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Das Rio-Mäuslein

Wir befinden uns unmittelbar nach der Geburt in Rio. Die Sportväter stossen an. Die Funktionärszeugung hat geklappt, der Berg hat gekreißt: Stoss‘ Mäuslein ist da. Verschämt bronzt es ins ÖOC. „Der erste große, wichtige Durchbruch, ich bin ganz erleichtert. Ich habe nie an eine Nullnummer geglaubt, aber jetzt ist kein Grund für Selbstzufriedenheit. Nur ein Fundament, auf das man aufbauen kann“, sagt der Mausvater Karl treuherzig in der Ledernen. Das findet das Mäuslein auch und tippelt ins Österreicherhaus zum eingeflogenen Speck.

„Es war unglaublich spannend – bis zur letzten Sekunde. Eine echte Erleichterung“, palavert der Sportmausminister. Das findet das Mäuslein auch und nagt am Vorarlberger Käs. „Langes Warten wird belohnt und die professionelle Vorbereitung des Segelverbandes und des Teams. Dass eine Medaille als Lohn zurückkommt, ist großartig. Es ist eine kleine Überraschung, aber eine großartige Überraschung. Wir freuen uns unglaublich mit dem Team“, betet Mennel nach und knöpft die Lederhose zu. Das findet das Mäuslein auch und tippelt zur Arlbergwurst.

Jetzt servieren die 110 Bediensteten des Ö-Hauses in Rio den bronzenen Mäusesekt. Mausaustria atmet „nach 2923 Tagen Warten“ auf. „Heimat bist du großer Segler“ titelt ein Sportblatt zur Bronzmausentbindung. Hunderte unbedarfte Maussportschreiber, es gibt kaum andere, titeln ebenso banal. Gibt es eigentlich Sportex?

„Es ist eine richtige Erleichterung für die ganze Sportnation. Ich bin einfach nur glücklich, dass es funktioniert hat, gerade für die beiden Segler, die am wenigstens auf der Rechnung gestanden sind, das ist einfach nur eine Freude“ weiß der Chef de Mission Sieber. Österreichs Sportjugend konjugiert freudig: „Ich bin Sportnation, du bist Sportnation …“ Keine Sorge wegen der Rechnung, Chef! Die Rechnung zahlt der Volk. 20 Millionen Steuergeld wurden vom Funktionärsberg entbunden. Maustria hat Mäuse. Schröcksnadel, Mennel und Stoss verteilen sie.

Der Profit- und Funktionärssportberg soll dafür bald Goldelefanten kreißen. Jetzt sei die Gelegenheit, Veränderungen … Stoss stimmt das Sportreformenlied an. Mit Schröcksnadel? Der glänzt zum Abgang mit dem Satz: „Du musst Dir Killer erziehen, keine Versorgungsposten für Sportler.“ Stimmt, letztere sind für Jetsetfunktionäre. Man müsse „alles zentralisieren“, das wolle auch Doskozil. O Schreck! Holt Shrek. Schröcks nächster Stoss: „Beim Spitzensport geht es um ein Produkt, das man verkaufen will!“ Sportkapitalismus pur. Schröck spricht es offen aus. Wissen tun wir‘s längst. Olumpia hat mit Sport nichts zu tun, es geht um Wirtschaftsaufträge & Gewinne mit gezüchteten Sportmarionetten. Das Mäuslein macht jetzt ein Pemmerl. Das war Olumpia. Abschaffen.

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