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Der "Hundeflüsterer" von Wien

„Du bist ein großer, starker Hund“ - Wien hat einen Hundeflüsterer - Reinhard Mut kümmert sich mit sanften Worten und Heilmassagen um Problemtiere.

Notorische Beißer, Kläffer und sonstige problematische Vierbeiner sind sein Spezialgebiet: Reinhard Mut ist Wiens erster „Hundeflüsterer“. Der gelernte Heilmasseur behandelt seine Patienten mit sanften Worten und Streicheleinheiten an den richtigen Stellen.

„Ich bin in der Hundehütte aufgewachsen“, erzählte der groß gewachsene 45-Jährige im APA-Gespräch. Tiere habe er immer schon geliebt, die Arbeit mit ihnen aber erst relativ spät, nachdem bei ihm eine schwere Krankheit diagnostiziert wurde, zur Profession gemacht. Was genau seine Wirkung ausmacht, wisse er auch nicht: „Vielleicht liegt es an meiner Stimme.“ Nachdem er mit einigen Behandlungen erfolgreich war, habe er sich um einen Gewerbeschein bemüht und diesen mit einer Ausnahmegenehmigung auch erhalten. Damit wird er – grob gefasst – als Hundeflüsterer ausgewiesen.

Seine Arbeitsweise demonstriert er bei der Familie Köppl in Wien-Floridsdorf, einem pensionierten Ehepaar, deren kleiner Cairns-Terrier mit seinen Marotten für einiges Kopfzerbrechen sorgte. Der kleine Hund entwickelt vornehmlich in den Abendstunden eine ziemliche Angriffslust und geht auf seine Besitzer und deren Schuhe los, berichtete der leidgeprüfte Besitzer Werner. Zahlreiche Narben an den Händen des Ehepaares zeugen von den Untaten des Terriers.

Hier setzt die Tätigkeit Muts ein: Er platzierte sich auf dem Boden – „dort lebt schließlich der Hund“ – und beginnt, das problematische Tier an speziellen Punkten zu massieren – „diese Stelle hier fördert das Vertrauen“. Dabei redet er dem Tier mit sanfter, hoher Stimme gut zu: „Du bist ein großer, starker Hund.“ Scheinbar ohne eine unmittelbare Wirkung auf „Soni“ zu erzeugen: Sie entringt sich alle fünf Minuten den Umarmungen des Therapeuten und zerrt stattdessen Spielzeug aus einer Kiste.

„Viele nehmen meine Arbeit nicht ganz ernst“, räumte Mut freimütig ein. Trotzdem: Werner und Stefanie Köppl sind mit den Resultaten seiner Arbeit zufrieden. Gemeinsam mit Baldriantropfen und Tierarztbesuchen hätten sich merkliche Verbesserungen eingestellt. Sollte sich sein Geschäft nicht bewähren, muss sich der Hundeflüsterer auch keine Sorgen machen: Er hat ein zweites Standbein und arbeitet als Märchenerzähler im Schloss Schönbrunn.

Redaktion: Claus Kramsl

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