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Brüssel-Terror: Anschläge schwieriges Puzzle für die Ermittler

Eine Wohnung im Stadtviertel Schaerbeek könnte den Attentäter als Bombenwerkstatt gedient haben.
Eine Wohnung im Stadtviertel Schaerbeek könnte den Attentäter als Bombenwerkstatt gedient haben. ©APA/AFP
In den ersten Stunden nach den Brüsseler Anschlägen tappten die Ermittler im Dunkeln. Am Mittwoch konnten sie erste Ergebnisse präsentieren und ein Bruderpaar als zwei der Selbstmordattentäter identifizieren. Doch das Puzzle der Anschläge, zu denen sich die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannt hat, ist noch lange nicht gelöst. Ein Überblick zum Stand der Ermittlungen.
Brüssel-Bomber waren Brüder

 

Wieviele Opfer gibt es insgesamt?

Die Staatsanwaltschaft geht von 31 Toten und 270 Verletzten aus. Diese Zahlen seien aber weiter vorläufig und könnten sich “unglücklicherweise in den kommenden Stunden verändern”, sagte Staatsanwalt Frederic Van Leeuw offenbar mit Blick auf viele Schwerstverletzte. Weiterhin gibt es keine Hinweise darauf, dass sich Österreicher unter den Toten und Verletzten befinden könnten. Mindestens ein Deutscher wurde laut Auswärtigem Amt schwer verletzt. Im Brüsseler Flughafen gab es laut Feuerwehr mindestens 14 Tote, in der U-Bahn im Europa-Viertel nach Angaben des Brüsseler Bürgermeisters “etwa 20”.

Was ist am Flughafen passiert?

Um 07.58 Uhr früh erschüttern zwei kurz aufeinanderfolgende Explosionen die Abflughalle des Airports im Nordosten der Hauptstadt, wo sich tausende Menschen aufhielten. Die Explosionen wurden von Selbstmordattentätern ausgelöst. Augenzeugen berichten, dass zunächst Schüsse und Schreie auf Arabisch zu hören gewesen seien. Ein dritter Mann – auf Fahndungsfotos mit Hut und Kinnbart zu sehen – flüchtete. Er hinterließ eine Tasche mit einem nicht explodierten Sprengsatz. Dieser detonierte erst nach Räumung des Gebäudes, als er kontrolliert gesprengt werden sollte.

Was ist über den Anschlag in der U-Bahn bekannt?

Kurz nach 9.00 Uhr folgt eine Explosion in der U-Bahn-Station Maelbeek unweit der Gebäude der EU-Kommission und des Europäischen Rates. Der Sprengsatz wurde in einem Wagen zur Explosion gebracht, als der Zug die Station verlassen sollte.

Welche Attentäter sind bisher identifiziert?

Mit Hilfe von Fingerabdrücken konnten die Ermittler die Brüder Khalid und Ibrahim El Bakraoui als Selbstmordattentäter identifizieren. Der 27-jährige Khalid El Bakraoui verübte laut Staatsanwaltschaft den Anschlag in der U-Bahn; der zwei Jahre ältere Ibrahim war demnach einer der beiden Selbstmordattentäter am Flughafen. Die Identität des anderen Airport-Selbstmordattentäters ist noch unbekannt, ebenso wie die des noch flüchtigen Flughafenverdächtigen.

Was ist über die Brüder El Bakraoui bekannt?

Beide waren der Polizei wegen einer Reihe von Delikten bekannt, standen aber nicht unter Terrorverdacht. Ibrahim El Bakraoui hinterließ auf einem in einer Mülltonne gefundenen Computer eine Art verzweifelt klingendes “Testament”. “Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll, überall gejagt, nicht mehr sicher”, heißt es darin laut Staatsanwaltschaft.

Welche Bedeutung hat eine im Stadtteil Schaerbeek durchsuchte Wohnung?

Sie könnte das Versteck oder die Bombenwerkstatt der Attentäter gewesen sein. Die Ermittler fanden dort 15 Kilogramm des hochexplosiven Sprengstoffs TATP, 150 Liter Azeton, Zünder und Taschen voller Nägel. Auf die Spur nach Schaerbeek brachte die Ermittler ein Taxifahrer, der die Attentäter Dienstagfrüh offenbar zum Flughafen brachte und die Männer auf dem veröffentlichen Fahndungsfoto erkannte.

Welche möglichen Verbindungen gibt es zu den Paris-Anschlägen?

Offiziell bisher keine. Der in der Wohnung gefundene Sprengstoff TATP wurde bereits mehrfach von IS-Attentätern eingesetzt. Ibrahim El Bakraoui gab in seinem “Testament” auch an, er wolle “neben ihm nicht in einer Zelle” landen. Es ist jedoch unklar, ob dies ein Bezug zu dem am Freitag im Brüsseler Stadtteil Molenbeek festgenommenen Salah Abdeslam ist, der an den Anschlägen von Paris im November mit 130 Toten beteiligt gewesen sein soll.

Belgische Medien berichteten am Mittwoch zunächst, Najim Laachraoui sei als der gesuchte dritte Mann vom Flughafen festgenommen worden sei. Die Festnahme wurde von der Staatsanwaltschaft aber dementiert. Es wurde nicht bestätigt, dass es sich bei dem dritten Mann auf dem Foto um Laachraoui handelte. DNA-Spuren des 24-Jährigen waren nach den Pariser Anschlägen in der französischen Hauptstadt an Sprengstoff entdeckt worden. (APA/AFP)

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