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Der erste „stille Proberaum“ Vorarlbergs startet durch!

Muffiger Kellerraum war gestern: Der Raum präsentiert sich hell, freundlich und modern!
Muffiger Kellerraum war gestern: Der Raum präsentiert sich hell, freundlich und modern! ©Stadt Hohenems
 Mit einem neuen Pilotprojekt begegnet man in Hohenems der Problematik der schwindenden Proberäume für Musiker/innen im Ländle: Trockene, schallgedämmte Kellerräume sind kaum noch zu kriegen oder nur mit hohen Kosten benutzbar zu machen.
Der erste „stille Proberaum“ Vorarlbergs startet durch!

Mit dem Konzept des „stillen Proberaumes“, bei dem die Musiker/innen über Kopfhörer und bei Zimmerlautstärke proben, wurde nun im Otten Wirtschaftspark ein Proberaum entwickelt, der auch in normalen Büroräumlichkeiten und Komplexen effizient betrieben werden kann.
Von außen wirkte die Szene fast ein wenig lustig, die sich bei der Eröffnung des ersten „stillen Proberaumes“ in Hohenems abgespielt hat: In einem hellen, freundlichen und großzügigen Büroraum im Otten Wirtschaftspark sitzen drei geladene Testmusiker/innen an Gitarre, Bass und elektronischem Schlagzeug – untereinander verbunden über Kopfhörer – hauen in ihre Instrumente, und bis auf die natürlichen Raumgeräusche ist fast nichts zu hören.
Setzt man dann ebenfalls einen der bereitliegenden Kopfhörer auf – schallt einem druckvolle Rockmusik entgegen. Zufriedene Musikergesichter signalisieren: Das klingt ja richtig gut!

Ein Konzept für moderne Musiker/innen

Entwickelt wurde das Konzept vom Hohenemser Verein „Live! Förderverein für Livemusikkultur“. Vereinsobmann Johannes Neumayer erklärt: „Herzstück des Proberaums ist ein modernes digitales Mischpult, welches über einen Tablet-PC gesteuert wird. Diese Geräte sind in den letzten Jahren sehr erschwinglich und qualitativ höchstwertig geworden. Über dieses Pult bekommt jede/r die Instrumente auf die Kopfhörer gespielt – und jede/r kann individuell so eingestellt werden, dass er sich selbst optimal hört! Gerade für Sänger/innen unschätzbar wertvoll. Dadurch wird es allgemein im Raum leise, man kann normale Räume ohne spezielle Isolation zum Proben benutzen und auch die Ohren der Musiker/innen werden so geschont. Für Akustik-, Pop- und Rockbands funktioniert das ausgezeichnet. Einzig im Bereich der Blasinstrumente und bei akustischen Schlagzeugen muss man Abstriche hinnehmen, hier braucht es nach wie vor gedämmte Räume. Pragmatische Bands können aber ohne Probleme in den stillen Proberäumen üben – und das Feedback ist hier auch sehr gut!“

Leistbares „Shared Space“-Konzept – kostenlos für Schüler/innen und Lehrlinge

Der Raum wird von mehreren Bands geteilt: Montag bis Freitag proben abends ab 19 Uhr erfahrene Bands – für den fixen Probeabend in der Woche werden 80 Euro im Monat fällig. Kümmert sich eine erfahrene Band im Rahmen des Mentorenprogramms um eine junge Band, sinkt die Miete sogar auf 60 Euro.
An den Wochenenden steht der Raum Schüler/innen und Lehrlingen, die noch kein eigenes Geld verdienen, kostenlos zur Verfügung. Vor allem die Jungen profitieren davon, dass der Raum mit Leihinstrumenten voll ausgestattet ist – man kann also auch ohne Vorkenntnisse und Instrumentensammlung als junge/r Musiker/in im Raum die ersten musikalischen Gehversuche wagen. Die Mieten wandern in einen Reparaturfonds zur Erhaltung und Bewirtschaftung des Raums. Der Raum selbst wird von der Stadt Hohenems zur Verfügung gestellt, auch ein Teil der Einrichtung wurde von der Kulturabteilung der Stadt gefördert, der Rest wurde vom Verein selbst investiert.

Bürgermeister Dieter Egger zeigt sich bei der Eröffnung des Raumes beeindruckt: „Es ist ein wirklich schöner, freundlicher Proberaum geworden und insgesamt ein lässiges Projekt, welches es auch der Stadt möglich macht, die Musikerszene zu fördern. Der Verein und die Stadt legen die Baupläne dafür sehr gerne offen, in der Hoffnung, dass nach Hohenemser Vorbild auch in anderen Vorarlberger Städten ähnliche Proberäume eröffnet werden, denn diesen Bedarf gibt es überall.“

Kulturstadtrat Johannes Drexel, MAS, hat ebenfalls seine Freude mit dem Projekt: „Gerade die junge Generation greift heute immer seltener zum Instrument, wenn sie nicht über Musikvereine oder Musikschulen aufgefangen werden – und auch dort wird es immer schwieriger, die Jungen zu halten, da doch auch irgendwann Leistung gebracht werden muss. Dadurch, dass hier aber junge Musiker gratis und ohne Vorinvestitionen im lockeren Rahmen starten können, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass aus dem Hobby eventuell auch langfristig Passion wird.“

Freundlich unterstützt wurde das Projekt von Anfang an auch vom gesamten Team der Otten Real GmbH: „Der Name Otten steht mittlerweile fast gleichbedeutend auch für die Kunst- und Kulturszene – mittlerweile erfreulicherweise schon weit über die Grenzen von Hohenems hinaus. Daher unterstützen wir auch dieses Konzept sehr gerne, lässt sich so ein Raum doch eigentlich in dieser Form auch problemlos in einen Bürokomplex einbinden, da auch der Betrieb in Zimmerlautstärke erst dann losgeht, wenn die anderen Büros geschlossen haben.“

Drei fixe Mieter hat der Proberaum bereits vor der offiziellen Eröffnung angezogen – zwei Abende sind aktuell noch zu haben. Interessent/innen werden gebeten, sich einfach per E-Mail an live.musikverein@gmail.com zu wenden. Sollte der Raum ausgebucht sein, wird eine entsprechende Warteliste angelegt. Bei anhaltendem Erfolg des Projekts und bestehender Nachfrage steht in Hohenems der Eröffnung von weiteren ähnlichen Räumen nichts im Wege.

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