Ungewöhnliche Worte von einem ungewöhnlichen Lehrer, der „ im Unterricht den Gegner des Lernens“ sieht. Reformpädagoge Edwin Wulz geht seit 20 Jahren seinen Weg für das Wohl der Schüler und meint: „Das Schönste, das wir tun können, ist lernen!“
Herzenswunsch
Ein Buch von Maria Montessori, das er vor mittlerweile 29 Jahren gelesen hat, war für ihn der Knackpunkt: Dem gelernten Betriebselektriker war von da an klar, dass er Lehrer werden möchte. Obwohl der damals 27-Jährige schon mehrfacher Familienvater war, absolvierte er das Abendgymnasium, um anschließend berufsbegleitend die Ausbildungen zum Volks- und Sonderschullehrer und – parallel dazu – die Montessori-Ausbildung zu machen. Nebenher jobbte der gebürtige Bludenzer, weil er nur 6000 Schilling verdiente und mit seiner Frau Monika bereits drei Kinder hatte, täglich bis Mitternacht im Raumplanungsbüro eines Freundes. „Ich habe einen starken Willen, glaube ich“, trifft der 51-Jährige den Nagel wohl auf den Kopf.
Keine Schulbücher
Als frischgebackener Lehrer hatte er zwar keine schulische Erfahrung, wusste aber genau, was er will – beziehungsweise was er nicht will: nämlich Schulbücher verwenden und Noten verteilen. Zu seinem damaligen Schulleiter sagte der 30-Jährige: „Was sollen die Bücher in meiner Klasse? Die brauche ich nicht.“ Worauf die Frage folgte: „Aber wie willst du dann unterrichten?“ Die Antwort des „Montessorianers“, der sich nicht als Lehrer, sondern als Begleiter der Kinder sieht, folgte auf dem Fuß: „Ich unterrichte nicht.“
„Musizieren, singen, sich bewegen können, malen, basteln, auf einen Baum klettern – das sind die wirklich wichtigen Dinge. Wenn ich das kann, freue ich mich auch aufs Rechnen, Schreiben und Lesen“, ist Wulz überzeugt.
Trauerspiel Schulsystem
Außerdem weigerte sich „Edwin“, wie ihn Schüler und Eltern nennen, von Anfang an, Noten zu geben: „Ich weiß nicht, wofür ich Einser oder Fünfer hergeben soll. Eine Note sagt nichts – sie ist eine Beleidigung der Leistungen des Kindes.“ Statt einer Ziffernbenotung gab es für seine Schüler Entwicklungsberichte – statt einem Zeugnis Schulbesuchsbestätigungen mit Fotos und Geschichten.
Nach 19 Jahren Berufserfahrung war es für den Nenzinger, für den es „verrückt ist, nichts zu tun“, an der Zeit, neue Wege einzuschlagen. Im Herbst übernahm er deshalb die Leitung der Volksschule Levis. „Als Lehrer kann ich zwar mein Ding machen – aber vielleicht kann ich als Schulleiter Multiplikator sein für viele Dinge, die ich versucht habe, umzusetzen“, erklärt der Neo-Direktor seinen Beweggrund. Sein Ziel ist es, in der Regelschule etwas zu bewirken: „Es ist ein Trauerspiel, zu sehen, wie wenig sich im Schulsystem bewegt.“
Zur Person: Edwin Wulz
Geburtstag: 29. Dezember 1962
Wohnort: Nenzing
Familie: seit 33 Jahren verheiratet, 4 Kinder (18-32 Jahre)
Lieblingsspeise: Marillenknödel
Hobby: lesen, singen, musizieren, wandern
Lebensmotto: Der Sinn von Politik ist Freiheit. (Hannah Arendt)
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