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Bankkonto dreist abgeräumt

Der Schock traf die Pensionistin Traudl Loacker bei der Durchsicht ihrer Kontoauszüge.
Der Schock traf die Pensionistin Traudl Loacker bei der Durchsicht ihrer Kontoauszüge. ©VOL.AT/Hofmeister
Dornbirn - Gaunerbande stahl Bankomatkarte und erleichterte Dornbirnerin um 2630 Euro.

Immer wieder starrt die Dornbirner Pensionistin Traudl Loacker (64) auf ihre Bankauszüge mit den registrierten Kontobewegungen vom 29. Juni. Mit grünem Filzstift hat sie diese angestrichen. Es sind für sie noch heute Spuren des Schreckens, verbunden mit der Erinnerung an das, was ihr an jenem heißen Samstagnachmittag widerfuhr.

„Wo Autobahn?“

„Ich war Einkaufen beim Merkur im Schwefel“, fängt Traudl Loacker mit dem harmlosen Teil der Geschichte an. Dort habe sie ihr Auto in den Schatten gestellt. Im Markt tätigte sie Einkäufe im Wert von 41,56 Euro. An der Kassa zahlte Loacker mit Bankomatkarte. Im Nachhinein will sie gespürt haben, dass ein Mann mit Glatze sich auffallend nahe hinter ihr aufhielt, als sie den Code eintippte.

„Ich ging mit meinem Einkauf zum Auto, öffnete den Kofferraum, der zur Innenseite des Parkplatzes gekehrt war. Auf einmal hörte ich von hinten eine Stimme: ‚Wo Autobahn? Wo Autobahn?‘, sagte jemand. Vor mir stand ein großer Mann mit aschfahlem Gesicht und eine zierliche kleine Frau mit schwarzem, langen Haar. Ausländer, das merkte ich sofort. Ich ließ die Einkaufstasche samt Geldbörse im geöffneten Kofferraum stehen und trat zur Stirnseite des Autos. Dort fingen die zwei an, eine Straßenkarte auf der Kühlerhaube auszubreiten, obwohl ich ihnen gleich gezeigt hatte, wo die Autobahn ist. Die ist ja auch in unmittelbarer Nähe.“

Weg waren die Karten

Als die Sache dann nach circa drei Minuten geklärt schien und sich das Pärchen vom Auto entfernte, ging Traudl Loacker instinktiv zu ihrer Einkaufstasche und suchte die Geldbörse. „Und als ich sie öffnete, fiel ich aus allen Wolken. Meine beiden Bankomatkarten waren weg. Ich rannte den beiden noch nach und schrie sie an: ‚Ihr habt mir die Bankomatkarte geklaut!‘ Doch die zuckten nur mit den Achseln und verschwanden. Sie selber konnten es ja auch nicht gewesen sein, aber sie waren Komplizen.“ Sofort rief die Dornbirnerin ihren Mann an und trug ihm auf, ihre Karten unverzüglich sperren zu lassen. Dieser wurde auch sofort tätig. Aber das ließ sich an diesem Samstag eben nicht so schnell erledigen.

Augenblicklich handelten indes die dreisten Diebe. Sie, die während des Zahlvorgangs von Traudl Loacker an der Merkur-Kassa offensichtlich den Code ausspionierten, fuhren nach Dornbirn und leisteten innerhalb kürzester Zeit ganze Arbeit: Um 17.53 Uhr, nur zwölf Minuten nach der Zahlung Loackers im Merkur, begannen sie das Konto abzuräumen.

Neun Abhebungen

In acht Minuten tätigten sie neun Abhebungen auf zwei Banken in der Dornbirner Innenstadt, mit denen sie insgesamt 2630 Euro erbeuteten. „Da der Rahmen auf 3000 Euro pro Woche beschränkt ist, war danach Schluss. Hätte ich nicht alles sofort gemerkt, hätten sie am Sonntag die nächsten 3000 Euro für die kommende Woche holen können.“ Traudl Loacker ist ob der kriminellen Professionalität der Täter noch heute fassungslos. „Gelernt hab’ ich von der ganzen Sache zwei Dinge: Ich werde beim Eintippen eines Bankomatcodes ganz genau darauf achten, dass niemand hinter mir steht. Und ich werde mich nicht mehr von Unbekannten so ablenken lassen, wie ich das an jenem Samstag vor dem Supermarkt getan habe.“

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