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Baustelle am Stephansplatz: Kostenlose Führungen bei archäologischen Ausgrabungen

Bauarbeiten und Führungen am Stephansplatz
Bauarbeiten und Führungen am Stephansplatz ©APA
Im Zuge der Generalsanierung des Wiener Stephansplatzes - dieser erhält eine neue Pflasterung - sind nun auch Archäologen im Einsatz. Immer Montags können nun auch Interessierte mit Experten Führungen vor dem Stephansdom unternehmen.

Jeden Montag um 11 Uhr und um 11.30 Uhr stehen die Mitarbeiter der Stadtarchäologie Wien zu Frage und Antwort bereit.

Führungen mit Archäologen auf der Baustelle beim Wiener Stephansplatz

Seit Juni laufen die Vorarbeiten für die Neugestaltung des Stephansplatzes, derzeit werden die Wasserleitungen erneuert. Die Bauarbeiten werden von archäologischen Ausgrabungen begleitet. Aufgabe der Stadtarchäologie Wien ist es, mögliche Überreste der bewegten Vergangenheit des Platzes zu dokumentieren. “Archäologie in Wien zu betreiben, heißt, Archäologie auf Baustellen zu betreiben”, erklärte Karin Fischer-Ausserer, Leiterin der Stadtarchäologie, im Gespräch mit der APA. “Immer dann, wenn etwas gebaut wird, öffnet sich der Boden und die Vergangenheit tritt zutage.”

“Der ganze 1. Bezirk ist archäologisch gesehen brisant”

“Der ganze 1. Bezirk ist archäologisch gesehen brisant”, sagte Ingeborg Gaisbauer von der Stadtarchäologie im Rahmen der ersten Montagsführung, zu der – trotz Regenwetters – immerhin eine Handvoll Interessierte eingefunden hat. Der Stephansplatz habe eine besonders abwechslungsreiche Geschichte hinter sich: Im 2. und 3. Jahrhundert befand sich im ersten Bezirk das Legionslager Vindobona, der Bereich des heutigen Stephansplatzes war Teil der Lagervorstadt. Nachdem die römischen Soldaten im 5. Jahrhundert abgezogen wurden, war der Ort einige Jahrhunderte lang nicht besiedelt.

Erst im 9./10. Jahrhundert wurde wieder mit Siedlungstätigkeiten begonnen. In dieser Zeit gab es auch die ersten Vorgängerbauten des Stephansdoms. Ab dem 12. Jahrhundert befand sich ein Friedhof auf dem Platz. Um 1220 entstand die unterirdische Virgilkapelle, später wurde darüber die Maria-Magdalena-Kapelle gebaut. Nachdem der Friedhof im 18. Jahrhundert aufgelassen wurde, begann die Platzgestaltung so wie wir sie heute kennen.

“Künetten” werden geöffnet

Im Zuge der derzeit laufenden Leitungserneuerungen werden sogenannte Künetten geöffnet, also Schächte, die rund zwei Meter tief und etwa einen Meter breit sind. Durch diese Bodenöffnungen können die Archäologen in den Profilen Schichtabfolgen der Geschichte sehen. “Wir haben schon einiges bergen können, unter anderem hier im Bereich der Rotenturmstraße römische Funde”, erzählte Fischer-Ausserer. Hier befand sich die Lagervorstadt, in der die Händler und Handwerker ihre Werkstätten und Geschäfte hatten und die Familien der Legionäre wohnten. “Von dieser Siedlungsstruktur haben wir Lehmmauern, Lehmböden – im kleinsten Bereich natürlich – bergen können.” Auch Gebeine würden immer wieder zutage kommen.

Sanierung ab Mitte März

Die Platzoberfläche des Stephansplatzes wird ab Mitte März saniert. Die gesamte City-Fußgängerzone – Graben und Kärntner Straße wurden bereits erneuert – wird damit einen einheitlichen Bodenbelag bekommen. Mitte November sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Der Baubereich umfasst den kompletten Stephansplatz inklusive der angrenzenden Einmündungen der Rotenturmstraße, der Brandstätte und der Schulergasse sowie die komplette Churhausgasse von Stephansplatz bis Singerstraße. Die aus der Kärntner Straße bekannten großformatigen Granitplatten in verschiedenen Grautönen werden auch bei der Neugestaltung des Stephansplatzes eingesetzt. Auch an die Friedhofsvergangenheit wird erinnert – es werden abstrakte Kreuze in den Bodenbelag eingearbeitet. Die wesentlichen gestalterischen Elemente umfassen auch eine neue Straßenbeleuchtung und neue Sitzgelegenheiten ohne Konsumationszwang.

Letzte Bauarbeiten vor mehr als 30 Jahren

Zuletzt wurde der Stephansplatz vor mehr als 30 Jahren im Zuge des U-Bahn-Baus neu gestaltet. Aufgrund des Alters und der immer stärker werdenden Befahrung durch den Lieferverkehr sind erhebliche Zeitschäden ersichtlich und eine Sanierung in den kommenden Jahren notwendig, wird im Verkehrsressort versichert. Die Kosten für die Sanierung liegen laut Stadt bei rund 11,5 Millionen Euro.

Infos zu den Führungen

Wann: Jeden Montag um 11 und 11.30 Uhr statt

Treffpunkt: Infotafel der Stadtarchäologie nahe dem Haupteingang des Stephansdoms

(APA/Red.)

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