Der Tote und seine Frau hätten versucht über eine Rutsche eine Schaluppe zu erreichen, seien jedoch aus noch ungeklärten Gründen ins Wasser gefallen. Die Frau konnte gerettet werden, der Mann starb, berichteten italienische Medien.
Vorerst gab es keine Angaben über die Staatsangehörigkeit des Opfers. Inzwischen wurden mehrere gerettete Passagiere in die süditalienische Adria-Region Apulien geflogen. Einige Kinder wurden ins Spital eingeliefert. Hunderte warteten noch nach Stunden auf ihre Rettung. Die Operation soll nach Angaben des italienischen Verteidigungsministeriums auch in der Nacht weitergehen.
Hunderte warten auf Rettung
150 Menschen seien auf ein Rettungsboot gebracht worden, hieß es am Sonntagnachmittag. 42 von ihnen befänden sich mittlerweile auf dem Containerschiff „Spirit of Piraeus“ in Sicherheit, teilte der Sprecher der Küstenwache, Nikos Lagkadianos, mit.
Rund 300 Personen befanden sich jedoch weiterhin an Bord der havarierten “Norman Atlantic”. Das Feuer war nicht gelöscht, nach Angaben des Kapitäns jedoch im Bereich der Brücke 5 unter Kontrolle. Die Fähre befände sich nicht in unmittelbarer Gefahr zu sinken. Starker Wind hinderte Retter daran an Bord zu gehen. Das Schiff liegt etwa 78 Kilometer vor Korfu und treibt manövrierunfähig langsam in Richtung Albanien.
“Unsere Schuhsohlen schmelzen”
Die Autofähre “Norman Atlantic” der griechischen Linie ANEK hatte den Hafen in Patras um 5.30 Uhr (4.30 Uhr MEZ) in Richtung der italienischen Stadt Ancona verlassen. 33 Seemeilen (gut 60 Kilometer) von der kleinen griechischen Insel Othonoi entfernt sendete die Besatzung ein Notsignal.
Das Feuer brach offenbar auf dem Autodeck mit rund 200 Fahrzeugen aus. Die Hitze breitete sich aber schnell bis zum Passagierdeck aus. “Unsere Schuhsohlen begannen zu schmelzen”, sagte ein bereits geretteter Passagier dem griechischen TV-Sender Mega. Andere Gerettete berichteten, der Wind habe Orkan-Stärke.
“Pregate per noi, stiamo bruciando”. I passeggeri si stanno buttando in mare #NormanAtlantic http://t.co/LaKWXVtXju pic.twitter.com/vgMuwoNrpD
— neXt quotidiano (@neXtquotidiano) 28. Dezember 2014
Mehrere Schiffe hatten auf das SOS-Signal reagiert und waren zum Ort des Unglücks geeilt. Sieben weitere Schiffe befanden sich in der Gegend des Unglücksortes. Außerdem wurden Rettungshubschrauber und ein Flugzeug dorthin geschickt.
Über Opfer lagen zunächst keine Informationen vor. Der griechische Verteidigungsminister Nikos Dendias sagte im Fernsehen, er habe die Hilfe Italiens angefordert. Die italienische Küstenwache habe die Führung bei der Bergung der Menschen übernommen.
#NormanAtlantic: 150 people rescued from burning ferry traveling from Greece to eastern Italy http://t.co/AWP0hIJ71C pic.twitter.com/P6V1wxmVaW
— RT (@RT_com) 28. Dezember 2014
Zuwenig Rettungsboote an Bord
Laut Schilderungen eines Tiroler Passagiers sei die Situation am Schiff relativ dramatisch. Der Brand breite sich relativ rasch aus und es seien zu wenig Rettungsboote an Bord, ließ er seinen Bruder wissen. Weitere Passagiere haben sich am Sonntagmorgen via Handy von der brennenden Adria-Fähre gemeldet und im Radio ihre Notlage geschildert.
Schiff soll Mängel gehabt haben
Auf der “Norman Atlantic” sollen bei einer Inspektion Sicherheitsmängel festgestellt worden sein. Wie das staatliche griechische Fernsehen NERIT und andere Medien berichteten, hat eine Inspektion der Hafenbehörde von Patras am 19. Dezember unter anderem unzureichende Rettungsmittel festgestellt.
Ebenso wurden undichte Sicherheitstüren, den Zustand der Notbeleuchtung und das Fehlen von Evakuierungsplänen an den Wänden des Schiffes bemängelt. Der Reederei sei eine zweimonatige Frist zur Behebung dieser Mängel eingeräumt worden, berichtete NERIT. Ob das Schiff dennoch als seetüchtig gelten konnte, blieb unklar.
“Wir werden verbrennen wie die Mäuse”
“Niemand kann etwas machen”, sagte ein Mann an Bord dem griechischen Radiosender Skai vor Beginn der dramatischen Rettungsaktion. Die zur Rettung herbeigeeilten Schiffe kämen wegen der schweren See nicht heran. “Wir sehen fast nichts mehr vor Rauch. Wir werden verbrennen wie die Mäuse.” Rettungsboote seien abgetrieben worden, bevor Menschen einsteigen konnten. “Die Leute sind verzweifelt und schreien” sagte ein weiterer Zeuge im Fernsehen.
Sechs Passagiere aus Österreich an Bord
An Bord befinden sich laut Passagierliste sechs Personen aus Österreich. Das teilte der Sprecher des Außenministeriums, Martin Weiss, der APA mit. Dem Ministerium liege die Liste vor, man sei in Kontakt mit der betroffenen Reederei sowie den griechischen und italienischen Behörden, sagte der Sprecher.
Auf der brennenden Fähre soll sich auch ein Salzburger befinden. Es handelt sich um Erwin Schrümpf aus Seekirchen am Wallersee (Flachgau), der für die Griechenlandhilfe zu Weihnachten zu einem Hilfstransport in griechische Spitäler aufgebrochen war. “Er hat mir ein SMS geschickt, dass das Schiff brennt”, sagte Andreas Kleespies von der Griechenlandhilfe Schweiz zur APA.
Anschließend habe er ihn am Sonntag um 5.30 Uhr angerufen, erzählte Kleespies. “Die Verbindung war sehr schlecht. Ich habe aber seine Stimme erkannt. Wir machen uns große Sorgen um ihn. Es gibt keine klaren Informationen.” Seit 10.00 Uhr könne er ihn nicht mehr erreichen, sagte Kleespies. “Ich vermute die Leitungen sind überbelegt.” (red/APA/dpa)
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