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Comeback der Skimarke "Kästle" geglückt

Nach dem Niedergang in den 1990ern macht Kästle seit der Wiederauferstehung 2007 alles richtig.
Nach dem Niedergang in den 1990ern macht Kästle seit der Wiederauferstehung 2007 alles richtig. ©Kästle GmbH
Der Boom bei Freeride- und Tourenski hat das Comeback der heimischen Ski-Traditionsmarke Kästle beflügelt. Nach dem Verkauf des Skiherstellers an den italienischen Benetton-Konzern 1991 wurde die Marke im Jahr 1999 zunächst komplett eingestellt.

2007 kauften die KTM-Eigentümer Rudolf Knünz und Stefan Pierer die Markenrechte für 1,5 Mio. Euro zurück und ließen eigenentwickelte Premium-Ski beim Skihersteller Head produzieren.

Freeride-Boom hat geholfen

“Es hat uns geholfen, dass die Jugendlichen vom Snowboard sehr stark auf Freeride-Ski umgestiegen sind”, sagte Kästle-Mehrheitseigentümer Knünz am Mittwoch vor Journalisten in Wien. Mit den neu entwickelten Freeride-Brettern habe man ein ähnliches Fahrerlebnis wie mit einem Snowboard. Dies sei vor 10 bis 15 Jahren technisch noch nicht möglich gewesen.

 Premiumstrategie als Erfolgsgeheimnis

In den 1970-Jahren verkauft Kästle noch gut 300.000 Paar Ski pro Jahr, beim Neubeginn 2007 startete man nur mit bescheidenen 1.000 Hightech-Brettern “Made in Austria”. “Wir fahren eine reine Premiumstrategie und verkaufen nur über den Fachhandel”, erklärte Knünz die neue Geschäftsausrichtung. Von Preisschlachten im Sport-Einzelhandel bleibt der Ski-Hersteller dadurch relativ verschont.

2013/14 sollte schwarze Zahlen bringen

Kästle-Ski kosten derzeit zwischen 400 Euro (Tourenski) und bis zu 1.300 Euro (Premium-Ski). In der Saison 2012/13 setzte der Skihersteller rund 16.000 Ski ab und damit um 15 Prozent mehr als im Jahr davor. Je ein Viertel des Umsatzes von 6 Mio. Euro macht Kästle in den USA und Österreich, in der Schweiz rund 14 Prozent und in Frankreich rund 13 Prozent.

“Im abgelaufenen Geschäftsjahr waren wir erstmals cash-positiv, in der Saison 2013/14 sollte Kästle schwarze Zahlen schreiben”, zeigte sich Knünz zuversichtlich. Noch unerschlossene Märkte für Kästle sind Russland – dort fehlt ein zahlungskräftiger Importeur, Süditalien und Südkorea. In einigen Jahren sollte der Skihersteller auch von einem wachsenden Markt für Premium-Ski in China profitieren.

Bisherige Strategie weiterfahren

Trotz ständig rückläufiger Absatzzahlen am weltweiten Skimarkt will Kästle als Nischenplayer für Freeride-, Touren und Premium-Ski weiter reüssieren. Neue Produktkategorien oder Bekleidungsmarken sind hingegen nicht geplant. Bis 2014/15 soll die Produktion auf rund 20.000 Paar gesteigert werden. Bereits rund die Hälfte der verkauften Ski in den USA wandern in den Skiverleih, in Europa beläuft sich die Quote auf 30 bis 40 Prozent.

Traditionsunternehmen mit Vorarlberger Wurzeln

Kästle blickt auf eine lange, bewegte Geschichte zurück: 1924 schnitzte der Vorarlberger Wagnermeister Anton Kästle aus Eschenholz ein Paar Ski und begann fünf Jahr später mit der Ski-Produktion. Legendäre Erfolge mit Kästle-Ski feierten unter anderem Toni Sailer in den 1950 Jahren und Pirmin Zurbriggen in den 1980.

Niedergang in den 1990ern

Im Jahr 1968 übernahm die oberösterreichische Fischer-Skidynastie – Josef Fischer und seine Schwester Selma Sturmberger – die Vorarlberger Skifabrik Anton Kästle. 1988 verstarb der Gründer von Kästle, Anton Kästle sen., drei Jahre später erfolgte dann der Verkauf an den italienischen Mischkonzern Benetton und wenige Jahre später der sang- und klanglose Untergang.

2007: Der Neubeginn als Premium-Marke

Die Eigentümerstruktur der neu gegründeten Kästle bestand 2007 zu 74 Prozent aus der Cross Industries AG von Rudolf Knünz und Stefan Pierer sowie zu 26 Prozent aus dem Kästle- Managementteam Alexander Lotschak und Siegfried Rumpfhuber (Management & Vertrieb) sowie Oliver Binder (Ski-Entwickler). Anfang 2012 übernahm Knünz die Anteile von Pierer und weitere Geschäftsanteile vom Management. Derzeit hält Knünz 82 Prozent an Kästle.

Ein Verkauf von Kästle an einen internationalen Konzern oder einen anderen Investor steht für den Mehrheitseigentümer nicht zur Debatte. “Eine erfolgreiches Skidesign muss man über Jahrzehnte durchziehen.” An eine Rückkehr in den alpinen Ski-Rennsport denkt er auch nicht. “Wir setzen bewusst nicht auf Stars der Alpine-Szene.”

Der Skihersteller sponsert lieber Freeride- und Freestyle-Fahrer und hofft auf Edelmetall bei den Ski-Halfpipe-Bewerben bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi (Russland) im Jahr 2014. Der US-amerikanische Freeride-Pionier Chris Davenport – laut Knünz der “Hermann Maier” der alternativen Ski-Szene – und der dreifache X-Games-Medaillengewinner Colby James West sind bei Kästle unter Vertrag. (APA)

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