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Ein Baum als Erinnerung

Bregenz. Derzeit befindet sich im vorarlberg museum ein Olivenbaum aus Italien, den die Künstlerin Mariella Scherling Elia in ihrer ehemaligen Heimat ausgewählt und nach Vorarlberg transportiert hat.
Ein Olivenbaum aus der Heimat

 

Für die in Italien geborene Künstlerin Mariella Scherling Elia ist die Idee einen Olivenbaum aus ihrer Heimat nach Vorarlberg zu bringen ein sehr persönliches Projekt. In dieser Arbeit reflektiert sie das Wachsen in der Kindheit, die notwendigen Schnitte bei einer Trennung, die Persönlichkeitsfindung, das Abschiednehmen und Erinnern.

Am Beginn ihres Projektes „Autoritratto“ stand die Suche nach einem geeigneten Olivenbaum, der aus Kalabrien und möglichst aus der Nähe von Aprigliano kommen sollte, dem Ort, an dem sie aufgewachsen ist. Auf einer ersten Reise suchte die Künstlerin mithilfe ihrer Familie und vielen Freunden nach dem richtigen Baum. Relativ leicht wäre es, von einer Baumschule ein beliebiges junges Bäumchen zu erstehen. Aber Scherling-Elia bevorzugte einen älteren und damit bereits tiefer verwurzelten Olivenbaum. Da die Einwohner von Kalabrien ihre Olivenbäume wie Schätze achten und hegen, gestaltete sich das Projekt in dieser Phase als echte Herausforderung. Nach zähem Ringen wurde schließlich der richtige Baum unweit von Aprigliano gefunden. Er ist etwa 70 Jahre alt und doch aufgrund seiner jungen Äste vital genug, um auch einen Transport nach Österreich zu überstehen.

Auf einer zweiten Reise wurde dann dieser unter Anleitung des ortskundigen Gärtners Michele Fuoco zurechtgeschnitten, vom kalabresischen Boden freigelegt, samt Erdballen vorsichtig gehoben und für die weite Reise eingepackt. Unverzichtbarer Bestandsteil dieser Vorbereitung war auch die Segnung des Baumes, die Pfarrer „Don Eddie“ im Beisein von Verwandten und Freunden vornahm. Im November 2012 wurde der Olivenbaum dann in der Dornbirner QuadrART Galerie ausgestellt. Die Präsentation war für Mariella Scherling-Elia als eine Art Zwischenstation gedacht, bevor dieser, wie die Künstlerin selbst, seine Wurzeln in Hohenems in die Erde schlagen sollte.

 

Dieser Ort – im Zwischenbereich von Innen und Außen – in einem Haus, das sich mit der Geschichte Vorarlbergs und der Frage „Woher kommen wir?“ auseinandersetzt, bietet einen neuen Kontext für die Arbeit von Mariella Scherling-Elia. Ihr verpflanzter Olivenbaum steht für einen ganz persönlichen Kulturtransfer und ist gleichzeitig ein universales Symbol für die vielen unterschiedlichen kulturellen Einflüsse welche das Leben in Vorarlberg bereichern. Für Mariella Scherling Elia war das ‚verpflanzt’ werden nicht immer einfach – sind doch die Mentalitäten der Menschen beider Länder sehr unterschiedlich. Und doch hat sie es geschafft hier ihre ‚Wurzeln zu schlagen’ – so wie es nun auch hoffentlich bald der Olivenbaum machen wird.

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