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Bodensee so warm wie selten im Juli

Ungewöhnlich hohe Temperaturen im Juli haben auch den Bodensee stärker als üblich erwärmt.
Ungewöhnlich hohe Temperaturen im Juli haben auch den Bodensee stärker als üblich erwärmt. ©VOL.AT/ Paulitsch
Bregenz. Außergewöhnlich stark erwärmt hat sich das Bodenseewasser im Juli; das "Schwäbische Meer" wartete mit Badewannentemperaturen auf. Seit 1979 wurde der Mittelwert des Monats Juli nur zweimal überschritten - so heuer am 7. Juli. Dass der Bodensee durch den Klimawandel im Allgemeinen wärmer wird, zeigen die kontinuierlichen Messungen seit 1895. Könnte das dem Ökosystem Bodensee auf Dauer schaden?
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Bereits im August 1895 wurde mit den Messungen der Wassertemperatur bei der Messstelle am Bodenseepegel in Bregenz begonnen. Dabei wurde bis zum Jahre 1978 pro Tag nur eine Messung an einer bestimmten Uhrzeit vorgenommen. Seit 1979 wird die Temperatur von der Abteilung Wasserwirtschaft kontinuierlich gemessen, aufgezeichnet und ausgewertet. Heute erfolgt die Messung mit elektronischen Datenloggern im Abstand von fünf Minuten. Kontinuierlich erfasst wird die Oberflächentemperatur in 0,5 Meter Tiefe an der Messstelle Hafen Bregenz.

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VOL.AT/ Steurer ©Auch der Wasserstand wird kontinuierlich gemessen. Im Bild: Hafenmeister Jürgen Ederer vor der Wasserpegelanzeige am Bregenzer Hafen. Foto: VOL.AT/ Steurer/ Archiv

Gemeinsam mit den Daten für Wasserstand, Lufttemperatur, Windstärke und Windrichtung werden die Temperaturdaten laufend auf die digitalen Info-Stelen beim Bregenzer Hafen übertragen. Im Internet sind sie auf der Seite der Abteilung Wasserwirtschaft zu finden. Aktuelle Aufzeichnungen von Temperatur und Wasserstand des Bodensees sind unter vorarlberg.at/seewasserstand abrufbar.

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Bodensee heuer so warm wie vor zehn Jahren zuletzt

Bei den Auswertungen für den Monat Juli stellte die Abteilung Wasserwirtschaft ungewöhnlich hohe Temperaturen fest. Der Hitzewelle geschuldet wurden am 7. Juli 2015 in o,5 Metern Tiefe eine maximale Tageserwärmung von 27,9 und ein Tagesmittelwert von 26,6 Grad gemessen. So warm war das Seewasser zuletzt vor rund zehn Jahren, im Juni 2005. Der Mittelwert des Monats Juli von 24,2 Grad wurde seit 1979 nur zweimal überschritten.

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Höhere Werte wurden durchaus bereits registiert und zwar in den Jahren 1982, 1983, 1986, 1994 und 2003. Die Mittelwerte der Tagestemperatur im Juli 2015 hätten die seit 1979 ermittelten Werte an fünf Tagen erreicht oder überschritten. Der höchste Wert des Tagesmittels im Juli 2015 wurden am 7. Juli mit 26,6 Grad ermittelt, teilten die Experten mit.

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Klimawandel: Der Bodensee wird wärmer

Der Mittelwert über den gesamten Monat Juli 2015 wurde mit 24,2 Grad errechnet – der höchste Wert seit 2003. Er wurde seit den kontinuierlichen Aufzeichnungen im Jahr 1979 nur im Juli 1983 (24,6 Grad) und im August 2003 (24,9 Grad) überschritten. Was die langjährigen Betrachtungen außerdem zeigen: die Auswirkungen des Klimawandels. So stieg die Wassertemperatur in 0,5 Metern Tiefe im Jahresmittel seit 1979 um rund zwei Grad.

Das “Schwäbische Meer”: ein stabiles und lebendiges Ökosystem

Da stellt sich zwangsläufig die Frage: Können die steigenden Temperaturen dem Bodensee schaden? Nein, meinen Experten: “Gerade die Anfang des Monats Juli imposante Algenblüte mit der Grünfärbung des Wassers hat gezeigt, dass der See ein stabiles und sehr lebendiges Ökosystem ist. Organismen, die das warme Wasser nicht so gut vertragen, tauchen einfach in tiefere, kühlere Bereiche ab”.

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algen ©Meer am See: Milchig grün präsentierte sich der Bodensee Mitte Juli 2015. Die Grünfärbung entsteht durch eine Algenblüte, die zugleich natürliche chemische Reaktionen im Wasser hervorruft. Foto: Hans Jörg Kühnbach

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Hitzeverträglicher See: aber warum?

Dass der Bodensee die Hitze so gut verträgt, erklärt sich durch den geringen Nährstoffgehalt des Seewassers. Er gilt als Voraussetzung. Seit den 1960er Jahren wurden im gesamten Einzugsgebiet des Bodensees rund 4,3 Milliarden Euro in die Kanalisation des Kläranlagenausbaus investiert. Der Phosphorgehalt, Maßstab für ein natürliches und stabiles Ökosystem Bodensee, habe deshalb heute wieder eine Konzentration wie Anfang der 1950er Jahre. (red-jim)

 

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