eingeschränkten finanziellen Ressourcen, ist es sicher nicht einfach die nötigen Budgetären Mittel für eine Entwicklung der Kultur aufzubringen.


Wie schätzen Sie die Möglichkeiten ein, Ihre Agenden von anderen Ratsmitgliedern mittragen zu lassen?

Johannes Drexel: Von Seiten unseres Bürgermeisters, welcher als versierter Musiker sehr Kulturaffin ist, erhalte ich volle Unterstützung. Manchmal muss man einzelne Kollegen darauf aufmerksam machen, dass die Lebensqualität in einer Stadt nicht nur über neue Kanaldeckel und wohlgestalteten Parkplätze definiert wird. Grundsätzlich muss man festhalten, dass meinen Stadtratskollegen aller Fraktionen die Kultur sehr wichtig ist.
Wie wollen Sie die Zusammenarbeit mit den Fraktionen organisieren? Haben Sie Angst vor einem Eiertanz?

Johannes Drexel: Allgemein wird in Hohenems, seit Dieter Egger Bürgermeister ist, eine sehr transparente Informationspolitik betrieben. Mir ist es ein Anliegen, dass sich alle Fraktionen in der Kulturpolitik wieder finden. Aus diesem Grunde beziehe ich die anderen Fraktionen in die Entscheidungsfindung mit ein. Kompromisse sind manchmal wie ein Eiertanz, besonders im Bereich Kultur aber nötig, damit sich ein Großteil der Bevölkerung darin wiederfindet.


Im Vergleich zu den anderen Hohenemser Stadträten machen Sie keine Negativschlagzeilen – hat das etwas mit dem Kultur-Ressort an sich zu tun?

Johannes Drexel: Dass es am Ressort per Se liegt – sicher nicht. Ich bediene ja noch den integrativen Wohnungsbau. Und beide Ressorts waren im Wahlkampf sehr stark polarisierend aufgeladen. – zum Beispiel „Jüdisches Museum/Kultur und FPÖ geht gar nicht“. Da hat es ein paar unschöne Situationen auch Medial gegeben, welche mich auch persönlich betroffen gemacht haben. Bezüglich „Negativschlagzeilen“ gibt es sicher mehrere Gründe. Ich bin seit vielen Jahren in der Führung von Sozialbetrieben tätig. Da ist eine hohe Kommunikations- und Kompromissfähigkeit zwingend nötig, welche mir in der Politik sicher zugute kommt. Als Quereinsteiger habe ich natürlich auch noch keine politische Vergangenheit im negativen Sinne, was auch über die Fraktionsgrenzen hinweg eine unverkrampfte Kommunikation erleichtert. Und last but not least, lässt mich Bürgermeister Dieter Egger meine Vorstellungen bezüglich meines Ressorts völlig unbeeinflusst umsetzen.


Wie wollen Sie versuchen, „am Bürger zu bleiben“? Geht das überhaupt in Ihrer Position?

Johannes Drexel: Zum Amt gehört neben dem Bearbeiten von sachlichen Problemstellungen besonders die Kommunikation mit den Vereinen. Eine persönliche Präsenz ist natürlich immer nötig. Dies erfolgt indem man deren Veranstaltungen besucht und dadurch mit den Bürgern ins Gespräch kommt. Ebenfalls hole ich mir immer wieder Informationen und Ansichten von relevanten Kulturtreibenden und -veranstaltern der Stadt ein.


Was kann man tun, damit Menschen von außerhalb, Hohenems wieder in einem besseren Licht sehen?

Johannes Drexel: Ich denke, dass sich die Außenwahrnehmung mit und durch den neuen Bürgermeister bereits stark gewandelt hat. Wichtig ist, dass man sein Gegenüber – besonders das politische Gegenüber als Mensch wahrnimmt und nicht als Gegner. Andere Meinungen berücksichtigt und als Chance versteht, indem man in der Kommunikation wertschätzend und positiv bleibt und das Miteinander über das Gegeneinander stellt.
Zu guter letzt, wie wird denn so ein klassischer Arbeitstag oder eine klassische Arbeitswoche als Kulturstadtrat aussehen?

Johannes Drexel: Gemeinsame jour-fixe der Stadträte, Sitzung mit den Abteilungsverantwortlichen Beamten, Ausschüsse besuchen. Budgetrelevante Entscheidungen fällen. Terminabklärungen für Fragestellungen von Vereinen, Veranstaltungen und Versammlungen besuchen. Anfragen und Problemstellungen bearbeiten und beantworten. Zwischendurch mit Vereinsvertretern Fragestellungen abklären. Wie sie sehen, es wird nicht langweilig.
Zur Person: Johannes Drexel
Familienstand: verheiratet
Beruf: Geschäftsführer und Pflegedienstleiter Krankenpflegeverein Dornbirn
Hobby: Musik, Sport
Vorbilder: Helmut Schmidt
Zuletzt gelesenes Buch: Helmut Schmidt: Auf eine Zigarette

 

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