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Babyphon im Schafstall

Siebzig Lämmer hat Schafbauer Michael Haider diesen Sommer in die Welt befördert.

Michael Haider ist in einem gemütlichen alten Bauernhof in Kennelbach zu Hause. An der Tür wird man von Haushund Pepi bereits freudig bellend begrüßt. Neben dem Hof steht ein geräumiges Zelt, mit Stroh ausgelegt: Hier wohnen dreißig Schafdamen, „dMoatla“, wie der Hausherr sie liebevoll nennt, gemeinsam mit Bock Camillo. Der ehemalige Stall wurde umgebaut, hier wird jetzt Käse produziert. Haider führt einen von drei Milchschafbetrieben in Vorarlberg.

Vom Hobby zum Beruf

Früher arbeitete Michael Haider als Kellner und in einer Zoohandlung, hält sich aber schon seit vielen Jahren Geißen und Schafe. 2010 entschloss er sich schließlich, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Nach einigen Monaten „Testphase“, wagte er im Frühling dieses Jahres endgültig den Schritt in die Selbstständigkeit und kann heute einen erfolgreichen Ein-Mann-Betrieb sein Eigen nennen. In dieser Zeit experimentierte er mit verschiedenen Schafmilchprodukten: „Ich habe mir alles selber angeeignet.“ Unter dem Motto „Natur, die schmeckt“ bietet der Autodidakt heute Frischkäse, Joghurt und Wurstwaren an. Auch Felle, Decken und Kissen gibt es zu kaufen. Eine Besonderheit im Sortiment ist die schockgefrorene Rohmilch, die so bis zu sechs Monate haltbar ist. „Für Kuhmilchallergiker ist Schafmilch eine gute Alternative, da sie leichter verträglich ist“, weiß Michael Haider. Außerdem werde der Schafmilch eine krebsvorsorgende Wirkung nachgesagt. Seine Produkte verkauft er auf Märkten in der Region oder in seinem kleinen Ab-Hof-Laden. Auch sonst sind Gäste stets willkommen: „Jeder soll die Möglichkeit haben, zu schauen, wo meine Produkte herkommen.“ Landwirtschaft mit Herz Von der Stallarbeit bis hin zur Vermarktung macht der 30-Jährige alles selbst. „Die Selbstversorger-Idee hat mir immer schon gefallen“, lacht er und fügt hinzu: „Gesunde Lebensmittel zu produzieren, die ich selber essen kann, das war mir immer schon ein Anliegen.“ Dass die Tiere artgerecht gehalten werden, ist für Michael Haider eine Selbstverständlichkeit. Man spürt die Freude und Begeisterung, wenn er von seinen Schafen spricht. Im Frühling platzierte er sogar ein Babyphon im Stall, um ja nichts zu verpassen. Siebzig Lämmer sind dieses Jahr auf die Welt gekommen, der Schafbauer war bei allen Geburten dabei. Auch als Züchter konnte Haider, der Mitglied beim Schafzuchtverband Vorarlberg ist, bereits Erfolge feiern. „Die ersten acht Schafe haben wir persönlich bei Züchtern in Ostfriesland gekauft und nach Vorarlberg gebracht“, erzählt er. Mittlerweile züchtet er selbst. Wichtig ist ihm dabei nicht nur eine gute Milchleistung, sondern vor allem, dass die von ihm produzierte Milch höchste Qualität erreicht.

Im Einklang mit der Natur

Ein Leben ohne seine kleine Herde könnte sich der passionierte Schafbauer nicht mehr vorstellen, eine Vergrößerung seines Betriebs strebt er jedoch nicht an: „Ich möchte alles noch selber machen können und meine Lebensqualität bewahren.“ Reich werden könne man dabei nicht, aber das sei ihm auch nicht so wichtig. Viel mehr zählt für ihn das Leben mit den Tieren, mit der Natur. Was ihn immer schon fasziniert habe, sei, dass es in den Balkan-Ländern Menschen gibt, die sich hauptsächlich von Schafmilch und -fleisch ernähren, uralt werden und trotzdem vor Gesundheit strotzen. „So möchte ich auch einmal werden“, meint er schmunzelnd.

ZUR PERSON

Michael Haider Schafbauer und -züchter in Kennelbach Geboren: 5. Mai 1980 Laufbahn: arbeitete früher als Kellner und in einer Zootierhandlung, heute Chef eines Ein-Mann-Milchschafbetriebs Interessen: Alles rund ums Schaf Homepage: www.milchschafe.at

(VN)

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