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„Bestes aus zwei Kulturen“

Jimmy Mathew hat sich gut in Vorarlberg eingelebt.
Jimmy Mathew hat sich gut in Vorarlberg eingelebt. ©pzwei/Gmeiner
Bregenz (VN-mm) - Für den Inder Jimmy Mathew ist Vorarlberg zur neuen Heimat geworden.

„Es war kalt“, erinnert sich Jimmy Mathew an seinen ersten Tag in Bregenz. Es war der 11. Oktober 2000 und sein Arbeitsbeginn bei der Firma asim. Mit dem neuen Job begann für den Computer­ingenieur aus Indien über Nacht ein neues Leben. „Ich wollte schon lange nach Europa oder Amerika“, erzählt er. Dass es ihn ausgerechnet nach Vorarlberg verschlagen hat, daran ist ein in Bregenz lebender Freund aus Indien schuld. „Er hat mir von einer Software-Firma erzählt, die Leute suchte. Zwei Monate später habe ich dort angefangen.“

Über Nacht ein neues Leben

So plötzlich in einem fremden Land zu leben machte ihm keine Angst. „Es war ja ein positives Risiko“, sagt Jimmy Mathew heute. Über viele Hürden hat die Firma ge­holfen. Nicht nur bei bürokratischen Dingen. Auch privat. „Mein Chef hat mich oft zu sich nach Hause eingeladen und ist mit allen Mitarbeitern zu Veranstaltungen gegangen. Dafür bin ich ihm heute noch dankbar.“ Der „Inder in Vorarlberg“ trifft sich aber auch gerne mit Freunden aus der kleinen indischen Gemeinde und tobt sich jeden Sonntag beim Volleyballspielen mit einer indischen Amateurmannschaft in Feldkirch aus.

Integration durch Sprache

Anfangs sei jeder Gang zum Supermarkt oder ins Restaurant eine Herausforderung gewesen, gibt Mathew zu. „Ich habe mich oft gefragt: Was ist das? Kann man das essen? Ist das gut?“ Inzwischen hat sich das erledigt. Und: „Ich mag auch Kässpätzle“, lacht der sympathische Mann. Das größere Problem war ohnehin die Sprache. Mathew konnte sich zwar mit wenigen Worten oder auf Englisch verständlich machen. Er wollte sich jedoch richtig unterhalten können. Nach drei Jahren und ein paar von asim finanzierten Deutsch-Kursen fiel ihm das leichter. „Misstrauen gegenüber Migranten kommt nur auf, wenn die Verständigung nicht passt. Sprache ist ausschlaggebend für die Integration“, gibt sich der Sohn einer Englisch-Professorin und eines Rechtsanwalts überzeugt. „Vertrauen gewinne ich auch, indem ich zum Beispiel langjährigen Kunden gegenüber ehrlich sage, das geht oder das geht nicht.“

Respekt vor anderen Leuten

Fachlich überzeugt der 38-Jährige in jedem Fall. Der Leiter der Abteilung für Professional Service und Kundenbetreuung ist seit elf Jahren an der Entwicklung neuer Produkte beteiligt. Software-Lösungen tragen Jimmy Mathews Handschrift. „Mit diesen speziellen Anwendungen können Hersteller und Händler Tausende Produkte in verschiedenen Sprachen in ein paar Tagen katalogisieren. Ein Layouter würde Monate dafür brauchen“, erklärt der studierte Programmierer. „Ich lebe das Beste aus zwei Kulturen“, resümiert Mathew zufrieden. „Am besten gefällt mir der respektvolle Umgang der Leute miteinander. In Indien ist der Kontakt innerhalb der Familie dafür enger“, vergleicht er und gibt etwas wehmütig zu: „Ich vermisse meine Familie in Indien.“ Die besucht ihn und seine Frau manchmal in Bregenz, allerdings nur im Sommer.

Zur Person

Jimmy Mathew

Wohnort: Bregenz

Alter: 38 Jahre

Ausbildung: Maschinenbaustudium an der Universität von Kerala, Süd-Indien, Bachelor of Technology

Familienstand: verheiratet, 1 Sohn (6)

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