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Demenz: Reiseziel ohne Endstation

Lustenau (VN) - Zum Welt-Alzheimer-Tag: Silvia Benz engagiert sich in der „Aktion Demenz“.
Sie stieg in ihre Schuhe und hat erlebt, wie die Arbeit mit demenzkranken Menschen dadurch plötzlich leichter wurde. Der Umgang einfacher. Die Sicht eine andere. Das machte Mut, etwas zum Besseren bewegen zu können. Mut, den Silvia Benz weitergeben möchte. Aber nicht nur an Angehörige von Betroffenen. „Demenz geht alle an“, betont Benz, die seit gut einem Jahr die „Aktion Demenz“ in der Marktgemeinde Lustenau koordiniert. Lustenau ist das jüngste Mitglied von inzwischen 23 Modellgemeinden, die sich für die soziale Integration von Menschen mit Demenz starkmachen.

Zerstörerische Krankheit

Demenz steht als Überbegriff für verschiedene Krankheitsbilder. Aber alle münden im Verlust geistiger Funktionen. Als häufigster Auslöser gilt die Alzheimer-Erkrankung. Dabei zerstört ein Ungleichgewicht an Botenstoffen unaufhaltsam die Nervenzellen im Gehirn. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung gewinnen demenzielle Erkrankungen immer mehr Bedeutung. Herkömmliche Pflegemaßnahmen reichen auf Dauer nicht aus, um Menschen mit Demenz adäquat betreuen zu können. Darauf will der heutige Welt-Alzheimer-Tag hinweisen. Silvia Benz musste den Umgang mit diesen Menschen ebenfalls erst lernen. Als Leiterin des Seniorenheims Hasenfeld, die sie lange Jahre war, tat sie sich damit weniger schwer. Im Gegensatz zu vielen Angehörigen. „Für die ist das nicht so leicht“, weiß Benz. Deshalb engagiert sie sich heute mit aller Kraft in der „Aktion Demenz“.

Viel in Bewegung gebracht

Sie holte sämtliche Systempartner ins Boot und begann im Frühjahr mit einer Informationsoffensive. „Demenz soll kein Tabuthema mehr sein“, wünscht sich Silvia Benz mehr als alles andere. Das Anliegen scheint langsam Wirklichkeit zu werden. „Der Aufbruch ist spürbar“, sagt sie enthusiastisch. Leute kommen in die Anlaufstelle „Im Schützengarten“. Suchen das Gespräch. Holen sich Hilfe. Noch nicht massenhaft, aber doch. Silvia Benz registriert Bewegung in einer höchst emotionalen Sache. Das trägt sie. Ebenso die Dankbarkeit der Bevölkerung darüber, dass endlich etwas getan wird. Und Silvia Benz tut sehr viel. Sie hat sich mit anderen Modellgemeinden in der Region vernetzt. Arbeitet eng mit Elisabeth Mair-Hille zusammen, die als Case- und Caremanagerin draußen bei den Leuten ist und im Bedarfsfall erste Kontakte knüpfen kann. Und sie fand in Dr. Zeynep Vetter eine engagierte Fachärztin, die gemeinsam mit pro mente Vorarlberg regelmäßige Demenzsprechstunden durchführt. Um dieses Angebot ist Silvia Benz besonders froh. Denn: „Eines der größten Probleme besteht darin, dass viele nicht wissen, welcher Arzt für diese Erkrankung zuständig ist.“

Unterstützung gegeben

Die insgesamt positiven Rückmeldungen bestätigten sie in der Einschätzung, dass „wir auf einen guten Zug aufgesprungen sind“. Der ist allerdings noch lange nicht am Ziel. Vielmehr sieht sich die Mutter eines zweijährigen Kindes erst am Anfang. „Außerdem wird diese Reise wohl nie zu Ende sein“, sinniert Silvia Benz. Aber sie kann auf Unterstützung zählen. Auch von Seiten der Gemeindever­antwortlichen. „Eine solche Aktion braucht schließlich Geld“, sagt die Projektleiterin frei heraus. Derzeit laufen die Budgetverhandlungen. Doch Silvia Benz ist zuversichtlich. Wie in allem, was ihren Einsatz für Demenzkranke und deren Angehörige betrifft. Aber das verlangt eine solche Aufgabe wohl.

Zur Person: Silvia Benz

  • Geboren: 23. Juli 1972 in Lustenau
  • Familienstand: verheiratet, 1 Kind
  • Tätigkeit: Projektentwicklung
  • Hobbys: Fitness, Lesen, Musik
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