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Der Retter und seine Erinnerungen

Markus W. wird den kleinen Cain nie vergessen.
Markus W. wird den kleinen Cain nie vergessen. ©VOL.at/Hofmeister
(VN) Bregenz - Rotkreuz-Mann Markus W., der als erster beim sterbenden Cain war, fürchtet sich vor dem Jahrestag.

Für den hauptberuflichen Rotkreuz-Mitarbeiter Markus W. kennt Leben retten keinen Feierabend. Tat es auch am 8. Jänner nicht. In seiner Freizeit eilte der 25-Jährige aus der Nachbarschaft zum dreijährigen Buben, der übel zugerichtet in seinem Bettchen lag. Er und später auch das Notarztteam sowie die Ärzte am LKH Bregenz taten, was sie konnten, um das Leben des Kindes zu retten. Sie verloren den Kampf. „Cain lässt mich nicht in Ruhe. Es ist weniger, dass ich vom Kleinen träume. Vielmehr sind es die vielen Vorgänge rund um die Tragödie und die Medien, die mich nicht zur Ruhe kommen lassen.“ All das nimmt Markus W. insgesamt mit Verständnis hin. Wo für ihn das Verständnis allerdings aufhört, ist beim Verhalten des Anwalts des mutmaßlichen Täters, Edgar Veith. „Was der aufführt, hat mit einer normalen Verteidigung nichts mehr zu tun. Der stellt alles infrage, misstraut dem Gutachter, misstraut dem Gericht und zieht alles in die Länge. Dem scheint es um sich zu gehen und nicht um die Sache“, findet der Ersthelfer.

Mulmig

Alle, die damals die Rettung des kleinen Buben versuchten, könnten erst dann zur Ruhe kommen, „wenn das Ganze endlich abgeschlossen ist“. Das Bild des sterbenden Cain läuft bei Markus W. immer dann ab, wenn Fotos des gesunden und fröhlichen Buben in diversen Medien erscheinen. Der Kontakt mit Medien war für ihn überhaupt so eine Sache. „Viele sind auf mich zugekommen, vielen habe ich keine Interview gegeben.“ Kein Problem bereitet es Markus W. mehr, am früheren Wohnort des Kleinen vorbeizufahren. Für seine Arbeit hat das Erlebnis mit Cain freilich bleibende Spuren hinterlassen. „Ich bekomme ein mulmiges Gefühl, wenn ich zu Einsätzen muss, bei denen Kinder involviert sind. Ich bin froh, seit damals kein totes Kind mehr gesehen zu haben.“

Am 8. Jänner im Dienst

Vor dem 8. Jänner 2012 fürchtet sich W. trotzdem etwas. „Deshalb werde ich diesen Tag auch im Dienst verbringen. Ich würde es kaum aushalten, an diesem Tag mit mir allein zu sein.“

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