Wohl kaum ein anderer Sprayer in der Bundeshauptstadt ist so bekannt wie der ominöse “Puber” – jedoch nicht für besonders kunstvolle Graffiti, die das Grau in Grau der Stadt verschönern würden. “Puber” tut vor allem eines immer und überall: taggen.
Priorität: Quantität vor Qualität
Sein hingeschmierter Name ist quer durch die Wiener Bezirke allgegenwärtig, und wird es wohl auch trotz der Festnahme des Urhebers noch lange Zeit bleiben, selbst wenn dieser aus dem Verkehr gezogen ist.
Zu groß ist die Zahl der Tags, die erst einmal beseitigt werden müssten, was nicht zuletzt auch erhebliche Kosten verursacht. Sachbeschädigungen in Höhe von mindestens 50.000 Euro werden dem ominösen “Puber” laut Wiener Polizei angelastet.
“Puber” – verkannter Künstler oder schlicht spätpubertär?
Doch was für ein Mensch verbirgt sich hinter dem Tagger, der die Stadt übersät? Man geht wohl nicht fehl, von jemandem mit einem gewissen Geltungsbedürfnis auszugehen.
In einem seiner raren Interviews, die er unter Verhüllung seiner Identität im Jahr 2010 dem “Zürcher Tagesanzeiger” gab, ließ der Schweizer brasilianischer Abstammung aus dem Kanton Züricher diesbezüglich tief blicken: “Ich will überall meinen Namen sehen, an jeder Wand.”
Auf seine Hobbies angesprochen, fand der trotz seiner 30 Jahre eher pubertär Anmutende klare Worte: “Sprayen und ficken, das ist das Geilste.”
Im Tagging-Fieber: Da-Gewesen-Sein ist alles
Sprayer mit künstlerischem Anspruch würden ihn nicht interessieren, wie er gegenüber dem Blatt klarstellte.
Dies verwundert nicht. Ist “Puber” doch dafür berüchtigt, bei seinen aggressiven “Tags” und “Throw-ups” vor gar nichts zurückzuschrecken – weder vor in mühevoller stundenlanger Arbeit entstandenen Graffiti-Gemälden seiner (möglicherweise begabteren) Kollegen, noch vor liebevoll gestalteten Kindermalereien an der Wand eines Kindergartens.
Diese werden einfach mit seinem Tag übersprüht, gerne auch in Riesenlettern, um möglichst viel davon zu bedecken. So geschehen in Wien-Neubau. Dass er damit den ungeschriebenen Ehrenkodex der Szene bricht, der besagt, dass man fremde Pieces aus Respekt vor dem Schaffen anderer nicht einfach übersprüht, dürfte für ihn keine Rolle spielen.
Aggro-Sprayer vs. Kindergartenkinder und Bezirksvorsteher
Doch zurück zum Kindergarten. Wie mehrere Medien, unter anderem der “Kurier” berichteten, lieferte sich “Puber” im Sommer 2013 eine Art Kleinkrieg mit einem Kindergarten in Wien-Neubau bzw. mit dessen Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger.
Nachdem der Sprayer in seiner gewohnten Manier auf Wandmalereien der Kindergartenkinder sein “Tag” gesetzt hatte, ließ Blimlinger dort ein Schild anbringen, auf dem er kundtat: “Lieber Puber, Zeichnungen von Kindern zu überschmieren ist das Letzte.”
Der Sprayer gab darauf – wenig überraschend – die einzige Antwort, die er kennt: Er überschmierte das Schild erneut mit seinem Tag. Dass daraufhin die Polizei eingeschaltet wurde, brachte nicht umgehend den gewünschten Erfolg. Erst am Donnerstag, dem 6. März 2014, klickten für “Puber” die Handschellen.
Zurück zum Graffiti-Ursprung
Was “Puber” macht, sieht er selbst als “dirty”, als “New York-Style” und Graffiti im ursprünglichen Sinn – es geht ihm scheinbar nur darum, zu zeigen, dass er da war, immer da sein wird und blitzschnell wieder zur Stelle ist, wenn irgendetwas passiert, das er kommentieren möchte. Argumente werden dabei keine ins Treffen geführt – sein Pseudonym muss reichen.
Wenn U-Haft zur Charakterprobe wird
In dem Interview mit dem “Zürcher Tagesanzeiger” fand er spöttische Worte für “Sprayer, die mit mehr Gestaltungswillen ans Werk gehen”.
Diese “Michis” würden “sich nach zwei Wochen U-Haft in die Hosen scheissen”, so seine Meinung. Wie “Puber” selbst damit umgehen wird, sich hinter Schloss und Riegel zu befinden, wird sich nun zeigen.
(DHE)
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