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Der Bluff mit den Pistenkilometern

Christoph Schrahe hat mit Hilfe von Pistenplänen und Google Earth auch in vier Vorarlberger Skigebieten nachgemessen.
Christoph Schrahe hat mit Hilfe von Pistenplänen und Google Earth auch in vier Vorarlberger Skigebieten nachgemessen. ©VOL.AT/L. Berchtold
Schwarzach - Studie: Skigebiete machen sich oft größer als sie sind – Vorarlberg ist da keine Ausnahme.

Ein Deutscher stellt die Skiwelt auf den Kopf: Christoph Schrahe hat die Pistenkilometerangaben von rund 80 Skigebiete weltweit unter die Lupe genommen und die 50 größten – mit mindestens 110 Kilometern – in einer Studie zusammengefasst. Die Ergebnisse sind durchaus überraschenden: Wie sich herausstellte, messen die Destinationen mit eigenem Maß und buhlen mit Pistenkilometern fernab der Realität um Gäste. Auch in Vorarlberg ging der freie Reisejournalist und Kartograph zu Werke. Mit Hilfe von Pistenplänen und Google Earth hat er in vier Skigebieten nachgemessen.

Zwei Ausreißer

Während die Skigebiete am Arlberg (Lech-Zürs und St. Anton-St. Christoph-Stuben) demnach mit positivem Beispiel voran gehen und die tatsächliche Länge ihrer Pisten ziemlich exakt angeben, gibt es in den zwei anderen Abweichungen. So hat Schrahe in Warth-Schröcken – das zwar nicht zu den größten der Welt zählt, im Hinblick auf die kommende Verbindung mit Lech-Zürs aber dennoch untersucht  wurde – anstatt der versprochenen 58 nur 53 Kilometer gefunden.  In der Silvretta Montafon werden 155 Kilometer Pisten und markierte Routen angepriesen, laut Studie sind es – gemessen an der Falllinie – aber nur 116 Kilometer. Mit knapp 25 und neun Prozent liegen die Aufschläge in beiden Destinationen aber unter dem Durchschnitt und für Schrahe daher im Rahmen. “Dafür muss man noch niemanden anprangern. Die großen Ausreißer haben mehr als das Doppelte angegeben”, gibt sich der Studienautor versöhnlich. Seine persönliche Grenze zieht er bei 30 Prozent. “Das entspricht dem, was ein Skifahrer tatsächlich an Weg zurücklegt”, sagt der Kartograph und bezieht sich dabei auf seine Schwunganalysen.

In der Silvretta Montafon werden Schrahes Zahlen ohnehin äußerst kritisch beäugt: “Wir haben im GIF – dem Geografisches Informationssystem – alle Pisten eingezeichnet und gemessen”, ist Projektleiter Martin Oberhammer von der Richtigkeit seiner Angaben überzeugt. Die Google Earth-Datei im Internet sei zudem noch nicht auf dem aktuellen Stand, führt Oberhammer einen weiteren Grund ins Treffen. “Heuer sind einige Skirouten dazugekommen.” Auch von Schrahes Kritik, dass Abschnitte, die gleichzeitig rote und blaue Piste sind, doppelt gezählt wurden, lässt sich der Projektleiter die Suppe nicht versalzen. “Das sind nur sehr wenige Bereiche. Keine drei Kilometer”, ist er guter Dinge und die Silvretta Montafon seiner Ansicht nach noch immer das größte Skigebiet in Vorarlberg.

Einheitliche Standards

Die irreführenden Angaben haben vielfach Diskussionen losgetreten – auch in Österreich. Der Fachverband der Seilbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich hat den Wirbel um die “Mogelpackungen” zum Anlass genommen, um einheitliche Standards zu etablieren. Am gestrigen Dienstag wurde das bei einer Sitzung in Salzburg beschlossen, informiert Wolfgang Beck, Fachgruppenobmann der Vorarlberger Seilbahner.

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