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„Bereue Entscheidung keinen Tag“

Amelie macht die Ausbildung zur Modedesi- gnern – Stlye ist ihr deshalb sehr wichtig.
Amelie macht die Ausbildung zur Modedesi- gnern – Stlye ist ihr deshalb sehr wichtig. ©W&W
Anlässlich des Transgender-Dramas „The Danish Girl“ hat W&W mit Amelie (21) aus ­Bregenz gesprochen, die ihr Geschlecht angleichen ließ.

Eddie Redmayne spielt in „The Danish Girl“ den erfolgreichen dänischen Maler Einar Wegner, der plötzlich die Frau in sich entdeckt. Es beginnt mit einem Scherz: Einar lässt sich von seiner Ehefrau Gerda dazu überreden, bei einem Ball als Frau – Lili – verkleidet, aufzutreten. Auch bei Amelie, 21, aus Bregenz hat es ähnlich begonnen: „Am Anfang habe ich mir mit meiner besten Freundin einen Spaß daraus gemacht. Ich fand es unterhaltsam, mich am Wochenende beim Ausgehen als Frau zu verkleiden. Doch irgendwann wollte ich diese Maske nicht mehr ablegen. Diese Rolle fühlte sich irgendwie richtig an.“

Geschlechtsangleichung

Amelie, die eine Diplomausbildung zur Modedesignerin macht, begann, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Gemeinsam mit einer Psychologin hat sie erörtert, was in ihr vorgeht. „Meine engsten Vertrauten sahen es anfangs als Spiel an. Aber auch sie realisierten, dass es mehr war. Als sie mit mir als Frau einverstanden waren, habe ich mir gesagt: Jetzt hält dich nichts mehr.“ Mit 17 Jahren hat sich die angehende Designerin für eine Ge­­­­­schlechtsangleichung entschieden. Nach einer Östrogen-Therapie folgte mit 19 dann schlussendlich die OP. „Ich bereue die Entscheidung keinen Tag. Schlussendlich bin ich immer noch die gleiche Person. Die Seele hat sich beim Verteilen der Körper einfach in der falschen Reihe angestellt.“

„Frau mit Penis“

Mit Stigmatisierung hat die Bregenzerin im Alltag oft zu kämpfen: „Vor der Operation wurde ich auf meine äußeren Geschlechtsmerkmale reduziert. Die Leute sahen nur: Das ist eine Frau mit einem Penis.“ Das hat sich auch jetzt noch nicht geändert: „Die Menschen nehmen mich als Exot wahr, nicht als Frau. Der Hintergedanke: Ach ja, das war einmal ein Mann, ist so festgefahren in den Köpfen der Leute. Das stellt auch ein Problem im Aufbau von zwischenmenschlichen Beziehungen dar.“ Erschreckend waren für Amelie die Parallelen zur heutigen Zeit. „Der Film spielt in den 20er-Jahren. Als Transgender steht man in der Gesellschaft noch immer am Rande, gilt als ‚komisch‘. Man hat es zwar leichter, zu sich selbst zu finden, die Ist-Situation ähnelt aber trotzdem noch immer sehr dem Film.“

„Überglücklich“

Oft konnte Amelie sich mit der Hauptfigur Lili identifizieren: „Gerade die Szene, als Lili nach der ersten OP mit großen Schmerzen im Bett liegt und nicht weiß, ob sie überhaupt überleben wird, war sehr inspirierend. Trotzdem ist sie überglücklich. Genauso war das bei mir.“

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