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"Der Frauentourist": Ruhige Liebesgeschichte gefällt in Bregenz

Am Donnerstagabend feierte das Stück im Bregenzer Theater Kosmos seine Premiere.
Am Donnerstagabend feierte das Stück im Bregenzer Theater Kosmos seine Premiere. ©Hofmeister
Bregenz - Das alte und doch ewig junge Thema Liebe steht im Mittelpunkt von "Der Frauentourist". Das Werk der Vorarlbergerin Monika Helfer erlebte am Donnerstagabend im Bregenzer Theater Kosmos seine gelungene Uraufführung. Am Ende eines lieblichen Theaterabends spendeten die Zuschauer warmen Applaus, den meisten davon erhielt die Autorin selbst.
"Der Frauentourist" - Bilder von der Aufführung

Helfer nimmt das klassische Thema unter die Lupe: Mann trifft Frau. Sie verlieben sich, sie wohnen zusammen, sie planen die Zukunft. Ende ungewiss. Darum geht es in “Der Frauentourist”. Keineswegs klassisch ist hingegen die Art des Kennenlernens – dieses erfolgt nämlich via TV-Show. Dabei ist der Mann in Helfers Werk ein “Frauenkenner”, der von Frau zu Frau tourt und nach 36 Frauen auf die eine trifft, mit der er es länger aushalten könnte. Elfie ist nach gescheiterter Ehe und darauffolgender zweijähriger “Trostbeziehung” bereit für eine neue Wende in ihrem Leben. Sie versucht dies durch die Suche in einer Fernsehsendung.

Aktuelles Thema aufgegriffen

Die Autorin geht in ihrem Text liebevoll mit ihren Hauptfiguren um – respektvoll mit ihren Lebensgeschichten und voller Verständnis. Als Vorbereitung für ihr Werk holte sich Helfer offensichtlich Anregungen aus diversen TV-Shows. Das Thema an sich wirkt allerdings in Zeiten der vielfältigen Dating-Plattformen und Handy-Apps bereits etwas verstaubt und wenig aufregend.

Unspektakuläre Kulisse

Regisseur Augustin Jagg zollt diesem Umstand Tribut und führt weichzeichnerisch durch den Abend. Ähnlich geht Ausstatter Stefan Pfeistlinger vor, indem er dem Bühnenbild einen hellbraunen Grundton verpasst und den mit Holzschnitzel bedeckten Theaterboden weich gestaltet. In der Mitte der Bühne steht eine türkisfarbene Couch als Ort der Begegnung der Figuren. Hier sitzen sie sich gegenüber, voreinander oder in Distanz zueinander. Im Hintergrund gibt es eine gewölbte Leinwand, auf der Sendungsausschnitte gezeigt werden von den Frauen, die der Frauentourist bereits getroffen hat. Über der Szenerie und bis in den Zuschauerraum hineinreichend, hängen unzählige nackte Glühbirnen. Für jeden von uns gibt es irgendwo ein Lichtlein, scheinen sie zu flüstern.

Im Konflikt mit sich selbst

Bernd Sračnik spielt den Frauentouristen Gabriel als blasse, situationsflexible Figur mit wenig Profil. Er ist stets das, was die Frau ihm gegenüber gerade haben will: Koch, Gärtner, Zuhörer, Masseur. Geprägt ist sein Verhältnis zu den Frauen durch das lange Zusammenleben mit seiner Mutter, die er erst nach ihrem Tod verlassen kann. Jetzt kann er gehen und geht auch – immer wieder. Gleichzeitig ist er neidisch auf die Menschen, die ein scheinbar normales Leben führen.

Die junge Daniela Bjelobradić spielt seine Zieh-Tochter Rosa (trotzig, ein Teenager) und hat damit wenig Mühe. Etwas unterfordert auch Caroline Mercedes Hochfelner als Moderatorin. Kühl, glatt, berechnend, nur an ihr TV-Format denkend, denn das Fernsehen zeigt die Menschen so, wie sie gut zu verkaufen sind und nicht, wie sie sind.

Hausfrau findet ihr Glück

Am besten gefallen hat an diesem Premierenabend aber Daniela Gaets als Elfie. Elegant und trotzdem unsicher, sensibel, naiv und zurückhaltend – so wirkt sie in ihrer Darstellung einer Frau, die noch Liebe finden möchte, aber von der TV-Sendung “verkauft” wird, sehr authentisch. Den Mann, den sie am Ende findet, lässt sie so sein, wie er ist. Sie stellt keine Fragen, und lässt damit zu, dass der Alltag einziehen kann: Sie denkt darüber nach, ob sie Gabriel einen Hausschlüssel nachmachen soll, und räumt ihm im Haushalt hinterher. Er putzt eben nicht wie sie.

Herwig Hammerl komponiert seit 2006 regelmäßig Bühnenmusik für Theater Kosmos-Produktionen. Sein Beitrag zu diesem Stück ist wenig überzeugend. Das liegt aber mehr an der Funktion, die seine Musik diesmal zu erfüllen hatte. Die Stücke wirkten eher wie kurze Werbeeinblendungen.

Neugierig geworden?

“Der Frauentourist”, Uraufführung von Monika Helfer. Weitere Vorstellungen: 17., 18., 24., 25. Februar und 3., 4., 10., 11. März 2017, jeweils 20.00 Uhr sowie Sonntagsvorstellungen am 12. und 19. Februar und 5. März 2017, jeweils 17.00 Uhr. Dauer ca. 80 Minuten, keine Pause. Theater Kosmos, Bregenz. Karten unter www.theaterkosmos.at

Diese Kritik wurde von der APA verfasst.

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