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Bronze für Matt im Olympia-Slalom – Hirscher ausgeschieden

Gold ging an den Schweden Andre Myhrer.
Gold ging an den Schweden Andre Myhrer. ©APA
Der Tiroler Michael Matt hat am Donnerstag bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang die Bronzemedaille im alpinen Herren-Ski-Slalom geholt.
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Der 24-Jährige stürmte von Halbzeitrang zwölf auf das Podest, der zweitplatzierte Schweizer Ramon Zenhäusern von neun zu Silber. Gold ging an den Schweden Andre Myhrer. Der Halbzeit-Führende Henrik Kristoffersen schied ebenso aus wie Marcel Hirscher.

Der Salzburger war in Yongpyong mit den aggressiven Schneebedingungen nicht zurecht gekommen, hatte trotz intensiver Tests nicht das passende Material gefunden. Auch sein Fahrstil passe nicht zu diesem Schnee. Da half es auch nichts, dass sein Trainer Michael Pircher den ersten Lauf gesetzt hatte. “Trotz allem Risiko habe ich nur eine Schweins-Zwischenzeit zusammengebracht und bin hinten und vorne nicht mehr zusammengekommen”, resümierte Hirscher nach seinem schnellen Out.

Gold, Silber und Bronze für die Matts

Matt hatte letztlich 67/100 Sekunden Rückstand auf Myhrer, dem nun ältesten Olympiasieger im Slalom. Er löste in dieser Wertung Sotschi-Triumphator Mario Matt ab, Michaels Bruder. Andreas Matt, der dritte der drei Tiroler Brüder, hatte 2010 in Vancouver Silber im Ski Cross geholt, womit die Flirscher den olympischen Medaillensatz nun voll haben. “Jetzt haben wir Gold, Silber und Bronze”, meinte der 23-Jährige in typischer Matt-Manier trocken.

Für Lauf eins hatte der jüngste der Matt-Brüder nicht die richtige Abstimmung gefunden, im zweiten lief es ihm mit Bestzeit im zweiten Durchgang entschieden besser. Dennoch hatte er nicht mehr an die Medaille geglaubt, ehe einer nach dem anderen hinter ihm zurückfiel. “Ich bin mit dem Rücken zum Hang gestanden und habe nicht hingeschaut. Das hat Glück gebracht.” Als nur noch Kristoffersen am Start stand und Matt Dritter war, schien “Blech” fix. Doch der 23-jährige Norsker vergab seine Chance.

Hirscher trotz Salom-Aus mit Olympia-Bilanz zufrieden

Die hatte sich durch das frühe Hirscher-Out ergeben. Für den 28-Jährigen geht es nächste Woche in Kranjska Gora um seinen siebenten Gesamtweltcupsieg in Folge wie auch den Gewinn seiner jeweils fünften Riesentorlauf- und Slalom-Kugel. Mit dem Abschneiden bei seinen dritten Winterspielen durfte Österreichs vierfacher und auch aktueller “Sportler des Jahres” nach Gold in Kombination und Riesentorlauf trotz Slalom-Out zufrieden sein. “Ich war schon einmal mehr angefressen”, meinte Hirscher.

Myhrer feierte seinen größten Erfolg vor den Augen des schwedischen Königs Carl Gustaf und doppelte für “Sverige” nach Slalom-Gold für Frida Hansdotter nach. Schon in Vancouver 2010 hatte er Slalom-Bronze geholt, in Sotschi 2014 war er nach Halbzeitrang zwei ausgeschieden. Als Zweiter ging er auch diesmal in die Entscheidung, profitierte aber vom Missgeschick Kristoffersens. Der war vorerst noch einmal zum verpassten Tor zurückgestiegen, gab dann aber auf.

Kristoffersen trägt Ausfall mit Fassung

“Wenn man gewinnen will, muss man Vollgas fahren”, trug Kristoffersen das Out mit Fassung. “Ich war zehn oder acht Slaloms in dieser Saison auf dem Podest. Dass man einmal ausscheidet, ist ganz normal.” Überglücklich war natürlich Myhrer. Er übertrumpfte mit 35 Jahren und 42 Tagen Matt um rund drei Monate. “Unglaublich, ich kann es nicht fassen.” Er habe nur versucht, Gas zu geben und war sich bewusst, Schwedens erster Slalom-Olympiasieger seit Ingemar Stenmark 1980 zu sein. “Das ist so cool.”

Der Skandinavier hatte im Endeffekt 34/100 Vorsprung auf Zenhäusern. Der hatte ähnlich wie Michael Matt trotz gutem zweiten Lauf nicht mehr wirklich mit einem Podestplatz gerechnet. “Es ist unglaublich, es ist wie ein Traum. Ich habe es noch gar nicht realisiert”, erläuterte der 25-jährige 2,00-m-Mann. “Als es eng geworden ist, musste ich die Wand anschauen. Ich hielt es nicht mehr aus. Der zweite Lauf ist mir mehr entgegengekommen, er hat mehr gedreht als der erste.”

Schwarz und Feller nicht in den Top 10

Marco Schwarz war als Halbzeit-Achter mit den besten Karten in die Entscheidung gegangen, fand da aber nicht die richtige Linie und wurde Elfter (+1,20 Sekunden). Manuel Feller war nach seinem Sturz im Riesentorlauf und daraus resultierendem Schleudertrauma an der Halswirbelsäule sowie einer Schulterprellung einigermaßen fit geworden, es reichte aber nur zu Platz 15 (+1,39). “Die Enttäuschung ist viel größer als im Riesentorlauf. Im Riesentorlauf war wenigstens der Speed da”, sagte der Tiroler.

Das ÖOC-Team hielt nach diesem Medaillengewinn bei je fünf Gold- und Bronzemedaillen sowie zweimal Bronze. Die Alpinskifahrer trugen dazu dreimal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze bei. Die letzte Alpinkonkurrenz ist der Mixed-Teambewerb am Samstag. Feller, Matt und Schwarz werden da wieder am Start stehen, Hirscher wohl schon in der Heimat sein. Vonseiten der ÖSV-Damen wurden Katharina Gallhuber, Katharina Liensbeger und Stephanie Brunner nominiert.

Reaktionen nach dem alpinen Herren-Slalom

Andre Myhrer (SWE/Gold): “Sicher war ich ein bisschen nervös am Start. Aber ich habe zu mir gesagt, ich will nur Spaß haben und locker sein, den Moment genießen. Ich bin am Anfang nicht so gut gefahren. Aber dann habe ich Gas gegeben. Unglaublich, ich kann es nicht fassen. In Sotschi (Olympische Spiele 2014, Anm.) war ich auch Zweiter. Aber da habe ich ein bisschen Probleme mit meinem Knie gehabt. Heute habe ich nur versucht, Gas zu geben. Das ist so cool. Ich glaube, Stenmark war der letzte Schwede, der Olympia-Gold im Slalom gewonnen hat.”

Roman Zenhäusern (SUI/Silber): “Es ist unglaublich, es ist wie ein Traum. Ich habe es noch gar nicht realisiert. Ich habe nicht groß gedacht über eine Medaille. Als es eng geworden ist, musste ich die Wand anschauen. Ich hielt es nicht mehr aus. Der zweite Lauf ist mir mehr entgegengekommen, er hat mehr gedreht als der erste.”

Michael Matt (Bronze): “Erst als Henrik (Kristoffersen, Anm.) unterhalb vom Tor war und angefangen hat, zurückzusteigen, habe ich daran geglaubt. Ich bin mit dem Rücken zum Hang gestanden und habe nicht hingeschaut. Das hat Glück gebracht, einer nach dem anderen ist zurückgefallen. Jetzt haben wir Gold, Silber und Bronze.” Frage nach den Adaptionen im zweiten Durchgang: “Schuheinstellung, Kantenpräparation. Es ist schon viel leichter gegangen wie im ersten Lauf.”

Manuel Feller (AUT/15.): “Eigentlich untypisch für Henrik (das Ausscheiden, Anm.). Es freut mich für Michael, er ist die ganze Saison gut gefahren. Aber mir persönlich bringt das nicht viel. Die Enttäuschung ist viel größer als im Riesentorlauf. Im Riesentorlauf war wenigstens der Speed da. In vier Jahren habe ich wieder eine Chance. Im Teambewerb bin ich dabei. Ob ich fahren werde, ist eine andere Geschichte.”

Henrik Kristoffersen (NOR/Nach Halbzeitführung out): “Wenn man gewinnen will, muss man Vollgas fahren. Da war ein Schlag. Es war ganz normal, wie ein normales Weltcuprennen. Ich war zehn oder acht Slaloms in dieser Saison auf dem Podest. Dass man einmal ausscheidet, ist ganz normal.”

Andreas Puelacher (ÖSV-Herren-Cheftrainer): “Spekuliert habe ich eigentlich gar nicht mehr (mit einer Medaille, Anm.). Normalerweise machen die beiden ersten keinen Fehler mehr. Es war eine schwer erarbeitete Medaille und es war schwer zu fahren. Es ist ganz speziell zum Abstimmen der Ski und Schuhe schwierig. Ich habe keinen gesehen, der die richtige Lösung hatte. Wir haben viel Aufwand betrieben, zum Glück ist es sich ausgegangen. Es hat sich jeden Tag geändert, das war das Schwierige. Ich kann den Schnee gar nicht beschreiben. Es wird noch viel gegrübelt werden über die Schneebedingungen hier. Jeder hat mit der Position gekämpft, das macht es hier so schwierig für alle. Unsere Mannschaft hat sich sehr gut verkauft, mit drei Goldmedaillen und einer Bronzemedaille. Marcel hat jetzt alles geschafft, von Mothe (Matthias Mayer, Anm.) die zweite Speed-Goldene und jetzt auch noch Bronze. Morgen wird sich der Schnee wieder ändern, das wird für den Teambewerb (Samstag, Anm.) wieder anders.”

Medaillengewinner

Gold: Andre Myhrer (SWE)

Silber: Ramon Zenhäusern (SUI)

Bronze: MICHAEL MATT (AUT)

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