Überraschend war der erste Sieg eines lateinamerikanischen Beitrags beim renommierten Festival in der Lagunenstadt deshalb, weil “Caracas, eine Liebe” zwar handwerklich tadellos gemachtes Arthauskino ist, das von der Erfahrung des bis dato nur als Kurz- und Dokumentarfilmer in Erscheinung getretenen Vigas zeugt, jedoch über weite Strecken relativ spröde bleibt. Herausragend an diesem Werk sind vor allem die beiden Charaktere in seinem Zentrum.
Caracas, eine Liebe – Die Handlung
Armando (gespielt vom renommierten venezuelanischen Theatermacher Alfredo Castro) ist ein letztlich biederer Zahntechniker fortgeschrittenen Alters, dessen Suche nach jungen Männern ihn immer wieder in die Armenviertel der venezuelanischen Hauptstadt Caracas führt. Er nimmt von dort gegen Bezahlung Burschen mit nach Hause, wo er sich selbst befriedigt, während er ihre nackten Körper betrachtet. Dass sein von ihm entfremdeter Vater nach Caracas zurückkehrt, bringt Alfredos Welt allerdings ins Wanken.
Als er dann den widerspenstigen Elder (Luis Silva) mit in sein Apartment nimmt, schlägt dieser ihn auch noch nieder und raubt ihn aus. Doch Alfredos Interesse ist geweckt. Er findet heraus, wo der junge Mann wohnt und nimmt erneut Kontakt auf. Zwischen den beiden so ungleichen Charakteren entwickelt sich so peu a peu ein Verhältnis, das zwischen väterlicher Freundschaft, sexuellem Begehren und finanzieller Abhängigkeit changiert.
Caracas, eine Liebe – Die Kritik
Vigas inszeniert diese Geschichte in aschfahlen, präzise kadrierten Bildern, die in teils extremer Tiefenschärfe die Figuren vor naturalistischen Kulissen von ihrer Umwelt abheben und ihre Welt im Unscharfen verschwimmen lässt. Er lässt den Fokus teils quälend lange auf einzelnen Szenen, in denen auch Zärtlichkeit meist gewaltvoll daherkommt und Brutalität beinahe beiläufig geschildert ist. Und so nüchtern der Blick des Regisseurs auf seine Figuren ist, so mitleidslos schilder er dann auch deren Ende. “Caracas, eine Liebe” handelt letztlich von zwei verlorenen Seelen, die dem Zuschauer in ihrer Gefühlsstarre jedoch nicht ans Herz wachsen.
(APA)
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