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D: Jugend bei einer schwächelnden Kirche

Ein Zeichen für die Kraft der katholischen Kirche soll der Weltjugendtag in Köln sein. Doch ausgerechnet im Gastgeberland Deutschland schwächelt die katholische Kirche seit Jahren.

Kirchenaustritte, Überalterung und Priestermangel machen den knapp 13.000 Gemeinden fast ohne Ausnahme zu schaffen. AFP gibt einen Überblick, wie sich die katholische Kirche in Deutschland in den vergangenen Jahren verändert hat.

Die Zahl der deutschen Katholiken lag nach den jüngsten vorliegenden Angaben im Jahr 2003 noch bei 26,165 Millionen und damit um 300.000 unter der des Vorjahres. Schon seit 1974 registrieren die Gemeinden – mit Ausnahme eines Zuwachses durch die Wiedervereinigung – einen kontinuierlichen Rückgang. So verlor die katholische Kirche alleine seit 1990 insgesamt 2,1 Millionen Mitglieder. Der Anteil der Katholiken an der deutschen Gesamtbevölkerung macht dennoch noch 31,7 Prozent aus und ist in etwa gleich hoch wie der der Protestanten.

Die Gründe für den Rückgang sind unterschiedlich. Allerdings geht die Hauptlast eindeutig auf das Konto der Kirchenaustritte. So gab es alleine 2003 etwa 117.000 mehr Austritte als Wiedereintritte. Seit 1990 summierte sich diese Zahl auf knapp 1,7 Millionen Menschen. Der zweite Grund liegt in der Altersstruktur der Gläubigen: Die Zahl der Bestattungen liegt schon seit 1972 über der der Taufen; seit 1990 führte dies zu einem Minus von 350.000. Außerdem verlor die katholische Kirche in diesem Zeitraum noch 119.000 Menschen durch Abwanderungen.

Bei den Gottesdienstbesuchen macht sich die gesunkene Zahl der Gläubigen, aber auch eine andere Einstellung zur Kirche ebenfalls bemerkbar. Die Zahl der Gottesdienstbesucher sank etwa seit 1990 um 2,2 Millionen auf knapp vier Millionen. Während damals noch 21,9 Prozent der Katholiken jeden Sonntag zur Kirche gingen, waren es zuletzt nur noch 15,2 Prozent.

Dass nicht nur demographische Gründe, sondern auch ein verändertes Verhältnis zur Amtskirche hinter den Zahlen steckt, zeigt das Beispiel der Trauungen. 2003 ließen sich nur noch 50.885 Paare mit mindestens einem katholischen Partner kirchlich trauen, 43,7 Prozent weniger als 1990. Die Zahl ist damit deutlich stärker zurückgegangen als im selben Zeitraum die standesamtlichen Trauungen. Deutlich gesunken ist auch die so genannte Trauquote: 1960 heirateten noch 75 Prozent der Paare mit mindestens einem Katholiken katholisch. 2003 waren es nur noch 30,1 Prozent. Selbst rein-katholische Ehepaare sehen den Gang vor den Traualtar im Gegensatz zu früher nicht mehr als selbstverständlich. 2003 gingen nur noch 48 Prozent dieser Paare nach der standesamtlichen Trauung noch zur Hochzeit in die Kirche.

Bei den Priestern beklagt die katholische Kirche in Deutschland schon seit Jahren ebenfalls einen zunehmenden Rückgang. Im Jahr 2003 etwa ließen sich nur 130 Männer neu zum Priester weihen. Gleichzeitig gaben aber 20 ihr Amt auf, 361 gingen in Pension und 304 starben. Von den 13.336 den Gemeinden zugeordneten Geistlichen arbeitete zuletzt tatsächlich nur gut die Hälfte aktiv als Gemeindepfarrer. Die übrigen waren entweder schon in Pension oder für andere Aufgaben freigestellt. Das Idealbild, dass jede Gemeinde ihren eigenen Geistlichen hat, ist damit schon lange zerstört. Rein statistisch kommt nur noch auf jedes zweite Pfarramt ein eigener Priester.

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