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Ayurveda-Reise nach Südindien

Eine Reise zum "Ich"
Eine Reise zum "Ich" ©VN/ Klara Kilian
Eine Ayurveda-Reise nach Südindien gleicht einer Reise zum Ich, bringt gesundheitlich auf Vordermann und öffnet tiefe Einblicke in die indische Mystik.
Indische Impressionen

„Leave your life here“ – dieses Schild begrüßt den Neuankömmling an der Rezeption des sagenumwobenen Ayurveda-Palastes Kalari Kovilakom im südindischen Bundesstaat Kerala. Hier wird das purste, authentischste und strikteste Ayurveda praktiziert – und genau wegen dieser uralten, indischen Gesundheitslehre pilgern Europäer hierher.

„Leave your life here“

So ist die Aufforderung am Schild durchaus ernst gemeint und wird gleich vollzogen: Sanft lächelnde dienstbare Geister entledigen uns unserer Straßenschuhe und Überkleidung. Statt dessen werden uns „vegetarische“ Flip-Flops aus Pflanzenfasern (Leder widerspricht dem ayurvedischen Gedanken) und ein weißer, weit geschnittener Leinenanzug gereicht. Die kommenden Tage werden wir – wie alle maximal 36 Kurgäste – diese traditionelle Yogakleidung tragen. Doch nicht nur das äußere Erscheinungsbild ist während der 14- bis 21-tägigen Ayurveda-Kur anders. Unser ganzes Leben wird umgekrempelt werden – inklusive unserer Gesundheit. Da ist der weiße „Anstaltspyjama“ noch das geringste Zugeständnis.

Viel schwerer tun sich entdeckungshungrige Indienneulinge mit der Hausordnung, die besagt, dass man das zehn Hektar große Anwesen des märchenhaften Maharadscha-Palastes nicht verlassen darf – nicht einmal für kurze Besichtigungstouren. Noch stört uns das nicht, wir sind ja gerade erst angekommen und plumpsten, erschöpft von zehn Stunden Flug und drei Stunden Autofahrt vom Flughafen Kochi ins Hügelland des Landesinneren Keralas, in die Betten der herrlichen Palastsuiten, die jedem Maharadscha zur Ehre gereichen.

Tagwache mit Yoga

Der nächste Tag beginnt früh – bereits um 5.45 Uhr. In der Morgendämmerung huschen aus allen Himmelsrichtungen weiß gewandete Schatten durch die erwachende Gartenanlage Richtung Meditationstempel zur Yoga-Lektion. Die Stunde vor Sonnenaufgang ist laut Indischer Heilslehre die energiereichste, doch wir Europäer tun uns schwer, im Türkensitz auf den grell-orangen Matten hockend, die Atmung in den Bauch zu lenken.

Wir versuchen, den Yogalehrer zu imitieren, singen „Om“, stopfen uns die Zeigefinder in die Ohren und summen die „Biene“. All das wirkt für uns Ungeübte ein wenig bizarr. Dann hält Yogi Rajesh inne, schaut uns groß an und meint: „This is the real beauty of India.“ Erst jetzt realisieren wir: Die blutrote Sonne schiebt sich langsam über den Horizont, Gartenanlage und Palast funkeln taufeucht im goldenen Morgenlicht, stimmgewaltige Tropenvögel intonieren ihr Morgenlied, Kokospalmen und majestätische Mangobäume rascheln in der sanften Brise, Eichhörnchen und kleine Affen huschen von Ast zu Ast. Es ist ein wahrhaft magischer Moment, den man nicht so schnell vergessen wird – man muss ihn sich nur bewusst machen. „Awareness!“ lautet denn auch das oberste Gebot des Yoga. 


Viel mehr als Wellness

Nach dem Yoga freuen wir uns aufs Frühstück – doch das ist karg: eine halbe Papaya, trockenes Fladenbrot. Zum Aufwachen scharfes, heißes Ingwer-Wasser, gefolgt von Kräutertee. Genauso zwingend wie das morgendliche Yoga und Meditationen gehört die dosha-gerechte, individuell abgestimmte Ernährung zur Ayurveda-Kur. Wer bis zur ärztlichen Erstuntersuchung bei Dr. Jouhar Kanhirala dachte, Ayurveda sei nur eine Wellness-Modeströmung mit öltriefenden Massagetechniken, wird eines Besseren belehrt. Ayurvedische Kost ist grundsätzlich streng vegetarisch, oberstes Gebot ist der Verzicht auf Weißmehl, raffinierten Zucker und weitgehend auf Salz – die sogenannten „drei weißen Gifte“.

Die Tage im Kalari Kovilakom plätschern in der feuchtheißen Schwüle Südindiens träge dahin, die Gäste sind mit den zahlreichen Anwendungen und dem anschließenden Ruhen im Palastpark genug beschäftigt. Jede Anstrengung wie Sport, Schwimmen oder Sonnenbaden ist strikt untersagt. Dafür steht jeden Tag ein Gespräch mit dem Arzt sowie vier bis fünf Anwendungen auf dem Stundenplan.

Ayurveda in Indien muss aber nicht so strikt und klinisch sein wie im Kalari Kovilakom – alle Abstufungen an Intensität sind in den zahlreichen Luxus-Resorts, die sich auf Gesundheitstourismus spezialisiert haben, möglich. Mehr Urlaubsspaß bedeutet aber auch sinkende gesundheitliche Effizienz … 


Ayurveda ist eine uralte Gesundheitslehre

„Ayur Veda“ bedeutet „Wissen um das Leben“ und ist ein 5000 Jahre altes, holistisches medizinisches System. Ayurveda und Yoga sind eng verwandt, beide stammen aus der vedischen Philosophie. Ziel ist die Harmonie von Geist, Körper und Seele. Anders als die allopathische Medizin des Westens, die das Leiden bekämpft, betrachtet Ayurveda den Menschen ganzheitlich und leitet den Organismus zur Selbstheilung an. Ayurveda hilft hervorragend und sanft gegen alle Arten moderner Zivilisationskrankheiten – vor allem bei neurologischen Erkrankungen, Arthritis, Stoffwechselstörungen, degenerativen und Lebererkrankungen, Hautproblemen sowie Störungen aufgrund eines schlechten Lebensstils und Burn-out. Die britischen Kolonialherren untersagten Ayurveda wegen der Nähe zu „martial arts“ (Kampfkünste), doch speziell in Kerala/Südindien konnte die Tradition bewahrt werden und erfuhr von hier aus in den 1960er- und 1970er-Jahren eine Renaissance. 


Die schönsten Ayurveda-Resorts in Südindien

Kalari Kovilakom: Luxuriöser Maharadscha-Palast mit antikem Mobiliar im Hügelland von Kerala bei Palakkad mit sehr strengem, authentischen Ayurveda auf höchstem Niveau (www.kalarikovilakom.com).
Swa Swara: Traumhaftes, luxuriöses Yoga- und Strandresort bei Gokarna, Bundesstaat Karnataka mit vielfältigen Urlaubsangeboten und ausgezeichnetem Ayurveda-Standard (www.swaswara.com, www.cghearth.com).
Somatheeram Ayurvedic Resort: Weltweit erstes Ayurveda-Resort bei Kovalam, Kerala, das direkt am Strand sehr authentisches Ayurveda mit zahlreichen Auszeichnungen bietet (www.somatheeram.in).

 

REISEINFOS

Anreise: Emirates fliegt täglich ab Wien, München und Zürich über Dubai nach Kochi (Cochin), Kozhikode (Kalikut) oder Thiruvananthapuram (Trivandrum) in Kerala/Südindien.
Einreise: Österreicher brauchen für die Einreise einen noch mindestens sechs Monate gültigen Reisepass sowie ein Visum – dieses erhält man bei der Indischen Botschaft in Wien (50 Euro). Infos im Internet unter www.indianembassy.at.
Allgemeine Infos: India Tourism in Frankfurt, Tel. +49 69 242949-0, E-Mail: info@india-tourism.com, www.india-tourism.de (inkl. Liste empfehlenswerter Ayurveda-Resorts). zu Kerala: www.kerala-tourism.net
Tipp: Spezialist für Ayurveda-Reisen nach Indien (und andere Destinationen) ist Neue Wege Reisen in Deutschland (www.neuewege.com, Tel. +49 2255 95 91-0).

 

VN

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