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„Der Film wird aufwühlen“

1966 wurde Erika Schinegger Abfahrts-Weltmeisterin.
1966 wurde Erika Schinegger Abfahrts-Weltmeisterin. ©Constantin Film
Reinhold Bilgeri bringt „Erik und Erika“ ins Kino. W&W sprach mit dem Regisseur und seinen Hauptdarstellern.

„Ich war schon in den 60er-Jahren ein großer Fan von Erika“, verrät Regisseur Reinhold Bilgeri im Gespräch mit W&W. „Erstens liebe ich alle Sport-Extremisten dieser Welt, weil sie ihre eigenen Grenzen sprengen. Einen, der durch zwei Höllen gehen musste, liebe ich besonders. Zweitens passt Eriks Geschichte haarscharf in die aktuelle, weltweite Genderdebatte, die viele Storys über Intoleranz und Voreingenommenheit aufwühlt – das wird auch dieser Film tun“, ist Bilgeri überzeugt. „Alles, was da grade ans Licht kommt, muss aufgearbeitet werden, denn die Opfer von damals fanden keine Stimme, keinen Seelencoach und keine Gerechtigkeit. Es ist höchste Zeit, dass ihre Geschichten erzählt werden. Schineggers Geschichte spielt dabei eine zentrale Rolle, er ist zwar nicht sexuell, aber psychisch misshandelt worden, an diesem Trauma hat er ein halbes Leben lang gelitten.“

„Teil seiner Seele“

Erik Schinegger wurde unter dem Namen Erika Schinegger 1966 Weltmeisterin in der Abfahrt. Bei einem medizinischen Test wurde später festgestellt, dass Erika genetisch ein Mann ist. Der Titel wurde ihm nicht aberkannt, aber er entschied sich zu einer Operation und änderte seinen Namen in Erik. Die Gespräche mit dem „Mann, der Weltmeisterin wurde“ seien die Grundlage für das besondere Biopic gewesen: „Ich durfte ihn wirklich alles fragen, selbst intimste Dinge. Er hat mir sein gesamtes Archiv geöffnet und damit einen wichtigen Teil seiner Seele. Eine bessere Quelle für ein Biopic, das nach Authentizität verlangt, gibt es nicht“, sagt Reinhold Bilgeri. Diese Geschichte ging auch am jungen Hauptdarsteller Markus Freistätter nicht spurlos vorbei: „Das war schon eine echte Achterbahn, die man da als Schauspieler erleben darf. Immer mit dem Wissen, dass diese Geschichte wahr ist! Natürlich ist es ungewohnt, sich mit langen Haaren und in Kleidern zu sehen, aber genau das kann ja auch helfen, eine Figur zu spielen.“

„Absolut frei spielen“

„Reinhold Bilgeri hat es geschafft, dass in sieben Wochen Drehzeit kein einziges böses Wort, nur Respekt und absolute Wertschätzung gegenüber jeder und jedem am Set regiert haben! Das hat es mir und bestimmt auch allen anderen ermöglicht, sich in diesem komplett geschützten Rahmen künstlerisch fallen zu lassen und absolut frei zu spielen. Reinhold und ich haben an dieser Geschichte sehr eng und intensiv gearbeitet und ich bin froh, auch ein Jahr nach Drehschluss im ständigen Kontakt mit ihm und seiner großartigen Familie zu sein!“

Kritik am ÖSV

Cornelius Obonya, der ÖSV-Präsident Dr. Fischer spielt, sagt über diesen: „Es hat mich gereizt, einen Mann darzustellen, der ehrlich verzweifelt ist, mit Erik/Erika umgehen zu müssen. Das kann komische Ausformungen haben. Aber dieser Mensch hat einfach gewisse Verkrampfungen und deshalb ist es nicht leicht für ihn. Das hindert ihn aber nicht, dann dennoch an die eigene Haut zu denken.“ Er hält aber auch nicht mit Kritik gegenüber dem aktuellen Vorgehen hinter dem Berg: „Volle Transparenz wäre absolut wichtig. So, wie sich da verhalten wird, kann das der Vorbildfunktion, die Sport haben sollte, nicht guttun. Der Unterschied im Verhalten der filmischen Figuren um 1967 zum Verhalten 2017 ist gleich Null!“ Bereits morgen gibt es drei Vorpremieren im Ländle, bei denen Reinhold Bilgeri und Markus Freistätter anwesend sein werden. Außerdem verlost WANN & WO 4×2 Ticket-Gutscheine für den Film. Alle Infos dazu sind in der Factbox unten zu finden.

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