Die Wiener Börse hat am Mittwoch nach der US-Präsidentschaftswahl deutlich tiefer eröffnet. Der heimische Leitindex ATX notierte um 9.15 Uhr bei 2.405,47 Zählern um 51,98 Punkte oder 2,12 Prozent unter dem Dienstag-Schluss (2.457,45).
Die Leitbörsen in Europa haben sich am Mittwoch im Eröffnungshandel nach dem überraschenden Wahlsieg von Donald Trump mit massiven Verlusten gezeigt. Die Abschläge wurden jedoch rasch wieder etwas eingegrenzt. Die Analysten von der Commerzbank schreiben in einer ersten Einschätzung von einem politischen Erdbeben. An den Finanzmärkten gilt der neue US-Präsident als unberechenbar und dies sorgt für starken Verkaufsdruck.
Kurse rasseln nach unten
Der Euro-Stoxx-50 rasselte kurz nach Sitzungsauftakt 1,64 Prozent auf 2.973,70 Einheiten nach unten. Der DAX in Frankfurt fiel 1,57 Prozent auf 10.318,09 Punkte zurück, nachdem das Minus zur Eröffnung noch etwa doppelt stark ausgefallen war. In London zeigte sich der FT-SE-100 mit minus 1,22 Prozent auf 6.759,74 Punkte. In Wien fiel der ATX um 1,89 Prozent. Hier betrug das Minus knapp nach der Eröffnung beachtliche 3,8 Prozent.
“Das Horrorszenario für die Finanzmärkte ist eingetreten und die Meinungsforscher haben es geschafft, sich nach dem Brexit ein zweites Mal bis auf die Knochen zu blamieren”, formulierte ein Experte. Den stärksten Abwärtssog gab es für die Aktien aus dem Finanzbereich zu sehen. Die Aktien der Banco Bilbao BBVA rasselten im Euro-Stoxx-50 um mehr als sieben Prozent nach unten. Intesa San Paolo verloren mehr als vier Prozent an Kurswert. Deutsche Bank und Allianz sackten jeweils mehr als 3,6 Prozent ab.
Indizes fallen weltweit
In Asien fiel der japanische Nikkei-Index 5,4 Prozent. Die Börsen in Hongkong, Shanghai und Seoul verloren bis zu 2,8 Prozent. Der MSCI-Index für die Region Asien/Pazifik ohne Japan rutschte um knapp drei Prozent ab. Beim DAX erwarteten Börsianer ein Eröffnungsminus von gut vier Prozent. Die Terminkontrakte auf die US-Aktienindizes gaben zwischen 3,5 und fünf Prozent nach.
“Die Märkte reagieren, als ob die vier Reiter der Apokalypse gerade aus dem Trump Tower geritten kommen”, sagte Anlagestratege Sean Callow von der Westpac Bank. Nach Einschätzung von David Hall, Leiter Devisen und Edelmetalle beim Vermögensverwalter Indosuez, sind die aktuellen Turbulenzen nur der Anfang: “In Sachen Kursausschlägen wird es mindestens zehn Tage lang Brexit hoch fünf.” Das überraschende Votum zum Ausstieg Großbritanniens aus der EU löste Ende Juni ein Börsenbeben aus.
“Republikanischer Erdrutschsieg real”
Der wegen seiner Unberechenbarkeit als Börsenschreck geltende Trump liegt der bisherigen Auszählung zufolge vor seiner Kontrahentin Hillary Clinton. Nach Berichten mehrerer US-Medien verteidigten zudem die Republikaner, für die der Milliardär angetreten ist, ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus. Der Senat werde wohl ebenfalls in ihrer Hand bleiben. “Die Wahrscheinlichkeit eines republikanischen Erdrutsch-Siegs ist nun sehr real”, sagte Brad McMillan, Chef-Anleger des Brokerhauses Commonwealth Financial. Trump hätte damit größere politische Freiheiten. “Es bleibt abzuwarten, was er damit anfängt.”
Einer Umfrage des Vermögensverwalters NN Investment Partners zufolge erwarten 84 Prozent der befragen Profi-Anleger vom Wahlsieg Trumps einen negativen Effekt auf die weltgrößte Volkswirtschaft. 45 Prozent sagten sogar einen “ungeheuer negativen” Effekt voraus. Trump könnte zudem seinen Sieg als Mandat begreifen, einige der radikaleren Punkte seines Programms voranzubringen, warnte Nicolas Janvier, Portfoliomanager der Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle. Trump will unter anderem die Steuern senken, die staatliche Regulierung reduzieren und die Verbündeten an den Kosten für die Präsenz von US-Truppen zur Kasse bitten.
Leitzinsanhebung wohl aufgeschoben
Vor diesem Hintergrund rücke die für Dezember erwartete Zinserhöhung der US-Notenbank Fed in weite Ferne, sagte Analyst Craig Erlam vom Brokerhaus Oanda. Dies schickte die US-Währung auf Talfahrt. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen wie Euro oder Yen widerspiegelt, fiel um bis zu zwei Prozent. Er verlor zeitweise 3,7 Prozent auf 101,20 Yen und 2,3 Prozent auf 0,9951 Franken. Der Goldpreis stieg um bis zu 4,9 Prozent auf 1.337,40 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).
Besonders hart traf es den mexikanischen Peso. Er reagiert besonders sensibel auf die Nachrichten rund um die Wahl im nördlichen Nachbarland USA, da Trump unter anderem Strafzölle auf mexikanische Waren plant und an der Grenze eine Mauer bauen will. Der Dollar stieg um bis zu 13,5 Prozent auf ein Rekordhoch von 20,77 Peso und steuerte damit auf den größten Tagesgewinn seit 22 Jahren zu.
(APA)
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