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China Reverse - Kritik und Trailer zum Film

Rund 30.000 Menschen mit chinesischen Wurzeln leben laut Schätzungen in Österreich. Als ruhig, fleißig und unauffällig gilt die größte asiatische Einwanderergruppe des Landes, einen Einblick aber gibt es kaum - bis jetzt. Leichtfüßig und subtil führt Kamerafrau und Regisseurin Judith Benedikt in ihrer Doku "China Reverse" in die in sich geschlossene Community ein.

Drei Protagonisten stehen dabei stellvertretend für eine Vielzahl von Chinesen, die einst nach Wien kamen, um sich ein neues Leben aufzubauen, Geld in die Heimat zu schicken, oder zu bereits abgewanderten Verwandten zu stoßen. Fast immer führte sie ihr Weg zuerst in eines der vielen China-Restaurants. Mehr als 20 schwierige Jahre später ist erstmal Zeit zum Durchschnaufen – und Nachdenken, über eine Zukunft, zumindest jener der Kinder.

“China Reverse” – Kurzinhalt

“Wir wollten damals einfach alle weg”, erinnert sich etwa Hu Jinzhu, die 1988 illegal nach Österreich kam. Eine Vorstellung, wie das Leben in Wien sei, hatte sie nicht: “Wir waren damals einfacher und dümmer.” Man wollte der tristen wirtschaftlichen Situation entkommen, arbeiten, mehr nicht. Erst half sie im Restaurant ihrer Schwester, mittlerweile hat sie den chinesischen Supermarkt an der Rechten Wienzeile übernommen. Auch Xie Feiru arbeitete hart, um sich etwas eigenes aufzubauen: Um ein Restaurant in Mistelbach zu eröffnen, kellnerte sie lange. Ein China-Shop, eine Frühstückspension und ein Kino folgten. “Wir arbeiten, aber wir müssen auch leben”, merkt sie erst jetzt. Heute ist sie als Präsidentin des chinesischen Frauenvereins ein zentrales Mitglied der Community in Wien, und bereut vor allem eines: Dass sie in all den Jahren wenig Zeit für ihre Tochter hatte.

Reue spürt Shan Jiaqian nicht, sagt er, auch wenn man dem wirtschaftlich versierten Gründer einer asiatischen Fastfoodkette bei seinem Heimatbesuch ein wenig Wehmut ansieht. Dort, wo er einst in Armut lebte, florierte die Wirtschaft zuletzt. Wer zurück kam, machte noch mehr Profit als Shan in Österreich – sein Freund etwa, der nun Chinesen mit Austro-Kitsch in seine Lokale lockt. Doch Shan weiß sich zu helfen, dreht die Sache um: Nun exportiert er erfolgreich österreichische Produkte nach China, stattet die pompöse Hochzeit junger Neureicher mit österreichischem Wein aus.

Kritik zum Film

Offen und sympathisch sprechen die Drei vor der Kamera, und erzählen vieles dabei zwischen den Zeilen. Judith Benedikt besucht sie zuhause und in der Arbeit, begleitet Shan Jiaqian auf Geschäftsreise, reist mit Xie Feiru in deren Heimat, und erstellt so ein aufschlussreiches Gesamtbild einer in sich geschlossenen Community. Kurioses wie heimisches Karaoke-Singen, Feirus Chor-Reise im Dirndl oder eine absonderlich pompöse chinesische Hochzeit spart Benedikt nicht aus, zieht dabei aber nie ins Lächerliche. So ist “China Reverse” ein lange überfälliger Blick hinter die beliebten China-Buffets.

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