Wenn ich steh an der Bar und ich habe kein Geld sang Bobbejaan vor vierzig Jahren. Ganz so lange wirteten Christian und Kaspar Greber zwar nicht im Gösser, aber immerhin sorgten sie 28 Jahre lang für gepflegtes Bier und die dazu unverzichtbare Unterlage. Und an der Bar stehen und dürsten musste am Sonntag Abend auch niemand, selbst wenn er kein Geld eingesteckt hatte, denn ab 18 Uhr hieß es Austrinken.
Sie waren alle gekommen: Die Nachbarn, die Stammgäste, der Gösser-Theaterstadl der mit der Wirtschaft nicht nur seine Heimat, sondern auch seinen Namen verloren hat, die Handballer und je später die Stunde, desto illustrer wurden die Gäste. Aus den Zapfhähnen floss der Gerstensaft zum letzten Mal, falls nicht doch ein kleines Wunder geschieht und die Brau AG einen Pächter findet, der Millionen für die Renovierung locker machen kann und vor allem auch möchte. Unser Stammtisch in der Zirbenstube wird uns abgehen, hier haben wir zu manch fröhlicher Stunde in ausgelassener Runde die Siege unserer Mannschaft gefeiert, meinte wehmütig LAbg. Roland Frühstück, der mit seinen Handballern zum Abschiedfeiern gekommen war. Und wenige Tische weiter erinnerte sich Walter Schneider an so manchen Jass, den er im Gösser geklopft hatte.
Bälle und rauschende Feste
Rauschende Fest wurden im Gösser gefeiert, für Bälle bot der Gösser-Saal die geeignte Lokalität, und in Spätherbst und Winter strapazierten die Spiellust 47 und der Gösser Theaterstadl die Lachmuskeln der Besucher. Mit Wehmut blickt Caroline Fürst auf die Jahre zurück, die sie mit ihren Kollegen auf der Bühne des Gösser-Saals gestanden ist. Als Caroline Rhomberg begann sie ihre Karriere bei der Spiellust, als Caroline Fürst gehörte sie zu den Mitbegründern des Theaterstadls. Einen Gösser Theaterstadl wird es nicht mehr geben, aber aufgeben möchte die Gruppe dennoch nicht. Als Bregenzer Theaterstadl wird sie Anfang 2012 auf die Bühne zurückkehren.
Christian Greber, der mit seiner Frau Brigitte vor 28 Jahren das Gösser übernahm, stand am letzten Abend wieder, wie damals, am Zapfhahn. Viel Chancen hatte man uns nicht eingeräumt, erinnert er sich an die Neueröffnung des Lokals. Zu oft hatten die Pächter zuvor das Feld geräumt, denn schon damals war das Gösser ein Sanierungsfall. Bürgermeister Fritz Mayer fürchtete, dass es nicht möglich sein würde, den Betrieb erfolgreich zu führen und doch sind es 28 Jahre geworden. Er wird weiter am Gebhardsberg wirten und das Catering betreuen. Wir werden den Gebhardsberg auch im Winter geöffnet halten, erzählt er und hofft, dass sich viele Gäste zu ihm hinauf verirren werden.
Seinen Bruder Caspar hatte Christian 1991 ins Gösser geholt. Was er weiter machen wird, weiß er noch nicht. Vorerst einmal ausruhen. Und wie es mit dem Gösser weitergehen wird, das weiß heute noch niemand. Man muss schon eine ganze Menge Geld in die Hand nehmen, um das Haus wieder auf Vordermann zu bringen. Rund zwei Millionen Euro, meint Caspar Greber. Und da ist dann die Gefahr sehr groß, dass ein möglicher Investor die Bagger auffahren lässt und damit die 370-jährige Geschichte der Gastwirtschaft ein unrühmliches Ende findet.
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