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Das neue „Mia san Mia“-Gefühl

SCRA-Coach Edi Stöhr gibt am Samstag sein Debüt.
SCRA-Coach Edi Stöhr gibt am Samstag sein Debüt. ©VOL.AT/ Hartinger
Mit dem Bayern-Gen zum Titel – Stöhr feiert heute Premiere auf der Altacher Trainerbank.
Altach vs. Hartberg: Liveticker ab 16 Uhr

Nach 356 Tagen kehrt Fußballlehrer Edi Stöhr auf die Trainerbank zurück. Gegen Hartberg soll es heute (16 Uhr) dann so weitergehen, wie es im Mai des Vorjahres bei der Austria aufgehört hat. Mit einem Sieg. Nach einer Woche als Chefcoach des Cashpoint SCR Altach stellt er im Gespräch klar, dass er sich keineswegs als Feuerwehrmann sieht, sondern als Vermittler des neuen „Mia san Mia“-Gefühls.

Altachs Punktebilanz im Frühjahr entspricht bislang nicht den Erwartungen. Glauben Sie, dass der Meisterdruck die Spieler hemmt?

Edi Stöhr: Überhaupt nicht. Im Gegenteil, die Spieler sind mit großer Freude bei der Arbeit. Alles andere hätte mich in der jetzigen Situation allerdings auch gewundert. Von Druck war zumindest in den Trainingseinheiten nichts zu spüren.

Was ist es dann, das die Spieler daran gehindert hat, ihre besten Leistungen abzurufen?

Stöhr: Alles, was ich jetzt dazu sage, wären reine Mutmaßungen. Das steht mir nicht zu. Wie gesagt: Ich habe keinen Druck von außen erkennen können, vielmehr gesehen, dass die Mannschaft miteinander kann. Aber das ist Training, was im Spiel passiert, werden wir sehen.

Sie sind gebürtiger Bayer. Tragen auch Sie das „Mia san Mia“-Gen aus München in sich?


Stöhr:
Ja, absolut. Es wird sich zeigen, wie gut es mir gelingt, dies den Spielern zu vermitteln. Was ich damit meine, ist ein gewachsenes Selbstvertrauen. Zu sagen: Wir schauen auf uns und unser Handeln entspricht dem, was wir von uns erwarten. Ich will einfach, dass meine Mannschaft agiert, wenn möglich dominant ist. Dominanz erzielt man, wenn das Umschalten perfekt beherrscht wird. Wenn dem Gegner unser Spiel aufgedrängt wird. Zuweilen genügt dazu die Basis, manchmal aber muss man dafür noch mehr arbeiten. Das Spielergebnis selbst ist letztendlich nur die Konsequenz unseres Verhaltens auf dem Platz.

Warum schafft es die Mannschaft, den Meistertitel doch noch nach Altach zu holen?

Stöhr:
Das kann ich so nicht beantworten. Es wäre kontraproduktiv zu sagen, was in acht Wochen ist, wenn ich von der Mannschaft verlange, dass sie den Blick von der Tabelle nimmt. Das kann ein Grund für die schwankenden Leistungen sein, auch wenn man als Tabellenzweiter mehr gute als schlechte Spiele braucht. Unser Anspruch muss einfach sein, dauerhaft gut zu sein. Das will ich in die Köpfe der Spieler kriegen. Sie sollen sich ausschließlich auf die eigene Leistung konzentrieren.

Was haben Sie seit der Trennung in Lustenau gelernt? Als Mensch, als Trainer?


Stöhr:
Darüber habe ich nicht nachgedacht. Ich weiß es nicht. Vielleicht, dass eine lange Zeit seit dem letzten Engagement vergangen ist. Aber so viele Plätze auf diesem Niveau gibt es in Österreich ja nicht (schmunzelt).

Es wird viel diskutiert über Spielsystem und Taktik. Wie wichtig sind diese beiden Sachen für Sie?


Stöhr:
Im Zusammenhang mit der Idee des Spiels, die jeder Trainer für sich selbst entwickeln muss, erachte ich System und Taktik für sehr, sehr wichtig. Wir müssen uns vor Augen halten, dass wir als Klub in der zweiten Liga noch viel lernen können. Deshalb ist es eminent wichtig, dass wir in taktischer Hinsicht viel arbeiten. Das muss natürlich auf der Basis vieler anderer Dinge passieren. Etwa der Bereitschaft, läuferisch immer in den Grenzbereich zu gehen, zu wissen, dass Fußball ein Mannschaftsport ist und jeder einzelne sich damit identifiziert. Aus meiner Sicht lässt sich nur dann, eine vernünftige Spielidee auch umsetzen.

Sie feiern heute Ihre Premiere auf der Trainerbank des Cashpoint SCR Altach. Der Gegner heißt TSV Hartberg und ist Schlusslicht in der Liga. Als Tabellenzweiter kann es da doch nur heißen: Voller Angriff!

Stöhr: Wenn ich schon einen Blick auf die Tabelle riskiere, dann sage ich nur: Vor wenigen Tagen hat der amtierende österreichische Meister gegen den Tabellenletzten gespielt – und das Ergebnis ist bekannt (Anm. d. Red.: ÖFB-Cup-Viertelfinale SK Sturm – Hartberg 2:4 n. V.). Deshalb werde ich darüber nicht viele Worte verlieren. Wer vorne dabei sein will, muss gegen potenziell schlechtere Mannschaften punkten. In diesen Spielen musst du da sein. Dazu brauchst du Rückrundenspieler. Denn in der Hinrunde ist noch kein Spieler und noch keine Mannschaft Meister geworden. Das sind Spieler mit der Mentalität, dauernd an ihre Grenzen gehen zu wollen.

Das Hartberg-Spiel bietet aber noch etwas Besonderes. Auf der einen Seite Ex-Altach-Sportchef Walter Hörmann auf der Trainerbank, in Ihren Reihen dessen Sohn Philipp als Spieler?

Stöhr: In der Tat ein interessanter Teilaspekt. Aber wir spielen gegen Hartberg und nicht gegen Hörmann. Und in erster Linie spielen wir für uns und den Verein.

Haben Sie für das Spiel schon personelle Veränderungen im Kopf?

Stöhr: Ich habe die letzten Aufstellungen im Detail noch gar nicht angeschaut. Wichtig war für mich, die Mannschaft diese Woche zu beobachten und die einzelnen Typen kennenzulernen. Ich denke, wir werden die Aufstellung basteln, die die größtmögliche Siegchance hat. Das klingt theoretisch, ist aber derzeit die einzige Möglichkeit.

Aber alles andere als ein Sieg heute gegen Hartberg wäre wohl eine Enttäuschung?
Stöhr: Das kommt darauf an. Auch hier muss ich eine theoretischen Antwort geben. Denn es käme darauf an, wie alles andere als ein Sieg zustande käme.

Teamnews

Cashpoint SCR Altach

Aufstellung: Kobras; Lienhart, Schösswendter, Sereinig, Harun Erbek; Guem, Netzer; Schick, Tomi, Scherrer; Ademi Ersatz: Brandner; Jäger, Eder, Vorisek, Sadovic, Hörmann, Domig

Gesperrt: Matthias Hopfer, Zachhuber (beide Gelb-Rot), Daniel Schöpf (5. Gelbe)

Verletzt: Seeger

Autofrei zum Spiel: Für alle Fans, die mit dem Fahrrad anreisen, wartet im Stadion ein Gratis-Getränk, zur Verfügung gestellt von Radcult, das auch einen Rad-Check anbietet, und der Brauerei Fohrenburg.

(VN/ Christian Adam)

Die Zeit läuft uns davon

Hartberg-Trainer Walter Hörmann will nach Cup-Sensationssieg nächsten Coup landen.

Mit dem 4:2-Erfolg im ÖFB-Cup-Viertelfinale über Sturm Graz sorgte der Tabellenletzte der Erste Liga, TSV Hartberg, für die Sensation schlechthin. Mitverantwortlich für den Einzug ins Halbfinale: Walter Hörmann. Der 50-Jährige, der 2010/11 als Sportdirektor in Alt­ach engagiert war, übernahm vor 14 Tagen das Traineramt bei den Obersteirern. „Leider hat es für den Sieg gegen Sturm keine Punkte gegeben“, meint Hörmann und erwartet in Altach ein ähnlich schweres Spiel. „In Altach gab es einen Trainerwechsel. Ich erwarte eine spielstarke Mannschaft, die mit neuem Selbstvertrauen ans Werk gehen wird.“ Hörmann weiß aber auch, dass sich sein Team im Abstiegskampf nicht mehr viele Umfaller leisten darf. „Die Zeit läuft uns davon. Daher werden wir versuchen, schon in Altach zu punkten. Dass die Mannschaft für Überraschungen gut ist, hat sie gezeigt.“ (VN-da)

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