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Das große Krabbeln: In jedem Haushalt leben rund 100 kleine Tierarten

100 verschiedene Krabbeltiere sind laut US-Studie in einem Haushalt unterwegs - keine Panik, die wenigsten von ihnen sind Schädlinge.
100 verschiedene Krabbeltiere sind laut US-Studie in einem Haushalt unterwegs - keine Panik, die wenigsten von ihnen sind Schädlinge. ©SXC
Die Wohnung lebt - und zwar weit mehr, als viele wohl gern hätten. Mehr als 500 verschiedene Arten von Insekten, Spinnen, Milben und anderen Tierchen haben US-Forscher in Haushalten ausfindig gemacht.

Das dürfte nicht jedem gefallen: In einem einzelnen Haushalt sind im Mittel etwa 100 verschiedene Arten von Krabbeltieren unterwegs – zumindest in den USA. Neben Fliegen und Käfern seien vor allem Spinnen, Ameisen und Bücherläuse typische Mitbewohner, berichten Forscher im Fachjournal “PeerJ”. Die gute Nachricht: Schädlinge sind nur die wenigsten von ihnen.

Die weniger gute – vor allem für Menschen mit Krabbeltier-Phobie: Komplett frei von kleinen Mitbewohnern waren nur fünf von mehr als 550 untersuchten Räumen: vier Bade- und ein Schlafzimmer. Die Wissenschafter um Matt Bertone von der North Carolina State University in Raleigh hatten in der Stadt und ihrer Umgebung 50 freistehende Häuser mit insgesamt 554 Zimmern nach kleinen Lebewesen durchstöbert. Nur sichtbare Flächen, gut zugängliche Ecken unter Schränken eingeschlossen, wurden abgesucht.

Alle aufgespürten Gliederfüßer (Arthropoden) – egal ob lebend oder tot – wurden erfasst. Dieser großen Tiergruppe gehören unter anderem die Insekten, Tausendfüßer, Krebs- und Spinnentiere an. 32 bis 211 optisch klar unterscheidbare Arten fanden die Forscher in den einzelnen Häusern, im Durchschnitt waren es um die 100. Insgesamt wurden 579 verschiedene Spezies erfasst.

“Unsere Häuser bieten viel mehr Biodiversität, als die meisten Leuten denken”, wird Bertone in einer Mitteilung zur Studie zitiert. “Wir stellen uns unser Zuhause oft als sterile Umgebung vor, aber das ist sie nicht.” Unser Lebensraum sei auch der vieler anderer Arten – nur gebe es meist kaum Berührungspunkte und die Mitbewohner würden gar nicht bemerkt. Haubennetzspinnen (Theridiidae) zum Beispiel wurden demnach in allen Häusern und in zwei Dritteln aller Räume gefunden. Immer im Haus zu finden waren zudem Speckkäfer, Gallmücken und Ameisen, fast immer gab es Bücherläuse und Trauermücken.

Auch versehentliche Besucher wie Kleinzikaden (Cicadellidae) wurden erfasst. Viele der gefundenen Arten lebten nicht ständig in den Haushalten, sondern seien von draußen ins Haus gelangt, etwa in Blumensträußen, erklärt Bertone. In der Wohnung lebten sie dann meist nicht mehr lange. Als ein weiteres Beispiel dafür führen die Wissenschafter die Gallmücken an, die sich von Pflanzen außerhalb der Häuser ernähren.

Nur die wenigsten Mitbewohner sind Schädlinge

Zu den wenigen Schädlingen, die die Forscher aufspürten, zählten diverse Schabenarten wie die Rauchbraune Großschabe (Periplaneta fuliginosa) und die Amerikanische Großschabe (Periplaneta americana). Sie kamen in knapp drei Vierteln der Haushalte vor. Seltener waren Termiten (28 Prozent der Häuser), Flöhe (zehn Prozent) und die Deutsche Schabe (Blattella germanica, sechs Prozent).

“Die überragende Mehrheit der Gliederfüßler, die wir in den Häusern fanden, waren keine Schädlinge, sondern friedliche Mitbewohner”, betont Bertone. Lästige Arten wie Staubmilben, Silberfischchen oder Kleidermotten habe es allerdings durchaus im Großteil der Häuser gegeben. Bettwanzen waren nicht darunter.

Die Forscher wollen ihre Analyse nun ausweiten. “Wir wollen auch in anderen Gegenden der USA Proben nehmen und erwarten da auch Unterschiede”, sagt Bertone. Viele der Arthropoden seien aber weit verbreitet – in den USA und der ganzen Welt. “Sie reisen seit Jahrhunderten mit den Menschen mit.” Mitautorin Michelle Trautwein will die Rolle der Krabbeltiere im “Ökosystem Haus” untersuchen: “Haben sie mikrobielle Organismen, die unsere Gesundheit zum Guten oder Schlechten beeinflussen?” (APA/dpa)

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