Demnach fühlen sich 25 Prozent durch schlechte Arbeitsbedingungen, Arbeitsfülle und -dauer sowie zu wenig Regeneration belastet, 20 Prozent leiden unter Stressfolgen wie Beeinträchtigung von Gesundheit, Lebensqualität und Leistungsfähigkeit.
Ständig wechselnde Vorgaben
“Wir sind zu einem Exerzierfeld von Reformen geworden”, beklagte BMHS-Lehrervertreter Jürgen Rainer (Fraktion Christlicher Gewerkschafter/FCG) am Freitag bei der Präsentation der Umfrage. Lehrer seien dauernd “mit widersprüchlichsten Vorgaben” konfrontiert und dadurch enorm verunsichert und hätten das Gefühl, dass die politischen Entscheider inkompetent seien.
Die Gewerkschafter fordern deshalb im Vorfeld der nächste Woche stattfindenden Beamten-Personalvertretungswahlen u.a. eine planvollere Schulentwicklung des Ministeriums sowie strukturierte Information und Kommunikation.
Informationsüberflutung
Jeweils über 70 Prozent der 3.000 Befragten haben bei der vom Wiener Institut für Psychoneuronalogie durchgeführten Online-Erhebung große Arbeitsfülle, mangelnde Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten, häufige Umstrukturierungen und “regelrechte Informationsüberflutung” beklagt.
Jeder Fünfte fühlt sich außerdem nach Eigeneinschätzung zumindest burnoutgefährdet. Das sei ein deutlich höherer Wert als in der Privatwirtschaft, so Studienautor Karl Kriechbaum. Allerdings räumt er ein, dass Burnout von den Befragten sehr unterschiedlich definiert werden kann.
Als Gründe für die hohen Belastungswerte der Lehrer nennt Kriechbaum deren großes Engagement und Ehrgeiz bei gleichzeitig zu wenig Zeit für die Erfüllung der Aufgaben, zu wenig Unterstützung, zu wenig Anerkennung und schlechter öffentlicher Meinung. Insgesamt attestiert er allerdings den Lehrern “trotz aller Probleme und Stressbelastung” hohes Engagement.
Soziale Probleme in den Klassen
Belastend sind laut der Studie auch soziale Probleme in den Klassen: Wegen dieser können laut Rainer nur 30 Prozent der Zeit für Unterricht genutzt werden, der Umfrage zufolge leiden fast 60 Prozent der Lehrer an den Störungen in der Klasse. “Das macht die Lehrer in Wirklichkeit zu Sozialpädagogen. Wir machen das gerne, aber wir brauchen Unterstützung”, sagt Rainer mit Verweis auf den hohen Anteil an Schülern aus bildungsfernen Familien und mit Migrationshintergrund vor allem an den Berufsbildenden Mittleren Schulen.
“Bildungspolitik mit dem Rotstift”
Nötig wäre daher mehr psychologisches und sozialpädagogisches Unterstützungspersonal im Klassenzimmer, derzeit sei für die BMHS kein einziger Schulpsychologe abgestellt. Realistisch ist die Umsetzung dieser Forderung in den nächsten Jahre allerdings laut Rainer nicht: “Hier wird Politik mit dem Rotstift gemacht”, beklagt er mangelnde Unterstützung durch die Regierung. Es gebe nur kleine Erfolge wie ein Ende des Aufnahmestopps beim Schulverwaltungspersonal und zusätzliche IT-Kräfte.
Kaum Bewerberbungen für Lehrerposten
Eine weitere Forderung der FCG-Lehrervertreter ist ein neuer Modus bei der Schulleiterbestellung: Hier seien die parteipolitisch motivierten Motive stärker geworden, beklagt er. Geeignetes Personal würde sich nicht mehr melden, oft gebe es nur noch einen Bewerber. Außerdem brauche es mehr Anerkennung der Arbeit der BMHS, die international wie das duale System in Österreich “hochwertgeschätzt” seien, durch die Bildungspolitik. “Diese Anerkennung wollen wir und fordern wir ein für unsere Kollegen.”
Kritisch hat die Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen (FSG) sich im Vorfeld zu der Umfrage geäußert: “Dass immer wieder die gleichen Daten gesammelt und auf bunten Grafiken dargestellt werden, führt uns in eine Sackgasse. Wir brauchen Lösungen für die Kolleg/innen.” Erst Anfang Oktober hatte die Pflichtschullehrergewerkschaft eine ähnliche Studie vorgestellt. Damals wurden Störungen des Unterrichts als größte Belastung angegeben, zehn Prozent der Lehrer an Volks-, Haupt- und Sonderschulen waren demnach burnoutgefährdet. (APA)
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