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Bauprojekt am Ölrain in Bregenz: Petition gegen den Abriss der Villa Freudeck

Pascal Pletsch (VOL.AT) pascal.pletsch@russmedia.com
Bregenz - Gegen den Abbruch der Villa Freudeck in Bregenz und die geplante Errichtung einer Wohnanlage regt sich weiter Widerstand. Eine Bürgerinitiative hat nun im Rahmen einer Pressekonferenz ihre Forderungen dargelegt und gleichzeitig eine Petition an die Stadt Bregenz übermittelt.

Vor einigen Wochen wurde bekannt, dass die sogenannte Villa Freudeck in der Bregenzer Blumenstraße verkauft und abgerissen werden soll. Das Vorarlberger Bauunternehmen Hinteregger hat auf ihrer Homepage bereits einen Entwurf des geplanten Neubaus, eines Mehrparteienhauses mit sieben Wohneinheiten, veröffentlicht.

Widerstand der Anrainer

Bereits unmittelbar nach Bekanntwerden der Pläne regte sich Widerstand von Seiten der Anrainer. Kritisiert wurde nicht nur die Tatsache, dass die Anrainer keinerlei Informationen über einen geplanten Neubau erhalten haben. Viel mehr formierte sich Gegenwehr gegen den geplanten Abriss der Villa Freudeck, die nach Ansicht der Projektgegner Teil eines erhaltenswerten Ensembles von insgesamt fünf Villen im Bereich Wolfeggstraße, Blumenstraße und Ölrainstraße darstellen.

Villenesemble im Überblick - VOL.AT/Paulitsch
Villenesemble im Überblick - VOL.AT/Paulitsch

Georg Baumeister als Vater dieses Viertels

Geplant und errichtet wurden diese sechs Gebäude zwischen 1892 und 1906 durch den bekannten Architekten Georg Baumeister, der um die Jahrhundertwende zu den wichtigsten Architekten in Vorarlberg zählte. Neben der nun vom Abriss bedrohten Villa Freudeck, handelt es sich um die Villa Fünfland, die Villa Wolfegg, die Villa Säntis, sowie das ehemalige evangelische Pfarrhaus.

Stadt Bregenz sieht keine Möglichkeiten für Erhalt

Nachdem das Projekt bekannt wurde, haben sich einige Anrainer zusammengefunden um Möglichkeiten für den Erhalt des Gebäudes zu finden. Ernüchtert musste die Gruppe feststellen, dass sich auf Anfragen bei den zuständigen Stellen weder das Denkmalamt noch die Stadt in der Verantwortung sehen. Gegenüber den VN berichtete der stellvertretende Leiter des Bundesdenkmalamtes Vorarlberg bereits im September, dass die Villa Freudeck nicht unter Schutz gestellt sei und dies auch nicht geplant ist. Damit wurde der Ball zur obersten Baubehörde in Bregenz, nämlich Bürgermeister Markus Linhart, geschoben.

linhart-markus-bregenz
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Im Rathaus fanden die Anrainer zwar offene Ohren, allerdings habe man hier keine rechtliche Handhabe, den Abriss zu verhindern. So antwortete Bürgermeister Linhart auf eine Anfrage Anfang Oktober: ” Ich persönlich sehe das Gebäude als durchaus als erhaltenswert an, weshalb ich eine erneute, amtsinterne Prüfung anordnete sowie eine neuerliche Überprüfung durch den Gestaltungsbeirat einholen ließ – beides mit dem gleichen negativen Ergebnis.”

Politik hinter verschlossenen Türen

Auf Nachfragen bei der Baubehörde und beim Gestaltungsbeirat wie dieses negative Ergebnis zu Stande gekommen ist, haben die Initiatoren bislang keine Auskunft erhalten. Ein Punkt, der auch bei der Pressekonferenz kritisiert wurde. “Die einzige Argumentation, die uns gegenüber kund getan wurde, ist die, dass es sich angeblich nicht um ein bauliches Ensemble im Sinne des kulturwissenschaftlichen Ensemblebegriffs handeln würde.”

Hier verweisen die Anrainer auf das Baugesetz, in dem eindeutig die Rede von erhaltenswerten Ortsteilen ist, die durch kulturhistorisch und architektonisch wertvolle Bauwerke geprägt sind. Der Begriff “kulturwissenschaftliches Ensemble” findet sich im Gesetzestext hingegen nicht. Nach Ansicht der Projektgegner liegen also sehr wohl Möglichkeiten vor, auch ohne Denkmalschutz, den Abriss der Villa zu verhindern. Vor allem die  die fehlende Transparenz von Planungsvorhaben, die bei diesem konkreten Projekt einmal mehr zu Tage getreten seien, verärgert die Initiatoren.

Petition für Erhalt der Villa Freudeck eingereicht

Um dieses nach einhelliger Meinung der Initiatoren für eine selbsternannte Kulturhauptstadt unmögliche Vorgehen beim Erhalt des Ortsbildes und dem damit verbundenen kulturellen Erbe zu ändern, wurde nun eine Petition aufgesetzt, die am Donnerstag Abend in der Stadtvertretungssitzung vorgelegt wird.

Die Kernpunkte der Petition sind:

  1. Kein Abbruch der Villa Freudeck, keine Errichtung eines überdimensionierten Wohnblocks an deren Stelle, Prüfung von alternativen Bebauungsmöglichkeiten
  2. Orientierung am Räumlichen Entwicklungskonzept, Erfassung und Schutz wertvoller Ensembles und Einzelobjekte, insbesonders durch die Erstellung eines Ortsbildinventars und die Erlassung von Bebauungsplänen als Voraussetzung verantwortlicher Stadtplanung.
  3. Information über Bauvorhaben einschließlich Baugrundlagen statt Geheimhaltung.

Neben den fünf betroffenen Anrainern haben sich noch 32 weitere Persönlichkeiten, darunter Studenten, Architekten, Künstler und engagierte Bregenzer Bürger für den Erhalt der Villa Freudeck in Bregenz ausgesprochen und ihre Unterstützung zugesagt.

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