Oder an die Arbeit des britischen Tanzpädagogen Royston Maldoom, der mit Jugendlichen aus aller Welt Tanzaufführungen erarbeitet. Ein ähnliches, aber fiktives Projekt – das anfangs wider Willen zustande kommt – schildert der Regisseur und Co-Autor Ansgar Ahlers in seiner Tragikomödie “Bach in Brazil“.
Bach in Brazil – Die Handlung
Ahlers liebevoll gemachter, nicht völlig klischeefreier Spielfilm-Erstling errang bei seiner Weltpremiere auf dem Filmfest Emden im Juni 2015 gleich zwei Publikumspreise. Der deutsche Bühnen- und Leinwandstar Edgar Selge (67, “Inside Wikileaks”) verkörpert darin feinfühlig einen alternden, erfolglosen Musiklehrer, der unversehens in Brasilien eine zweite Chance bekommt. Aus seinem niedersächsischen Heimatort Bückeburg reist der einsam Lebende dorthin, weil ein ausgewanderter Jugendfreund ihm eine wertvolle Abschrift von Bachs “Arioso” vermacht hat.
Bald findet der schrullige Mann sich in der barocken Altstadt von Ouro Preto als Chef eines kleinen Orchesters aus jugendlichen Strafgefangenen wieder. Die können zwar keine Noten lesen – dafür aber mit Feuereifer klassische Kompositionen mal traditionell, mal südamerikanisch-leidenschaftlich intonieren. Ihr musikalischer Leiter blüht mit ihnen auf und schafft es am Ende sogar, sie alle nach Deutschland mitzunehmen – zum Auftritt beim Bachfest des Fürsten Schaumburg-Lippe in dessen prächtigen Bückeburger Schloss. Dort hatte der Bach-Sohn Johann Christoph Friedrich ab 1750 als Hochgräflich Schaumburg-Lippischer Cammer Musicus gewirkt – und zufällig auch Selge einige Jugendjahre verbracht.
Bach in Brazil – Die Kritik
Die märchenhafte Geschichte, die auch vom Charme der Jungdarsteller lebt, hat Ahlers (40) immer wieder in ein warmes Licht getaucht. Wohl um den Optimismus zu suggerieren, der angebracht ist, wenn jugendliche Loser auf einen Älteren ohne Zukunft treffen – weil dadurch etwas völlig Neues und Wertvolles entstehen kann. Das zu erleben, vermag im Kino Klein und Groß sicher gute Laune zu machen. Allerdings muss man dabei auch Nachsicht üben, denn manch Dialogzeile und schauspielerische Leistung haben nicht den Rang der didaktischen Absichten des Films. Allein die Vorstellung von armen, kleinkriminellen brasilianischen Kindern, die alle den Tanz und den Samba im Blut haben, hat am Ende auch etwas Stereotypes.
(APA)
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