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Der Protestsongcontest 2016 steht im Zeichen von Vorurteilen und Flüchtlingen

FM4 und der Rabenhof bitten wieder zum Protest.
FM4 und der Rabenhof bitten wieder zum Protest.
Alle Jahre wieder: Am 12. Februar findet der Protestsongcontest im Wiener Rabenhof Theater statt. Der Fokus der musikalischen Protestbewegung richtet sich bei der dreizehnten Ausgabe klar an den Umgang mit der aktuellen Flüchtlingskrise.

Vorjahressieger “Wladimir (Put Put Putin)” hat zwar nichts an Aktualität eingebüßt und der Combo Rammelhof mit “Putins Nightmare” eine eigene Rabenhof-Show eingetragen, doch eine neue Lage verlangt neue Lieder.

Ist das zehn Formationen umfassende Starterfeld auch neu, Moderator Michael Ostrowskis (zum dritten Mal im Einsatz) braucht keine neue Begrüßung einzuüben: “Was Sie nicht wissen: Das ist heute der Eurovision Song Contest Vorentscheid”, passt auch 2016, findet doch am selben Abend im ORF-Zentrum tatsächlich die Wahl des österreichischen ESC-Teilnehmers statt.

Arbeit von “Train of Hope” musikalisch vertont

Die aufregenden und anstrengenden Wochen der selbst organisierten Hilf-Initiative “Train of Hope” am Wiener Hauptbahnhof stehen im Mittelpunkt des Songs von Junk & Mr. 3st, der mit seinem Refrain “hey hey hey, wir packen das! hey hey hey, wir schaffen das!” freilich mehr Selbstbestärkung als Protest ist: “Manchmal fehlt’s an allen Ecken und Enden, aber nichts ist stärker als die Kraft von helfenden Händen!”

“Das gute alte Vorurteil” besingt dagegen Shan Blitzero in guter alter Liedermacher-Manier: In seinem Song erregt ein demnächst einziehender neuer Nachbar, der ein Flüchtling aus Damaskus sein soll, das goldene Wiener Herz. Auch ganz auf der Retro-Welle schwimmen Joachim Unger & der Chor des IRG Wien, deren schmeichelweicher Beitrag “Wir. Stimmen gengan Kriag” kaum Mauern zum Einsturz bringen dürfte. Ungleich grooviger fordert dagegen die Gruppe Papers Please: “Make Peace not Walls”.

Nominees beim Protestsongcontest

Reggae Feeling bringen Barefoot Basement meets Tombo mit “Right Neider” in den Gemeindebau (“Auf den ersten Blick der harmlose Bürger, auf den zweiten der Asylwerber-Würger”, singen sie), während sich in Kurt Razellis “50 Schilling” eine waschechte Favoritnerin zu Elektro-Sound über die steigenden Lebensmittelpreise ärgert.

Joan Baez scheint dagegen vorbeizuschauen, wenn Laura Rafetseder “Beating Hearts” besingt, Bettina Wegener könnte bei Sarah Leschs “Testament” mitgeschrieben haben. Kinderlied-Flair verbreitet “Oh Johanna” von Holawind.

Bernhard Eder schließlich meint: “Es is zum rean”. Selbiges wird hoffentlich die Jury (bestehend aus der Journalistin und Moderatorin Olivera Stajic, dem Liedermacher Elias Hirschl, den Musikerin Clara Blume und Peter Paul Skrepek, der Labelbetreiberin und Flüchtlingshelferin Farangis Nomadee, dem Radiomoderator Martin Blumenau und dem Publikum) nicht finden und zu einer würdigen Entscheidung kommen. Sonst müsste man glatt dagegen protestieren.

Die von Rabenhof und FM4 ausgerichtete Veranstaltung wurde 2004 zum 70. Jahrestag der Februarunruhen von 1934 ins Leben gerufen. Mehr Infos hier.

(APA)

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