Rund 100 Millionen Euro an “Geldwerten Leistungen” haben österreichische Pharmaunternehmen im vergangenen Jahr an Institutionen, Ärzte und Angehörige anderer Gesundheitsberufe bezahlt. „54 Millionen Euro wurden in Forschung und Entwicklung investiert. Ärzte, Organisationen und Einrichtungen sind darin enthalten. 27 Millionen Euro haben medizinische Einrichtungen und Organisationen an Sponsorgeldern und Spenden für Veranstaltungen und Ähnliches erhalten. 20 Millionen Euro haben Ärzte erhalten für Vorträge, Beratungsleistungen und Fortbildung“, informierte Jan Oliver Huber, Pharmig-Generalsekretär (Verband der Pharmazeutischen Industrie Österreichs), kürzlich.
LKH Feldkirch erhält am meisten
Berücksichtigt man die fünf größten Pharmakonzerne der Welt und Bayer, der größte Pharmakonzern Deutschlands, so erhielten die Landeskrankenhäuser in Vorarlberg und das Krankenhaus der Stadt Dornbirn im Jahr 2015 insgesamt 169.606,40 Euro an verschiedenen Zuwendungen für Tagungs- und Teilnahmegebüren, Reise und Übernachtungskosten, etc. Spitzenreiter ist das Landeskrankenhaus Feldkirch mit 92.224,17 Euro an Zuwendungen im Jahr 2015.
Pharming Verhaltenskodex
Der EFPIA (European Fedartion of Pharmaceutical Industries and Associations) Disclosure Code zur Offenlegung von Zuwendungen wurde ins Leben gerufen, um größere Transparenz zu fördern und das Vertrauensverhältnis zwischen der Pharmaindustrie, den medizinischen Fachkreisen und der Öffentlichkeit auszubauen. Alle EFPIA-Mitglieder verpflichten sich, sämtliche Zuwendungen an Fachkreise und Organisationen des Gesundheitswesens sowie sämtliche Zuwendungen, die sich im Zusammenhang mit Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten ergeben, zu veröffentlichen. In Österreich wurden diese Regelungen auch in den Pharming Verhaltenskodex (VHC) aufgenommen.
Anfällig für Korruption?
Das Miteinander von Ärzten und der Pharmaindustrie ist ebenso notwendig wie heikel. Trotz zum Teil strenger Verhaltensregeln gilt das Gesundheitssystem “als besonders anfällig für Korruption”, heißt es bei Transparency International. Auf Basis allgemein zugänglicher Zahlen kann die Öffentlichkeit nun nachvollziehen, wie Ärzte bzw. Krankenhäuser und Pharmaunternehmen im Gesundheitssystem zusammenarbeiten.
Viele Mediziner sind nicht erfreut
Die Ärztekammer hat der Offenlegung grundsätzlich zugestimmt, viele Mediziner sind aber über die Trasparenz ihrer Daten gar nicht erfreut. Die Veröffentlichung macht nicht nur das Handeln der Konzerne, sonder auch jenes der Ärzte sichtbar.
KHBG agiert transparent
„Im Mehrjahresverlauf hat es auf der finanziellen Seite sicher keine großen Einbrüche gegeben“, sagt Dr. Gerald Fleisch, Geschäftsführer der Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsges.m.b.h (KHBG), auf VOL.AT-Anfrage. Die KHBG agiere hier schon sehr lange sehr transparent und unterliege strengen Compliance-Regeln. „Dazu gibt es bei uns die sogenannten Drittmittelkonten, über die alles abgewickelt wird, was außerhalb der Finanzierungen durch Versicherungen und Landesgesundheitsfonds liegt. Die finanziellen Unterstützungen durch die Pharmakonzerne fließen vor allem in den Bereich Fortbildung oder werden direkt in Abteilungen investiert.“ Da mache Sinn und spare auch Kosten.
Man dürfe natürlich nicht außer Acht lassen, dass auch die Medizin ein Geschäft ist. Eine gute Kooperation mit den Pharmakonzernen sei wichtig, doch „soll der Patient die Gewissheit haben, dass nur approbierte Pharmaprodukte zum Einsatz kommen“, konstatiert Fleisch im VOL.AT-Gespräch. Daher sind für den KHBG-Geschäftsführer die strengen Compliance-Regeln auch begrüßenswert, denn es dürfe kein zu großes Naheverhältnis zu den Pharmakonzernen geben, sagt Fleisch. Nicht umsonst bezeichnet sich Fleisch selbst als ein Befürworter der „Staatsmedizin“, der in anderen Bereichen höhere Abhängigkeiten zwischen Konzernen und Unternehmen ortet. (VOL.AT)
Krankenhaus der Stadt Dornbirn
LKH Hohenems
LKH Rankweil
LKH Bludenz
Zum Download: Die finanziellen Zuwendungen im Detail
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