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Boutique Runway auf der Vienna Fashion Week: "Wien ist modisch schüchtern"

Vor etwa einem Jahr öffnete die Boutique Runway ihre Pforten im Herzen der Innenstadt. Mastermind Alexis Fernandez Gonzalez verriet uns im Interview, warum sich die Boutique als Plattform österreichischer Designer versteht, womit er die Besucher bei der diesjährigen Fashion Week überraschen will - und was Mode mit Wiener Schnitzel zu tun hat.
Eindrücke aus der Boutique Runway

Das Konzept begann bereits vor zwei Jahren, vor rund einem Jahr startete die Boutique Runway in der Goldschmiedgasse 10, direkt beim Petersplatz in der Wiener City. Sie versteht sich selbst als neuer Hotspot für Mode aus Österreich.

Ihr Inhaber, Alexis Fernandez Gonzalez, arbeitete als Fotograf in Deutschland, bevor es ihn nach Wien zog, um ein “ruhigeres Leben zu führen” – die Leidenschaft zu Mode hat ihn aber nie losgelassen: “Ich habe die Welt bereist, große Städte wie London, Berlin und Paris regelmäßig besucht. Überall habe ich einheimische Designer gefunden, die an einem Ort gesammelt und vertreten waren. In all den großen Städten gab es dieses Konzept – nur in Wien gab es keinen Sammelplatz, wo ausschließlich österreichische Designer zu finden waren. Diese Lücke wollte ich schließen.”

Boutique Runway mit Fokus auf Designs aus Österreich

Stücke von insgesamt 26 heimischen Labels sind in seiner Boutique zu erstehen, bunt gemischt von Streetwear, über Couture bis hin zu Accessoires. Vier der Labels machen ausschließlich Mode für Männer.

Seit vielen Jahren ist Gonzalez in der Modewelt unterwegs und hat ein Gespür dafür entwickelt, was funktioniert – und was nicht. Diese Einschätzung ist in Wien keine leichte Aufgabe. „Die österreichische Fashion-Welt ist schwierig! Tradition ist hier sehr tonangebend, ebenso anfängliche Skepsis.“ Nach wie vor ist Wien für Modemachende ein hartes Pflaster, es sei schwer, durch konservative Stile durchbrechen zu können. „Wien ist nicht Paris, wo die Leute unbedingt auffallen wollen! Eine gelbe Hose zu tragen wäre in Wien schon ein Grund für die Leute, sich auf der Straße umzudrehen. Aber das macht das Ganze auch zur spannenden Herausforderung,“ meint Gonzalez.

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Modestädte der Welt – und Wien

Viele Österreicher setzen in Sachen Mode auf Altbekanntes, der Mut, Neues zu wagen, steckt teilweise noch in den Kinderschuhen. „Österreich befindet sich mitten im Entwicklungsprozess. In London etwa haben die Menschen modisch alles schon erlebt und gesehen: Männer mit Röcken auf der Straße, Frauen mit BHs über der Bluse, Nackte am Catwalk, … das schockiert in anderen großen Städten längst nicht mehr! In Wien bekommen die Menschen erst jetzt ein Feeling für gewisse Dinge, was in anderen Städten eben schon vor Jahren der Fall war.“

Sind die Wiener also schlichtweg schüchtern? „Ja, die Wiener sind sehr schüchtern, was Mode betrifft! Dabei ist Mode Kunst, ein Ausdruck deiner Persönlichkeit. Daher schadet es nicht, aus gewohnten Mustern auszubrechen. Und damit tun sich die Wiener ein bisschen schwer, da sie eher dazu neigen, sich anzupassen.“

Fashion made in Austria – und Wiener Schnitzel

Wien sei aber auf dem richtigen Weg, was den Mut zu mehr Extravaganz angeht. „Österreich hat in den letzten Jahren eine großartige Entwicklung durchgemacht. Ich besuche Österreich seit elf Jahren regelmäßig, und habe diese Entwicklung miterlebt. In Sachen Mode ist Wien nicht mehr die gleiche Stadt, die sie noch vor ein paar Jahren war. Es hat sich unheimlich viel getan.“

Die Entwicklung der Mode-Kultur habe große Ähnlichkeit mit der der Esskultur, meint Gonzalez. „Die Österreicher lernen langsam, auch Neues zu genießen. Sie kommen weg von ihrem Wiener Schnitzel – und das ist mit der Mode ganz ähnlich!“

 

„Metamorphosen“ auf der Vienna Fashion Week

Was die Vienna Fashion Week für Gonzalez bedeutet? „Panik!“, lacht der Boutique-Chef, der schon seit Monaten in den Vorbereitungen zur Show steckt. Sein Ziel dabei ist es, den Besuchern heimische Designer zu präsentieren, die sie vielleicht noch nicht kennen – und den Modemachern eine Möglichkeit zu bieten, den Sprung über die heimische Grenze hinaus zu schaffen.

„Die Menschen sollen sehen, dass es nicht immer große internationale Labels sein müssen, dass die österreichischen Modemacher ebenso hochwertige Qualität liefern können. Dass die jungen Kreativen hier auch einiges auf dem Kasten haben!“

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Die Show, mit der die Boutique Runway im Modezelt vor dem MQ überzeugen möchte, hört auf den Namen „Chrysalide“.

Der rote Faden der Show ist die fasznierende Insektenwelt – moment, warum Insekten? „Wir wollten auf der Fashion Week nicht einfach nur Kleider auf den Catwalk schicken – das ist langweilig, das macht jeder. Für unsere Premiere dort wollten wir etwas Besonderes machen. Insekten sind faszinierende kleine Kreaturen, im Detail wunderschön, mit ihren schimmernden Farben und Formen. Doch die Menschen haben zuerst Angst davor. ‚Chrysalide‘ ist ein Begriff aus dem Französischen und bedeutet ‚Metamorphose‘ – ein schöner Schmetterling, der entsteht. Diese Analogie wollten wir unbedingt in der Show haben – die Mode-Fans dürfen gespannt sein!”

Die Show der Boutique Runway findet am 10. September um 19.00 Uhr im Fashion Zelt vor dem MQ statt. Mehr zur Vienna Fashion Week 2015.

Red./(ABE)

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